Die Verwirklichung der Kinderrechte in Benin
Benin ist eine stabile Demokratie in einer relativ unbeständigen Region, in der einige Nachbarn zur Zielscheibe von Boko Haram wurden. Trotz der politischen Stabilität kämpft das Land mit den Konsequenzen seiner unzureichenden Leistungsfähigkeit in entscheidenden Bereichen wie Gesundheits-und Bildungswesen. Dazu kommt, dass sich Benin einer weiteren Herausforderung in Form der schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen, die aus einem verbreiteten Aberglauben herrühren, stellen muss.
Index der Realisierung von Kinderrechten : 6,05 / 10
Rote Stufe : Schwierige Lage
Bevölkerung : 11,4 M.
Bev. 0-14 Jahren : 42,4 %
Lebenserwartung : 61,1 Jahre
Kindersterblichkeit : 93 ‰
Benin auf einen Blick
Benin, offiziell die Republik Benin, ist ein kleines, weitestgehend flaches Land, das in den folgenden Landesgrenzen eingebettet ist: Togo im Westen, Nigeria im Osten, Burkina Faso im Nordwesten und Niger im Norden. Mit der Bucht von Benin grenzt es im Süden an den Atlantischen Ozean. Im Süden herrscht ein feuchtes und im Norden ein semiarides tropisches Klima.
Das heutige Benin entsprach dem westafrikanischen Königreich Dahomey, welches neben anderen Aspekten vor allem für seine kämpferischen Kriegerinnen bekannt war. Dahomey beteiligte sich rege am berüchtigten Sklavenhandel in Afrika, was den Status einer Regionalmacht einbrachte. Frankreich eroberte schließlich Dahomey 1894 und Benin erlangte nur 66 Jahre später seine Unabhängigkeit wieder, im Jahre 1960.
Als Relikt seiner vorherigen Kolonialmacht ist Französisch als offizielle Sprache von Benin geblieben. Während Französisch auch die Sprache des Schulunterrichts darstellt, werden von den Einheimischen im Land vor allem Fon und Yoruba gesprochen.
Das heutige Benin ist eine der stabilsten Demokratien in der Subsahara Afrikas, mit faktisch zwei Hauptstädten, Porto-Novo als verfassungsmäßiger Hauptstadt und Cotonou als Sitz der Regierung. Während seine politische Stabilität und seine gut ausgebauten demokratischen Institutionen Bewunderung abverlangen, liegt noch viel Arbeit vor Benin was andere Bereiche betrifft.
Auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen [1]
Das Recht auf Gesundheit
45% der Bevölkerung in Benin sind Kinder unter 15 Jahren, das Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung beträgt 17 Jahre. Die Frauen in Benin bringen im Durchschnitt ab dem 20. Lebensjahr Kinder auf die Welt und haben durchschnittlich 5 Kinder. Leider ist die Kindersterblichkeit in Benin die 15.höchste der Welt, 58 von 1000 Kindern werden nicht älter als 1 Jahr.
Die Investitionen der Regierung in die Gesundheit der Kinder werden mit 31 US-Dollar als niedrig angesehen im Vergleich zum afrikanischen Durchschnitt. In Äquatorialguinea liegt man hier bei 280 US-Dollar. Stand 2015 haben nur 19% der Bevölkerung Zugang zu adäquaten sanitären Anlagen und es besteht ein hohes bis sehr hohes Risiko für hochansteckende Krankheiten wie Malaria, das Dengue-Fieber, einer Protozoen-Diarrhoe, Hepatitis A, Typhus oder einer Meningokokken-Meningitis.
Stand 2018 sind 16% der Kinder unter 5 Jahren stark untergewichtig. Das bedeutet eine Verbesserung der Rate von 33% aus dem Jahr 2014, aber deutet daraufhin, dass Armut und Not immer noch Anlass zur großer Sorge in dem Land geben. Benin muss, wie jedes Land, vor allem aber, da es der Kinderrechtskonvention zugestimmt hat, wichtige Verpflichtungen erfüllen. Unter anderem sind dies Unterernährung und Armut bei Kindern zu beseitigen.
Das Recht auf Bildung
Stand 2016 schließen Mädchen erwartungsgemäß immer noch nur 11 Jahre ihrer offiziellen Schullaufbahn ab, wohingegen Jungen durchschnittlich 14 Jahre zur Schule gehen. Dies findet Ausdruck in der Alphabetisierungsquote Benins, die bei Frauen nur 31% und bei Männer jedoch 54% beträgt. Die gesamte Alphabetisierungsquote von 42% liegt immer noch weit hinter dem afrikanischen Durchschnitt von 70% zurück. In Jahr 2016 lag Benin auf dem 106. Platz der Länder weltweit bezüglich der Gesamtinvestitionen in Bildung.
Kindergerechter Sozialschutz
Sozialer Schutz ist entscheidend um Armut bei Kindern und ihren Familien zu vermeiden und zu reduzieren, um Ungerechtigkeiten zur Sprache zu bringen und um Kinderrechte in die Wirklichkeit umzusetzen. Außerdem ist es essentiell, dass soziale Schutzprogramme auf die Verletzlichkeit der Kinder reagieren, indem sie positive Effekte für Kinder optimieren und potenzielle negative Konsequenzen minimieren.
Kinder in Benin befinden sich oft in einer Gefährdungslage, die noch verstärkt wird durch eine Reihe von Risikofaktoren, die das Wohl der Kinder und ihre Möglichkeit nach den allgemeinen Menschenrechten zu leben, stark beeinflussen. Ein kindgerechter sozialer Schutz bietet die Gelegenheit, chronische Armut, soziale Ausgrenzung und Schadensereignisse von außerhalb des Landes zu begegnen, die einen irreversiblen Einfluss auf die Kinder haben. Nur 8% von Benins Bevölkerung besitzt eine Gesundheitsversicherung, für den Fall dass sie medizinische Behandlung benötigen. Das steht in starkem Kontrast zum Vorkommen infektiöser Krankheiten in dem Land.
Benins Regierung hat versucht dieses Problem anzugehen, indem über eine halbe Million Euro in einen Aktionsplan für den sozialen Schutz investiert wurde. Trotzdem haben viele Kinder und Familien Schwierigkeiten, grundlegende soziale Leistungen zu erhalten. Daher ist es wichtig, dass die Politik, die Gesetzgebung und die Vorschriften effektiv die Sichtweise von Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen berücksichtigen, so dass die Rechte der Kinder eingehalten werden.
Risikofaktoren → Länderspezifische Herausforderungen
Kulturelle Praktiken
Die Praxis der weiblichen genitalen Verstümmelung existiert nach wie vor in einigen Gebieten Benins. Diese Beschneidungen werden unter solch prekären und unhygienischen Bedingungen durchgeführt, dass dies oft ernsthafte Konsequenzen für die Gesundheit der jungen Mädchen für Jahre zur Folge hat. Diese Praxis führt zu Infektionen, Blutungen oder anderen, bisweilen lebensbedrohlichen Komplikationen.
In manchen Regionen Benins haben bestimmte Glaubenssätze Praktiken zur Folge, die in grausamer und unmenschlicher Behandlung von Kindern resultieren. Obwohl das Land versucht hat, diesen Praktiken Einhalt zu gebieten, existieren sie nach wie vor in einigen Gebieten. Manchen Bräuchen zufolge wird ein Kind als bösartig angesehen, wenn es mit Verwachsungen geboren wurde oder seine Mutter im Kindsbett verstorben ist oder sogar wenn ein Kind als Steißgeburt zur Welt kommt.
Diese Kinder werden als abartig angesehen und einem Scharfrichter übergeben. Tötungen von Kindern werden nicht von allen Bewohnern Benins durchgeführt, und bezieht sich nur auf gewisse Glaubenssätze, die glücklicherweise selten anzutreffen sind. Nichtsdestotrotz bedeuten diese Praktiken ein ernsthaftes Problem und führen zu extremen Verstößen gegen das Recht der Kinder auf Leben.
Kinderheirat
Zwangsheirat ist nach wie vor üblich in Benin und hat das Potential die Zukunftsperspektive eines Kindes zu zerstören. Mädchen werden oft in eine arrangierte Heirat gezwungen, bevor sie die Pubertät erreichen und fähig wären, eine überlegte Entscheidung darüber zu treffen, ob und wen sie heiraten. Diese illegale Praxis steht in starkem Widerspruch zu Benins offiziellem Mündigkeitsalter, das bei 18 Jahren liegt.
Kinderausbeutung und Rechte der LGBT-Community
Leider werden über 36% der Kinder in Benin zur Kinderarbeit gezwungen. Kinder in ländlichen Gegenden dürfen entfernt verwandten Familienangehörigen, die in einer Stadt leben, überlassen werden, unter dem Versprechen auf eine gute Ausbildung und im Besonderem dem Versprechen auf den Zugang zu Schulen. Leider werden diese Kinder in manchen Fällen ausgebeutet und unter inakzeptablen Bedingungen zur Arbeit auf Baumwollfarmen oder in Granitminen gezwungen. Kinderarbeit erhöht das Risiko Opfer verschiedener Formen von Kindesmisshandlung zu werden.
Obwohl Benin im Gegensatz zu seinen Nachbarn Togo und Nigeria einvernehmlichen Sexualkontakt unter Homosexuellen nicht unter Strafe stellt, tun sich junge Menschen in Benin dennoch schwer, romantische Beziehungen aufzubauen. Denn ihr Partner riskiert eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten bis 3 Jahren, da das Mündigkeitsalter für Homosexuelle ungleich bei 21 Jahren liegt. In Benin sehen sich Homosexuelle auch sozialer Stigmatisierung und weitverbreiterter Diskriminierung ausgesetzt.
Verfasst von Matyas Baan
Übersetzt von Katharina Wilhelm
Zuletzt aktualisiert am 11. April 2020
Weitere Informationen unter:
Solidaridad con Benín – NGO in Asturias, Spain
Referenz:
Advancing Child-Sensitive Social Protection
Median Age (2015) – Our World in Data (Benin)
Social Protection Action Plan – Benin
[1] Dieser Artikel gibt nicht vor, einen vollständigen oder repräsentativen Bericht über die Lage der Kinderrechte in Benin zu geben; eine der vielen Herausforderungen besteht in der Tat darin, dass nur eine geringe Menge aktueller Information über Benins Kinder vorliegt. Diese Information ist vielfach nicht verlässlich, nicht repräsentativ, veraltet oder schlichtweg nicht existent ist.