Humanium setzt sich für die Bekämpfung von Kinderarbeit und Kinderhandel ein und beteiligt sich aktiv an mehreren Projekten, die das Ziel haben, diese Praktiken zu beseitigen und die uneingeschränkte Achtung von Kinderrechten zu gewährleisten. Humanium arbeitet eng mit der Zivilgesellschaft zusammen, um starke Partnerschaften zur Durchsetzung der Kinderrechte aufzubauen. Wir sind bestrebt, Empfehlungen und Vorschläge auf der Ebene der Vereinten Nationen zu unterbreiten.
Kinderarbeit – ein klarer Verstoß gegen die Rechte von Kindern
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) definiert Kinderarbeit als eine eklatante Verletzung der Kinderrechte. Die Kinderarbeit ist in Artikel 32 des Übereinkommens über die Rechte des Kindes festgelegt und beschreibt, dass es sich dabei um „ Arbeit handelt, die für Kinder geistig, körperlich, sozial und moralisch gefährlich und schädlich ist und die ihre Schulbildung beeinträchtigt, indem sie ihnen die Möglichkeit nimmt, die Schule zu besuchen; sie zwingt, die Schule frühzeitig zu verlassen oder von ihnen verlangt, den Schulbesuch mit verhältnismäßig langer und schwerer Arbeit zu verbinden“ (ILO, 2017).
Ferner definiert sie Kinderarbeit als „Arbeit, die Kinder ihrer Kindheit, ihres Potenzials und ihrer Würde beraubt“ (ILO, 2017). Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und des UN-Kinderhilfswerks UNICEF sind weltweit mehr als 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen (Unicef, 2022).
Humanium unterstützt die weltweite Forderung nach dringenden Maßnahmen, um gegen diese traurige Tatsache vorzugehen und ist nach wie vor zutiefst besorgt darüber, dass schon bald Millionen weiterer Kinder zur Arbeit gezwungen werden, was ihre körperliche und geistige Gesundheit ernsthaft gefährden kann (Unicef, 2022).
Tatsächlich hat die Kinderarbeit auch strukturelle Auswirkungen auf die Wahrnehmung anderer Menschenrechte, einschließlich des Rechts auf angemessenen Wohnraum, Bildung, das Recht auf den höchsten erreichbaren Gesundheitsstandard sowie das Recht auf eine gesunde Umwelt. Die Ursachen von Kinderarbeit liegen oft in struktureller, rassistischer und anderer Diskriminierung (ILO, 2017).
Ursachen für den Anstieg der Zahlen zur Kinderarbeit
Die Covid-19-Pandemie und bewaffnete Konflikte drohen neben dem Ernährungs-, dem humanitären und dem Klimawandel die jahrelangen Fortschritte bei der Bekämpfung der Kinderarbeit zunichtezumachen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind dringende Maßnahmen und Interventionen seitens Regierungsvertreter, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen, UN-Organisationen, der Zivilgesellschaft und regionalen Organisationen erforderlich (OHCHR, 2022).
In vielen Lebensbereichen sind die globalen Auswirkungen der Pandemie und der anhaltenden bewaffneten Konflikte für Kinder und ihre Familien spürbar, wie der neue Kinderarbeitsbericht 2022 der Internationalen Föderation „Terre des Hommes“ bestätigt (Terre des Hommes International Federation, 2022). Für Millionen von Kindern bedeutet die durch die derzeitige Krise verursachte Instabilität Hunger, Armut und das Ende von Bildungschancen.
Fallstudien, die von Terre des Hommes in Indien und Peru durchgeführt wurden, zeigen, dass viele Kinder infolge der Pandemie zu arbeiten begonnen haben, um das Überleben ihrer Familie zu sichern, und zum ersten Mal seit 20 Jahren nimmt die Kinderarbeit weltweit wieder zu (Terre des Hommes International Federation, 2022).
Die Regierungen müssen schnell, wirksam und kontinuierlich handeln, um Kinderarbeit zu beseitigen. Des Weiteren müssen Unternehmer über sogenannte Sorgfaltsverfahren verfügen, um sicherzustellen, dass in der gesamten Lieferkette keine Kinderarbeit vorkommt.
Falls doch, so werden im Einklang mit den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte alle ihre Tochtergesellschaften, Auftragnehmer und Unterauftragnehmer zur Verantwortung gezogen. Darüber hinaus müssen die Regierungen sicherstellen, dass alle an der Kinderarbeit beteiligten Akteure zur Rechenschaft gezogen werden (OHCHR, 2022).
Die internationale Gesellschaft muss generell Maßnahmen ergreifen, um den Ärmsten wieder Zugang zur wirtschaftlichen und sozialen Versorgung zu ermöglichen. Darunter zählt insbesondere der Schutz vor Gewalt und der Zugang zu Bildung, damit die Kinder nicht als Tagelöhner ausgebeutet werden.
Die Bemühungen von Humanium im Kampf gegen Kinderarbeit und Menschenhandel
Humanium ist stolz darauf, einen Beitrag zu einer Welt zu leisten, in der Kinderarbeit und Menschenhandel wirksam bekämpft und Kinder nicht länger ausgebeutet werden. Die Lobbyarbeit von Humanium zur Bekämpfung der Kinderarbeit besteht bereits seit vielen Jahren und ist vielschichtig. In der Tat hat Humanium in mehreren Arbeitsgruppen mitgewirkt, die Strategien zur Bekämpfung von Kinderarbeit entwickelt und Lösungen und Alternativen zur derzeitigen Handhabung vorgeschlagen haben.
Im Rahmen dieser Arbeitsgruppen nahm Humanium am 19. Mai 2022 an der Weltkonferenz zur Abschaffung von Kinderarbeit teil, bei der vier Abgeordnete der beratenden Ausschüsse für Kinder das Wort ergriffen: „Hört uns zu. Versteht uns. Führt Gesetze ein, die unsere Rechte respektieren“ (Children’s Advisory Committees, V. Global Conference on the Elimination of Child Labour).
Während dieser Veranstaltung wurde das Konzept mit dem Namen „building back better“ nach der COVID-19-Pandemie und mit der Unterstützung aller Beteiligten zur Senkung der Kinderarbeitszahlen bekräftigt. Dies bedeutet, dass es notwendig ist, die endemischen Schwierigkeiten und Krisen, die bereits vor der Pandemie existierten, anzuerkennen, ihre aktuelle Entwicklung zu berücksichtigen und sich zu bemühen, eine Welt, in der die Rechte der Kinder gewährleistet sind, bewusster wieder aufzubauen.
Humanium unterstütze und begrüßte auch die Stellungnahme des Sonderberichterstatters über den Menschenhandel, insbesondere von Frauen und Kindern. Sein Bericht wurde während der 50.Sitzung des Rates für Menschenrechte im Juni 2022 vorgetragen, um die Ausbeutung von Kindern im landwirtschaftlichen Sektor zu bekämpfen.
Tatsächlich arbeiten etwa 59% aller Kinder im Alter von 5-17 Jahren, die dem Menschenhandel ausgeliefert sind, in der Landwirtschaft und sind besonders anfällig für unsichere Lebensbedingungen und Gefahren, die ihre Gesundheit und ihre körperliche und geistige Entwicklung gefährden (ILO, 2017).
Im Januar 2022 unterbreitete Humanium Vorschläge, um die Erbringung grundlegender Dienstleistungen wie Bildung, Sozialschutz, Beschäftigung, Arbeitsschutz, Zugang zur Gesundheitsvorsorge und Zugang zur Justiz zu verbessern. Humanium ging sogar noch einen Schritt weiter, indem es den Zusammenhang zwischen der Zunahme der Kinderarbeit und dem Klimawandel erläuterte. In der Tat ist der Menschenhandel eine unbeabsichtigte, aber direkte Folge des Klimawandels (Center for Biological Diversity, 2018).
Es wurde dargestellt, dass die Auswirkungen sowohl der langsam eintretenden Umweltzerstörung als auch der plötzlich auftretenden Katastrophen zur Mobilität beitragen. Allein im Jahr 2020 gab es schätzungsweise 9,8 Millionen klimabedingte vertriebene Kinder, die dem Risiko von Ausbeutungund Kinderarbeit ausgesetzt waren (Unicef, 2021).
Als Organisation engagiert sich Humanium aktiv an Projekten vor Ort, die das Ziel haben, die Kinderarbeit zu eliminieren. Zusammen mit „Hand in Hand Indien“ will Humanium die Kinderarbeit durch Bildungsangebote beenden, indem es den ehemaligen Kinderarbeitern im Residential Special Training Center in Madhya Pradesch in Indien entsprechende pädagogische, physische, mentale und emotionale Unterstützung bietet und sie schließlich wieder in öffentliche Schulen integriert.
Humanium ist stolz darauf, seine Arbeit auch in Zukunft fortzusetzen, um eine Welt zu schaffen, in der Kinderarbeit tatsächlich eliminiert wurde und in der die Verletzlichkeit von Kindern und Familien geschützt ist und diese nie wieder ausgebeutet werden.
Wenn auch Sie einen Teil zur Verwirklichung der Kinderrechte auf der ganzen Welt beitragen möchten, können Sie spenden, Mitglied von Humanium werden oder sich der Humanium-Gemeinschaft anschließen, indem Sie sich ehrenamtlich engagieren.
Geschrieben von Federica Versea
Übersetzt von Franziska Theis
Korrektur gelesen von Hettie M-J
Bibliografie:
ILO. (2017). Global Estimates of Child Labour: Results and trends, 2012-2016. Taken from International Labor Organization: https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/—dgreports/—dcomm/documents/publication/wcms_575499.pdf, accessed on August 1, 2022.
OHCHR. (2022). UN experts urge action to address alarming increase of child labour in agriculture sector. Taken from United Nations Human Rights Office of the High Commissioner: https://www.ohchr.org/en/press-releases/2022/05/un-experts-urge-action-address-alarming-increase-child-labour-agriculture, accessed on July 27, 2022.
Terre des Hommes International Federation. (2022). Terre des Hommes International Federation. Taken from NEW CHILD LABOUR REPORT AHEAD OF THE ILO WORLD CONFERENCE ON THE ELIMINATION OF CHILD LABOUR: https://www.terredeshommes.org/new-child-labour-report-2022-ahead-of-the-ilo-world-conference-on-the-elimination-of-labour/, accessed on August 1, 2022.
Unicef. (2022). Child labour rises to 160 million – first increase in two decades. Taken from Unicef: https://www.unicef.org/press-releases/child-labour-rises-160-million-first-increase-two-decades, accessed on July 26, 2022.