Kinder aus Burkina Faso

Die Kinderrechte in Burkina Faso konkretisieren

Effektive Kinderrechte sind eine wichtige Aufgabe, die  die gesamte Zivilgesellschaft betrifft. Burkina Faso muss ungeachtet der Ausprägung der Armut der Bevölkerung dringend die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten reduzieren und für die  jungen Mädchen eine Umgebung sicherstellen, die die Entwicklung ihres vollen Potenzials ermöglicht und ihr Selbständigwerden garantiert.

Index der Realisierung von Kinderrechten: 5.29/10
Schwarz Stufe:
sehr Schwierige Situation

Bevölkerung: 20,32 Millionen

Bevölkerungsanteil der 0-14 Jährigen: 44,6%

Lebenserwartung: 61 Jahre

Sterblichkeitsrate bei Kindern unter 5 Jahren: 87‰

Burkina Faso auf einen Blick

Burkina Faso ist ein Land ohne Zugang zum Meer und erstreckt sich auf 272.967 km². Mitten im Herzen von Westafrika  an der Nigerschleife gelegen, wird dieses Land im Norden und im Westen von Mali, im Osten von Niger, und im Süden von Benin, Togo, Ghana und der Elfenbeinküste begrenzt.

Die Bevölkerung von Burkina Faso wird auf 20.321.378 geschätzt (Weltbank, 2019). Die Hauptstadt von Burkina Faso, Ouagadougou, erlebt eine außergewöhnliche Bevölkerungsentwicklung, und beherbergt daher 12% der gesamten Bevölkerung des Landes (EDSBF-MICS IV, 2010).

Danach kommen die Regionen Hauts-Bassins mit 11% und Boucle du Mouhoun mit 10% (EDSBF-MICS IV, 2010). Die Bevölkerung von Burkina Faso ist  stark durch  ihre Jugend  gekennzeichnet, das Durchschnittsalter liegt bei 21,8 Jahren;  so repräsentieren  die  Kinder unter 14 Jahren 44,6% der Bevölkerung (Weltbank, 2019).

Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Das Armutslevel schlägt sich in einer schwachen sowohl ökonomischen als auch sonstigen Entwicklung der Menschen  nieder. 2015 sah das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen das Land auf dem 183. Rang des Entwicklungsindex bei insgesamt 188 Ländern. Mehr als 55% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze.

Außerdem sind die unsichere  Nahrungsmittelversorgung (CDAC & H2H, n.d.), die schlechte Qualität der Bildung, die relativ hohe Armutsrate sowie die sehr hohe Sterblichkeit (vor allem bei Müttern und Kindern) einige der Herausforderungen, denen sich Burkina Faso stellen muss, wenn es die Lebensbedingungen seiner Bevölkerung im Allgemeinen und die der Kinder im Besonderen verbessern will (Educo, 2017).

Status der Kinderrechte [1]

Burkina Faso hat sein Engagement für die Sache der Kinder mehrfach zum Ausdruck gebracht. Es hat am Weltkindergipfel in New York 1990 teilgenommen, und hat internationale Verträge, wie die Kinderrechtskonvention, ratifiziert, welche Kinderrechte proklamieren und garantieren. Diese Verpflichtung ist Anlaß für verschiedene Aktivitäten und einer Politik, die auf die Förderung und den Schutz der Kinderrechte ausgerichtet sind. Die Politik der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in Burkina Faso setzt sich entsprechend für bestimmte Dinge ein, wie die verbesserte Nahrungsmittelversorgung der Kinder, die Reduzierung der Kindersterblichkeit, die Schutzbedürftigkeit der Haushalte, sowie den Zugang für Kinder und deren Mütter zu grundlegenden sozialen Leistungen.

Diese Politik macht so die Realität deutlich, in der sich die Kinder von Burkina Faso zahlreichen Herausforderungen gegenüber sehen. Angesichts der Jugend der Bevölkerung, sind die Kinder diejenigen, die am meisten unter der Armut leiden. Geschlechtsbezogen sind von Armut 52% Frauen und 48% Männer betroffen (Internationale Behörde für Kinderrechte, 2017). Der Bereich der Bildung stellt  eine bedeutende Herausforderung für das Land dar, das das Recht auf Bildung zur Priorität machen will, indem es eine Politik mit dem Fokus auf Bildung für den Zeitraum von 2014 bis 2023 etabliert hat.

Sozialer Schutz auf Kinder ausgerichtet

Burkina Fasos Kinder, die  im Landesinneren leben, sind am stärksten von Armut betroffen. Armut bleibt hier ein Phänomen, das vor allem die ländlichen Gebiete betrifft. Tatsächlich trugen diese 2003 mit 92% zur weltweiten gesamten Inzidenz der nationalen Armut bei (WETTA & KONÉ, n.d.). Dies verlangt nach einer besonderen Aufmerksamkeit angesichts der Tatsache, dass die Zahl  der Kinder pro Haushalt in ländlichen Gegenden höher  ist als in städtischen.

Diese Realität zeigt, dass die Kinderarmut wesentlich größer ist als der nationale Durchschnitt. Eine Politik des sozialen Schutzes, speziell für Kinder, die aber auch gleichzeitig die Haushalte unterstützt, zu veranlassen und in die Tat umzusetzen, ist von essentieller Bedeutung.

Das System des auf Kinder ausgerichteten sozialen Schutzes, macht sich in den Programmen der sozialen Netzwerke in Burkina Faso bemerkbar. Die sozialen Sicherungsnetzwerke haben  zum Ziel, die Familien vor Folgen von Naturkatastrophen, wirtschaftlichen und anderen Krisen zu schützen (Weltbank, n.d.).

Quer durch Burkinas nationaler Politik des sozialen Schutzes lassen sich mehrere Initiativen von sozialen Netzwerken feststellen, welche darauf ausgerichtet sind, den Zugang zu grundlegenden sozialen Leistungen voranzutreiben. Dies geschieht vor allem durch monetäre und geldwerte Leistungen oder auch Sachleistungen. (Burkina Faso, 2012).

Die monetären und geldwerten Leistungen kommen vor allem Waisenkindern und besonders schutzbedürftigen Kindern zugute, aber auch armen Haushalten; die Kriterien der Beihilfefähigkeit sind das Armutslevel  sowie    die Existenz von schutzbedürftigen Kindern und Waisenkindern in den Familien, die von den Leistungen profitieren (Burkina Faso, 2012).

Die sozialen Sicherungsnetzwerke haben so einen positiven Einfluss auf die Gesundheit, aber auch auf die Bildung der Kinder. Darüber hinaus ist es wichtig hervorzuheben, dass ungefähr 20% der schutzbedürftigen Haushalte in Burkina einer chronisch unsicheren  Nahrungsmittelversorgung ausgesetzt sind (Burkina Faso, 2012). Die Behörden bemühen sich, dieser unsicheren Versorgung mit Nahrungsmitteln besonders durch Sachleistungen entgegen zu wirken.

Die Sachleistungen bestehen vor allem aus Nahrungsmitteln und schulischem Bedarf. Vier Strategien zur Verbesserung der Nahrungsmittelversorgung werden momentan in Burkina Faso umgesetzt; es handelt sich um den Verkauf von Nahrungsmitteln zu subventionierten Preisen, die gezielte Verteilung von kostenlosen Lebensmitteln, Programme zur gesunden Ernährung und Programme für Schulkantinen (Burkina Faso, 2012). Was die Verteilung der Dinge für den Schulbedarf betrifft, so besteht diese aus der kostenlosen Verteilung von Schulbüchern und der Ausstattung der Grundschulen. Diese Programme haben zum Ziel, die Beschulung erheblich zu steigern. 

Auf die Bedürfnisse der Kinder reagieren

Das Recht auf Gesundheit

Die Gesundheit ist entscheidend für eine gute Kindesentwicklung. Ein Recht auf Gesundheit, von dem jedes Kind profitiert, muss also eine absolute Priorität der Regierung von Burkina sein. Vom juristischen Standpunkt her hat  das Recht auf Gesundheit eine gewisse Entwicklung  in Burkina Faso durchgemacht. Am 23. Juli 1990 hat Burkina Faso die internationale Kinderrechtskonvention ratifiziert.

Außerdem muss man klarstellen, dass Burkina in seiner Verfassung das Recht auf Gesundheit und auf Schutz der Kindheit anerkennt. In Burkina Faso existiert daher etwas, was für Westafrika außergewöhnlich ist und einen Vorsprung bezüglich Fortschritt der Gesundheit darstellt, nämlich ein Gesetz über die öffentliche Gesundheit.

Dieser vermehrte juristische Schutz ist für das Land die Basis für eine schrittweise Verwirklichung des Rechts auf Gesundheit. In der Praxis jedoch gibt es in Burkina manche Probleme, die die Umsetzung des Rechts auf Gesundheit zum Wohle der Kinder hinsichtlich ihrer Schutzbedürftigkeit behindern.

Ein Haupthindernis in der Realisierung eines Rechts auf Gesundheit in Burkina Faso ist, dass sich viele die Leistungen des Gesundheitssystems nicht leisten können. Die Armut betrifft, wie erwähnt, einen großen Teil der Bevölkerung. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat die burkinische Regierung die Finanzierbarkeit der Leistungen des Gesundheitssystems für die Bevölkerung zur Priorität gemacht, indem die finanziellen Lasten für die Bevölkerung, durch mehr kostenloseMaßnahmen und die Subventionierung bestimmter Leistungen und Behandlungen gemindert werden. Einige dieser Maßnahmen richten sich an Kinder.

Es handelt sich hierbei unter anderem um die kostenlose Behandlung der schweren Malaria bei Kindern unter 5 Jahren in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen, um kostenfreie Impfungen bei Kindern unter einem Jahr und um die kostenlose Versorgung mit Vitamin A bei Kindern unter 5 Jahren, oder auch um die kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen für schwangere Frauen (Burkina Faso 2012).

Die Maßnahmen der Regierung von Burkina zeigen also ihr Engagement, den Kindern ein Recht auf Gesundheit zu garantieren. Nichts desto trotz müssen diese Maßnahmen besonders in Hinsicht auf die arme Bevölkerung, die noch mehr Bedarf bezüglich der Gesundheit  hat, der aber gleichzeitig die Mittel  für das Erlangen von Gesundheitsleistungn fehlen, verstärkt werden. Die finanziellen Barrieren im Gesundheitssystem abzubauen,muss also eine absolute Priorität für die Behörden in Burkina Faso bleiben.

Recht auf Bildung

Das Handeln der burkinischen Regierung bezüglich der Bildung sollte nicht unbeachtet bleiben. In seinem Streben, das Recht auf Bildung zu stärken, verankerte der Staat Burkina Faso die kostenlose Bildung für alle Kinder zwischen 6 und 16 Jahren in einem Rahmengesetz zur Bildung, das den Eckpfeiler des Bildungssystems in Burkina darstellt, welches am 30. Juli 2007 in Kraft getreten ist (Gesetzesblatt, 2007-09-20, Nr. 38, Gesetz Nr. 013-2007/AN, Gesetz mit Bildung als Zielsetzung). Diese Verfügung soll den universellen Zugang zum Bildungssystem garantieren und die Belastungen der armen Haushalte aufgrund der Ausbildung der Kinder vermindern.

Jedoch kommt man nicht umhin, klarzustellen, dass die Situation der Bildung in Burkina Faso unbefriedigend bleibt. Der Staat hat Mühe, Bildung für alle zu garantieren und für viele Kinder ist das formale Bildungssystem außer Reichweite (EDSBF-MICS IV, 2010); dies ist vor allem der Fall bei Kindern mit Behinderungen, für die der Zugang zur Bildung problematisch bleibt.

Dies ,ist eine Hypothek für ihre Zukunft, besonders für ihre Möglichkeiten der sozio-professionellen Integration (Educo, 2020). Außerdem stellen die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten und der Zugang zur Bildung für schutzbedürftige Kinder und solchen, die in ländlichen Gebieten leben, große Probleme dar, die die Aufmerksamkeit der Regierung in Burkina erfordern (Internationale Behörde der Kinderrechte, 2017).

Recht auf Identität

Bevor ein Kind seine staatlich geschützten Rechte wahrnehmen kann, muss es gemeldet sein; mit anderen Worten, das Kind im Geburtenregister zu melden, heißt, sein Recht auf Identität  zu verwirklichen. In Burkina Faso wird die Meldung der Geburten durch Artikel 56 des Gesetzes Zatu an VII (13 bis 16. November 1989 über die Einführung und Anwendung eines Personen- und Familienrechts in Burkina Faso) geregelt.

Die Anzahl der Kinder unter 5 Jahren, die amtlich gemeldet sind, liegt bei 77% (EDSBF-MICS IV, 2010). Diese Zahl impliziert  , dass es noch enormer Anstrengungen bedarf, das Recht auf Identität eines jeden Kindes zu garantieren. Die Ungleichheiten bezüglich der Meldung von Geburten  sind Milieu- und Wohnortabhängig.

Daher sind Kinder aus ländlichen Milieus proportional weniger häufig beim Standesamt registriert als solche aus städtischen (74% zu 93%) (EDSBF-MICS IV, 2010). Die Kinder, die aus den Regionen des zentralen Westens oder besonders diejenigen, die aus der Sahel-Region stammen, werden weniger häufig dem Geburtenregister gemeldet. Entgegengesetzt verhält es sich im Zentrum des Landes und in Ouagadougou, wo mit 93%  eigentlich fast alle Geburten registriert werden. 

Außerdem haben registrierte Kinder in Burkina Faso nicht immer eine Geburtsurkunde, sei es, dass diese verloren gegangen oder den Eltern nicht ausgehändigt worden ist. Hier müssen bestimmte Regionen betrachtet werden, wie der Osten und der zentrale Süden, die 51,8% respektive 29,9% an Registrierungen melden, bei denen die Geburtsurkunde als Nachweis fehlt (EDSBF-MICS IV, 2010).

Zuletzt muss die wirtschaftliche Situation der Familien beachtet werden, die  einen wichtigen Faktor bei der Geburtenregistrierung darstellt. Der Prozentsatz der Registrierungen bezogen auf das ärmste Fünftel der Bevölkerung beträgt 62%. Dies steht in Gegensatz zu Familien, die sich in einer besseren wirtschaftlichen Lage befinden, bei denen der Prozentsatz bei 95,2% liegt (EDSBF-MICS IV, 2010).

Es ist daher dringend nötig, um Kindern soziale Vergünstigungen, einen Zugang zu Gesundheitsleistungen, zur Bildung, ein Erbrecht und viele andere Vorteile  zu garantieren, ihnen zunächst das Recht auf ihre Identität zu gewährleisten.

Risikofaktoren Die speziellen Herausforderungen des Landes

Kinderarbeit

Gemäß Artikel 32 der Kinderrechtskonvention hat das Kind das Recht, vor jedweder Arbeit geschützt zu werden, die seiner Gesundheit, seiner Bildung oder seiner Entwicklung schadet. In Burkina Faso bleibt Kinderarbeit ein großes Problem, welches Folgen für die Kindesentwicklung sowie einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die ökonomische und soziale Entwicklung des Landes hat. Das Thema Kinderarbeit ist insofern umso dringlicher, als gemäß der Internationalen Organisation für Arbeit, Burkina Faso zu den afrikanischen Ländern gehört, die einen sehr hohen Prozentsatz an Kinderarbeitern hat, nämlich 51,05%. Kinder arbeiten in verschiedenen Branchen.

Es handelt sich hierbei vor allem um den landwirtschaftlichen Sektor (69,2%), Hausarbeit (19,2%), den Handel (5,6%) und die Goldminen (2,3%) (Internationale Behörde für Kinderrechte, 2017). Die schlimmsten Formen der Kinderarbeit finden sich bei der Ausbeutung der Kinder auf den Baumwollfeldern, im Steinbruch und in den Goldminen. Die physische und emotionale Entwicklung dieser Kinder wird durch diese gefährlichen Arbeiten ernsthaft beeinträchtigt .

Durch ihre Armut zu solcher Arbeit gezwungen, sind die Kinder zwei verschiedenen Risiken ausgesetzt, nämlich der Toxizität von Quecksilber in den Goldminen, und den chemischen Produkten und anderen Giftstoffen in der Baumwollindustrie. Diese schweren Bedingungen sind schlimmer für Mädchen, deren Arbeitsbelastung oft härter ist als die der Jungen.

Die Mädchen sind zudem Opfer von vielerlei Arten  sexistischer Gewalt. Da ihnen der Schutz fehlt, sie ihre Rechte nicht kennen und gefangen sind in der Tradition der Unterwerfung, hüllen sich die, die unter Gewalt leiden, in Schweigen (BIT, 2013). Die Leiden, denen die Kinder ausgesetzt sind, sind offensichtlich völlig entgegengesetzt zu den beschlossenen Maßnahmen der Konvention n°182 der Internationalen Arbeitsorganisation, welche am 25. Juli 2005 von Burkina Faso ratifiziert worden ist.

Ungeachtet des Ernstes der Lage kommt man aber nicht umhin, festzustellen, dass Burkina Faso im Kampf gegen die schlimmsten Formen der Kinderarbeit Fortschritte gemacht hat. So hat die Regierung nun ein nationales Programm und einen Fahrplan für den Kampf gegen die Kinderarbeit in den Goldminen und den Steinbrüchen von 2015 bis 2019 erlassen.

Ihre Umsetzung machte eine Begleitung der Familien im Prozess der familiären und sozialen Reintegration und eine Rehabilitation der Kinder möglich,  die in der Goldgewinnung arbeiten und auch dort vor Ort leben. So konnten 6926 Kinder aus dem Goldabbau herausgeholt und bei ihrer sozialen und familiären Wiedereingliederung begleitet werden (Burkina Faso, 2018).

Diese Bemühungen sind noch lange nicht ausreichend, um diesem Übel ein Ende zu bereiten. Die anhaltend beschämende Situation, die die Kinder so schwer beeinträchtigt, hat zur Folge, dass die Bemühungen der Regierung bezüglich Schulausbildung der Kinder behindert werden und die Kinder in einen ständigen und brutalen Kreislauf der Armut geraten.

Kinderehen

In der burkinischen Gesellschafte spielt die Ehe in dem Maße eine wichtige soziale Rolle, dass sie nicht nur die Zusammengehörigkeit der Ehepartner darstellt, sondern auch die der dazugehörigen Familien. Die Ehe ist  heilig und wird anerkannt als der einzige Rahmen, in dem die Frau Kinder gebären  darf, sonst würde sie Schande über sich und ihre Familie bringen (Internationale Behörde für Kinderrechte, 2017).

So gesehen scheint die Ehe in der Gesellschaft wie ein Schutz gegen eine mögliche Schande. Eine solche Vorstellung strebt danach, die  Zwangsverheiratung von Kindern zu befürworten, die wie ein Mittel erscheint, die Ehre der Familie und des jungen Mädchens zu schützen (Internationale Behörde der Kinderrecht, 2017).

Laut UNICEF sind mehr als 52% der Frauen vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet. (Internationale Behörde der Kinderrecht, 2017). Die Heiratsversprechungen finden oft direkt nach der Geburt des Mädchens statt oder im Laufe seiner Kindheit. Dafür ist die Zahlung einer Mitgift an das Mädchen, die das Engagement der Familie des Bewerbers beweist, erforderlich (Amnesty International, 2016).

Die Folgen solcher Verheiratungen sind vielfältig und liegen in mehreren Bereichen. Auf psychologischer und physischer Ebene ist die entscheidende Frage, ob diese jungen Mädchen, die zu einer Heirat gezwungen werden, fähig sind, die physischen und mentalen Auswirkungen einer solchen Situation zu erfassen.

Die Antwort ist ganz eindeutig nein. Einige Mädchen, so berichtet es die NGO Amnesty International, können schon ab dem Alter von 11 Jahren verheiratet werden. Ihre Gesundheit ist dadurch außerordentlich gefährdet, vor allem was ihre Gebärfähigkeit betrifft. In diesem jungen Alter sind sie anfällig für lebensbedrohliche Komplikationen infolge einer Schwangerschaft.

Diese jungen Mädchen werden also ihrer sexuellen und reproduktiven Freiheit, einer entscheidenden Komponente ihres Rechts auf Gesundheit, beraubt. Außerdem stellen die Kinderehen ein sehr großes Hindernis für das Recht der Mädchen auf Bildung dar. Diese werden normalerweise gezwungen, auf ihre Ausbildung zu verzichten, was ihre Chance auf Erfolg und ein selbstbestimmtes Leben aufs Spiel setzt (Amnesty International, 2016).

Es existiert daher eine nationale Gesetzgebung, die darauf abzielt, junge Mädchen vor der Zwangsehe zu schützen. Die Zwangsehe ist ein Verbrechen, da sie durch Artikel 76 im Strafgesetzbuch untersagt ist (Internationale Behörde für Kinderrechte, 2017). Die einvernehmliche Ehe profitiert demgegenüber von einer besonderen Aufmerksamkeit bei den burkinischen Behörden, da sie durch Artikel 23 in der Verfassung und durch Artikel 234 des Personen- und Familienrechts geschützt wird (Amnesty International, 2016).

Es ist also von entscheidender Bedeutung, eine bessere Anwendung der Gesetze zum Schutz der jungen Mädchen gegen Kinderehen sicherzustellen und darüber hinaus dafür zu sorgen, dass das bislang diskriminierende Mindestalter zur legalen Eheschließung angepasst wird (17 für Mädchen und 20 für Jungen) (Amnesty International, 2016).

Weibliche Genitalverstümmelung

Das Komitee für Kinderrechte hat am 10. Juli 2013 gegenüber der Regierung Burkinas seine Sorge, was ihre mangelnde Aufmerksamkeit gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung betrifft, betont. Fast 76% der Frauen in Burkina zwischen 15 und 49 Jahren haben eine Genitalverstümmelung erlitten (Carrefour International, n.d.).

Es ist außerdem wichtig, auf das relativ junge Alter der Mädchen hinzuweisen, in dem sie beschnitten werden; tatsächlich  haben bei einer Erhebung zur Demographie und zu verschiedenen Gesundheitsindikatoren 60% der betroffenen Frauen angegeben, dass sie vor dem Alter von 5 Jahren beschnitten wurden. Genitalverstümmelungen werden überall im Land  praktiziert. Allerdings gibt es bestimmte Regionen mit besonders hoher Prävalenz.

Es handelt sich hierbei um den zentralen Osten (89,5%), Hauts-Bassins (82,3%), das zentrale Plateau (87,7%) und den zentralen Norden des Landes (86,8%) (EDSBF-MICS IV, 2010). Wie in einigen Ländern, beispielsweise Nigeria, dem Sudan und Jemen, findet sich auch in Burkina eine starke Prävalenz für Genitalverstümmelung eher in ländlichen Regionen (78% gegenüber 69% in den Städten) (Leones, 2005).

Die Folgen dieser Praktiken für die jungen Mädchen sind verheerend. Neben den psychischen und physischen Folgen bedeuten die Genitalverstümmelungen eine eklatante  Missachtung der Rechte der jungen Mädchen. Diese Praktiken untergraben ihr Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit und   auf Gesundheit- vor allem ihrer sexuellen und reproduktiven Gesundheit-, genauso wie ihr Recht auf Schutz vor jeglicher Form von Gewalt, physischer oder mentaler Gefährdung oder Brutalität (Amnesty International, 2016) .

Zwei Faktoren können das Fortbestehen von Genitalverstümmelungen in Burkina Faso erklären. Es handelt sich zum einen um die Lebenssituation der Mutter und zum anderen um deren Bildungsniveau. (UNICEF n.d.) Mütter, die selbst schon eine Genitalverstümmelung erlitten haben, lassen auch ihr Kind eher beschneiden, vermutlich wegen der sozialen Vorteile, die dies   für das Mädchen innerhalb der Gemeinschaft bedeuten könnte. 

Wenn es um einen Rückgang der Genitalverstümmelungen geht, spielt das Bildungsniveau der Mutter eine Rolle. „ Alles in allem  ist es bei Töchtern von gebildeteren Müttern weniger wahrscheinlich, dass sie, eine Genitalverstümmelung erleiden müssen, als  bei Töchtern von Müttern, die wenig oder überhaupt nicht gebildet sind.“ (UNICEF n.d.)

Verfasst von Habib Kouame

Übersetzt von Katharina Wilhelm

Korektur gelesen von Susanne Schroeder

Letzte Überarbeitung am 31. März 2021

Literatur: 

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[1]  Dieser Artikel behauptet keineswegs, einen vollständigen oder repräsentativen Bericht über die Situation der Kinderrechte in Burkina Faso zu geben; tatsächlich ist eine der vielen Herausforderungen, dass es nur wenig aktuelle Informationen  über die Kinder in Burkina Faso gibt; die meisten Informationen sind wenig glaubwürdig, nicht repräsentativ, veraltet oder einfach nicht verfügbar.