Das Recht auf angemessene Nahrung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Ohne dieses Recht sind Kinder erheblichen psychischen und physischen Gesundheitsrisiken ausgesetzt, die schlimmstenfalls lebensbedrohlich sein können. Kinder haben daher Anspruch auf grundlegende Ernährungssicherheit – die zum Überleben erforderliche Mindesternährung – sowie auf „angemessene“ Nahrung: Zugang zu nachhaltigen und nahrhaften Nahrungsquellen, die ihnen ein gesundes Leben ermöglichen. Beide Bedürfnisse sind jedoch zunehmend gefährdet.

Weltweite Ernährungsunsicherheit und ihre Auswirkungen auf Kinder
Nach Schätzungen des Welternährungsprogrammes waren, Stand 2023, mehr als 345 Millionen Menschen von akutem Hunger betroffen – ein alarmierender Anstieg um fast 200 Millionen seit 2020 (World Food Program USA, 2023). Kinder sind besonders anfällig für die weltweite Ernährungsunsicherheit: Jedes vierte Kind verbringt seine frühe Kindheit in schwerer Armut, was insgesamt 181 Millionen Kindern unter fünf Jahren entspricht (UNICEF, 2024).
Darüber hinaus beeinträchtig eine wachsende, globale Konsumkultur die Nährwerte der Lebensmittel, die Kindern zur Verfügung stehen. Mindestens 340 Millionen Kinder leiden unter „verborgenem Hunger“, der durch einen Mangel an lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen gekennzeichnet ist. Gleichzeitig sind 40 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig, und die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas nimmt weiter zu, selbst in Ländern mit niedrigerem Einkommen (UNICEF, 2019).
Das Recht von Kindern auf Nahrung
Das unveräußerliche Recht von Kindern auf Nahrung und angemessene Ernährung ist in verschiedenen grundlegenden internationalen Übereinkommen und Richtlinien verankert. Dazu gehören in erster Linie die Artikel 24 und 27 des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes (UNCRC, 1989):
- Sicherstellung, dass Gesundheitsvorsorge und ärztliche Hilfe zur Verfügung stehen
- Bekämpfung von Krankheiten und Mangelernährung, einschließlich „Bereitstellung ausreichender vollwertiger Nahrungsmittel und sauberen Trinkwassers“
- Sicherstellung, dass alle Teile der Gesellschaft, insbesondere Eltern und Kinder, „Zugang zu der entsprechenden Schulung haben und dass sie bei der Anwendung dieser Grundkenntnisse Unterstützung erhalten“
- Dafür Sorge tragen, dass Eltern oder andere für das Kind verantwortliche Personen „im Rahmen ihrer Fähigkeiten und finanziellen Möglichkeiten die für die Entwicklung des Kindes notwendigen Lebensbedingungen sicher[zu]stellen“
- Sicherstellen, dass Staaten „geeignete Maßnahmen treffen, um Eltern und anderen für das Kind verantwortlichen Personen dabei zu helfen […] materielle Hilfs- und Unterstützungsprogramme bereitzustellen, insbesondere im Hinblick auf Ernährung, Bekleidung und Wohnung“
Darüber hinaus verpflichtet Ziel 2.2 der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung alle Mitgliedstaaten, bis 2030 „alle Formen der Mangelernährung zu beenden, einschließlich der Erreichung der international vereinbarten Ziele bezüglich Wachstumsverzögerung und Auszehrung bei Kindern unter 5 Jahren bis 2025, und sich mit den Ernährungsbedürfnissen jugendlicher Mädchen, schwangerer und stillender Frauen sowie älterer Menschen zu befassen“ (United Nations Department of Economic and Social Affairs, 2015).
Diese Rechte stehen im Einklang mit Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der die Staaten im Rahmen der Bestimmungen zur Sicherstellung eines angemessenen Lebensstandards für alle dazu auffordert, „den Zugang zu Nahrungsmitteln“ zu gewährleisten, wobei diese Nahrung „angemessen“ sein muss (UN General Assembly, 1948).
Ernährungsunsicherheit und Ernährungsumgebungen verstehen
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen definiert eine Person als ernährungsunsicher, wenn sie keinen „regelmäßigen Zugang zu ausreichend sicheren und nahrhaften Lebensmitteln für ein normales Wachstum und eine normale Entwicklung“ hat. Daher müssen Lebensmittel sowohl zugänglich als auch ausreichend nahrhaft sein. Hunger wird definiert als „ein unangenehmes oder schmerzhaftes körperliches Gefühl, das durch eine unzureichende Zufuhr von Nahrungsenergie verursacht wird“ (UNFAO, n.d.).
Eine Ernährungsumgebung ist ein Ökosystem, in dem Lebensmittel geerntet, zubereitet, verteilt und verzehrt werden. Im Großen und Ganzen lassen sich diese Strukturen in drei Kategorien unterteilen.
Externe Ernährungsumgebung
Externe Ernährungsumgebungen definieren die sozioökonomischen, politischen und kulturellen Systeme, die das Angebot und die Nachfrage nach Lebensmitteln beeinflussen. Dabei handelt es sich um Orte und Institutionen, die Lebensmittel liefern – darunter landwirtschaftliche Betriebe, Geschäfte, Märkte und andere Anbieter – sowie um Einrichtungen, die die Lieferkette beeinflussen, wie Werbeunternehmen und Institutionen, die Einfluss auf die Lebensmittelregulierung nehmen (UNICEF, 2019).
Persönliche Ernährungsumgebung
Die persönliche Ernährungsumgebung bezieht sich auf haushaltsbezogene und individuelle Faktoren, die die Fähigkeit der Menschen beeinflussen, auf nachhaltige Weise auf Lebensmittel zuzugreifen und diese zu konsumieren. Dazu gehören unter anderem finanzielle Bedingungen, die geografische Nähe zu Nahrungsquellen und kulturelle Faktoren (UNICEF, 2019).
Adipogene Ernährungsumgebungen
Als adipogene Ernährungsumgebungen werden Umfelder bezeichnet, in denen gesunde Lebensmittel entweder nur begrenzt verfügbar, zugänglich (einschließlich erschwinglich) oder erwünscht sind, was zu einer ungesunden Kinderpopulation führt. Diese Umgebungen können durch aggressive Werbekampagnen von Anbietern ungesunder Lebensmittel, große Portionsgrößen, eine unzureichende Regulierung der Lebensmittelkennzeichnung und eingeschränkte oder fehlende Bildung über gesunde Ernährung noch verschärft werden. Diese Faktoren tragen einzeln oder kombiniert zu ungesunden Verhaltensweisen innerhalb von Kinderpopulationen und Familienstrukturen bei (UNICEF, 2019).
Die weltweite Verbreitung von Ernährungsunsicherheit und ungesunden Ernährungsumgebungen
Ernährungsunsicherheit
Regional gesehen ist der Anteil der Bevölkerung, der von Ernährungsunsicherheit betroffen ist, in Afrika am höchsten. 20,4 % der Bevölkerung des Kontinents leiden unter Hunger, im Vergleich zu etwas mehr als 8 % in Asien und 6 % in Lateinamerika. In absoluten Zahlen sind schätzungsweise 385 Millionen Menschen in Asien und weitere 300 Millionen in Afrika von Hunger betroffen (UNFAO, 2024).

Kinder sind besonders betroffen; weltweit haben über 148 Millionen Kinder nicht genügend zu essen und keinen Zugang zu angemessenen Gesundheits- und Ernährungsdiensten (Action Against Hunger, 2024). Darüber hinaus leiden jährlich schätzungsweise 45 Millionen Kleinkinder an schwerer Mangelernährung (Children International, n.d.). Im Vorfeld des G7-Gipfels 2022 wies UNICEF darauf hin, dass die globale Hungerkrise alle 15 Minuten ein Kind in schwere Mangelernährung treibt und über 8 Millionen Kinder in Lebensgefahr bringt (UNICEF, 2022).
Ungesunde Ernährungsumgebungen
Der anhaltende Anstieg von Vitamin- und Mineralstoffmangel sowie wachsende Übergewichtsraten spiegeln die rasche Zunahme ungesunder Ernährungsumgebungen wider. UNICEF schätzt, dass fast 70 % aller Kinder nicht die für eine nachhaltige und gesunde Entwicklung erforderliche Mindestvielfalt an Nahrungsmitteln erhalten. Aus wirtschaftlicher Sicht belaufen sich die Auswirkungen der globalen Adipositas nach bestmöglichen Schätzungen auf etwa 2 Billionen US-Dollar, was fast 3 Prozent des globalen BIP entspricht und den „Kosten“ globaler bewaffneter Konflikte oder des Rauchens gleichkommt (UNICEF, 2022).
Ursachen und Faktoren der Ernährungsunsicherheit
Ernährungsunsicherheit bei Kindern kann verschiedene und miteinander zusammenhängende Ursachen haben, darunter:
Armut
Finanzielle Not ist einer der Hauptgründe für Ernährungsunsicherheit. Kinder, denen die Mittel fehlen, um ausreichende und angemessene Nahrung zu kaufen oder zu erhalten, sind von Mangelernährung bedroht. In einem UNICEF-Bericht aus dem Jahr 2024 über Ernährungsarmut bei Kindern wurde hervorgehoben, dass es Kindern, die in extremer Ernährungsarmut leben, an vielen nährstoffreichen Lebensmitteln mangelt und sie häufig eine tief verwurzelte ungesunde Ernährung aufweisen (UNICEF, 2024).
Klimawandel und Naturkatastrophen
Durch den Klimawandel bedingte extreme Wetterbedingungen – wie Überschwemmungen, Dürren, Schlammlawinen und Waldbrände – können die Nahrungsmittelproduktion in Ackerbaugebieten und in Regionen mit natürlichen Nahrungsmitteln erheblich beeinträchtigen. Naturkatastrophen können zudem kritische Lebensräume zerstören und ganze Bevölkerungsgruppen in die Armut treiben.
Schätzungen zufolge könnte das weltweite Risiko von Armut und Mangelernährung in den nächsten 25 Jahren um bis zu 20 % steigen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden (Action Against Hunger, 2024). Etwa 80 % der am stärksten durch klimawandelbedingten Hunger bedrohten Bevölkerungsgruppen leben in afrikanischen Ländern südlich der Sahara sowie in Regionen Süd- und Südostasiens , in denen auch die weltweit meisten verarmten Menschen leben (World Bank, 2022).
Kriege und Konflikte
Bewaffnete Konflikte gelten als die größte Einzelursache für den Welthunger. Konflikte beschädigen nicht nur Acker- und Nahrungsmittelanbauflächen, sondern stören auch die Wirtschaft der Erzeugerländer und stürzen jedes Jahr Millionen gefährdeter Menschen in die Armut (Action Against Hunger, 2024).
Arbeitslosigkeit
In Verbindung mit den Armutsauswirkungen befinden sich Kinder, die in Haushalten leben, in denen der/die Hauptverdiener arbeitslos ist/sind, häufig in einer prekären Situation. Die weltweite Arbeitslosenquote liegt seit 2022 relativ konstant zwischen 5,1 % und 5,3 % (International Labor Organization, 2024). Die Arbeitslosigkeit kann dramatisch schwanken und ist naturgemäß mit anderen sozioökonomischen Faktoren verknüpft: Im Jahr 2020 und nach der Covid-19-Pandemie stieg die weltweite Arbeitslosigkeit auf 6,6 % (O’Neill, 2024).
Sozioökonomischer Hintergrund
Kinder aus benachteiligten sozioökonomischen Verhältnissen sind in unverhältnismäßig hohem Maße von Ernährungsunsicherheit bedroht. Studien aus den Vereinigten Staaten von Amerika zeigten starke Zusammenhänge zwischen niedrigen Löhnen, Wohnsegregation und einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum (Drewnowski, 2022).
Hohe Lebensmittelkosten oder fehlende Möglichkeit des Zugangs zu Lebensmitteln
Steigende Lebensmittelpreise und andere damit verbundene Kosten – wie Reisekosten, Steuern und allgemeine Lebenshaltungskosten – verhindern unmittelbar, dass Kinder Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln haben. Forschungen aus dem Vereinigten Königreich nach der COVID-19-Pandemie haben gezeigt, dass das durchschnittliche verfügbare Einkommen von Jahr zu Jahr sinkt: 2022 mussten die ärmsten 20 % des Landes 50 % ihres Einkommens aufwenden, um die von der Regierung empfohlene gesunde Ernährung sicherzustellen (The Food Foundation, 2023).
Soziale Ausgrenzung
Theorien der sozialen Ausgrenzung beschreiben die Art und Weise, wie ungleicher Zugang zu Rechten und gesellschaftlichen Ressourcen zu sozioökonomischer, politischer und kultureller Anfälligkeit führt. Eine Studie aus dem Jahr 2023 bringt dieses Phänomen mit gesundheitlichen Ungleichheiten in Verbindung und zeigt auf, wie Diskriminierung zu Ernährungsunsicherheit führen kann (Brady et al, 2023). Zu dieser Art von Diskriminierung zählen unter anderem gesundheitliche „schwarze Flecken“ in Wohngebieten, also städtische oder ländliche Gebiete, die ignoriert werden und nicht von denselben Schutzmechanismen profitieren wie andere Teile der Gesellschaft.
Schlechte politische Rahmenbedingungen
Vor dem Hintergrund des Aufstiegs des Kapitalismus haben nationale und internationale Regulierungsbehörden Mühe, Werbekampagnen von Unternehmen sowie die Herstellung und den Vertrieb ungesunder Lebensmittel einzudämmen. Es sind stärkere Mechanismen erforderlich, um die Rolle des Privatsektors bei der Gestaltung der Lebensmittelpolitik zu begrenzen. UNICEF hat empfohlen, den Privatsektor in die Umsetzung von Maßnahmen, die sich auf Kinder auswirken, einzubeziehen, ihn aber von der Politikentwicklung auszuschließen, um Interessenkonflikte zu vermeiden (UNICEF, 2019).
Sozioökonomische und kulturelle Faktoren
Eine Vielzahl sozioökonomischer und kultureller Faktoren trägt zu ungesunden Ernährungsgewohnheiten und -praktiken bei. Die allgegenwärtige und unerbittliche Werbung von Unternehmen für ungesunde Lebensmittel – verstärkt durch die Verbreitung von für Kinder zugänglichen sozialen und anderen Medien – ermutigt Kinder, ungesunde verarbeitete Lebensmittel zu essen – und bietet gleichzeitig Eltern und Betreuungspersonen eine erschwingliche Lösung für die Ernährung ihrer Kinder.
Dies wurde vom Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung gerügt. Religiöse und kulturelle Traditionen können ebenfalls zu ungesunden Ernährungsgewohnheiten führen: Traditionelle Ernährungsweisen profitieren nicht von der aktuellen Forschung und den Erkenntnissen darüber, was eine gesunde Ernährung ausmacht.
Die Bedeutung dieser und anderer sozioökonomischer Faktoren wird durch eine UNICEF-Studie aus dem Jahr 2019 untermauert, die zeigt, dass sowohl arme als auch wohlhabende Haushalte von schwerer Ernährungsarmut betroffen sind. Wohlhabendere Familien leiden beispielsweise unter „Zeitarmut“, d. h. sie haben nicht immer genug Zeit, um sicherzustellen, dass die Kinder regelmäßig hausgemachte, ausgewogene und nahrhafte Mahlzeiten zu sich nehmen (UNICEF, 2019).
Fehlende Bildung zum Thema Ernährung
Kinder sind besonders anfällig für die Fallen der emotionsbasierten Werbestrategien von Unternehmen, die ungesunde Lebensmittel verkaufen. Hinzu kommt, dass Eltern und Betreuungspersonen nicht immer die benötigten Informationen erhalten, die sie bei der Auswahl gesunder Lebensmittel für ihre Familien unterstützen.
Manipulative Werbekampagnen für Lebensmittel richten sich daher unverhältnismäßig stark an benachteiligte Kinder und Familien mit sozioökonomischem und kulturellem Hintergrund und nutzen Wissenslücken und unzureichende Bildungsmechanismen aus (UNICEF, 2019). Wenn Bildungseinrichtungen und Regierungen es versäumen, das Wissen über gesunde Lebensmittel und den Zugang zu diesen zu verbreiten, können Gemeinschaften beim Thema Essen in ungesunde Kreisläufe geraten.
Die Auswirkungen von Ernährungsunsicherheit
Ernährungsunsicherheit kann verheerende und dauerhafte Auswirkungen auf Kinder haben. Sie kann verschiedene Aspekte ihrer Entwicklung beeinträchtigen.
Körperliche Gesundheitsrisiken
Kinder, die keine angemessene Ernährung erhalten, sind dem Risiko von Mangelernährung, Unterentwicklung, Fettleibigkeit und Tod ausgesetzt. Im Jahr 2022 berichtete die Weltgesundheitsorganisation, dass „schätzungsweise 149 Millionen Kinder unter fünf Jahren unterentwickelt (zu klein für ihr Alter), 45 Millionen ausgezehrt (zu dünn für ihre Größe) und 37 Millionen übergewichtig waren oder mit Fettleibigkeit lebten.“

Hinzu kommen die untersuchten Todesfälle: Fast die Hälfte der untersuchten Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren war auf Unterernährung zurückzuführen (World Health Organization, 2024). Im selben Jahr stellte UNICEF fest, dass weltweit etwa 22,3 % der Kinder unter fünf Jahren von Wachstumsstörungen betroffen waren, wobei die meisten dieser Kinder in Südasien und in Afrika südlich der Sahara lebten (UNICEF, 2023).
Auch die Zahl der übergewichtigen Kinder nimmt weltweit zu. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation waren „im Jahr 2022 über 390 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter von 5-19 Jahren übergewichtig, darunter 160 Millionen, die mit Fettleibigkeit lebten“ (World Health Organization, 2024). Bei Kindern mit Adipositas besteht ein höheres Risiko, weitere Krankheiten und psychische Probleme, einschließlich Entwicklungsstörungen, zu entwickeln: Kinder mit Übergewicht schneiden bei kognitiven Tests im Allgemeinen schlechter ab (UNICEF, 2019).
Die Forschungsergebnisse verdeutlichen auch die wirtschaftliche Belastung durch Adipositas, die sowohl Familien als auch die Gesellschaft beeinträchtigt. Obwohl Fettleibigkeit gemeinhin mit westlichen Ländern in Verbindung gebracht wird, wurden im Jahr 2022 die höchsten Raten übergewichtiger Kinder unter fünf Jahren im Mittleren Osten und Nordafrika beobachtet: 10,3 % der Kinder unter fünf Jahren im Vergleich zu 8,6 % bzw. 8,2 % in Lateinamerika und der Karibik sowie in Nordamerika (UNICEF, 2023).
Psychische Gesundheit und kognitive Entwicklung
Ernährungsunsicherheit beeinträchtigt die Entwicklung von Kindern, indem sie sie einem höheren Risiko psychischer Erkrankungen aussetzt und ihre gesunde Entwicklung insgesamt gefährdet. Der Zusammenhang zwischen Ernährungsunsicherheit und psychischen Problemen ist hinreichend dokumentiert: Untersuchungen in den Vereinigten Staaten von Amerika aus dem Jahr 2021 zeigen, dass ein höheres Maß an Ernährungsunsicherheit mit einem um 257 % erhöhten Risiko für Ängste und einem um 253 % erhöhten Risiko für Depressionen verbunden ist (Fang et al, 2021).
Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Studie aus dem Jahr 2024, die im Vereinigten Königreich durchgeführt wurde. Sie ergab, dass 50 % der befragten Personen im Norden des Landes, die an schweren psychischen Erkrankungen litten, sich keine Lebensmittel leisten konnten (Bell, 2024).
Schulbesuch und schulische Leistungen
Der Schulbesuch bietet Kindern die Möglichkeit, sich über gesunde Lebensmittel zu informieren und gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln. In Bildungsprogrammen wird häufig der Schwerpunkt auf die Ernährung gelegt, wobei den Kindern die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung und die potenziellen Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit hochverarbeiteten Lebensmitteln vermittelt werden. In Situationen, in denen kostenlose Schulmahlzeiten angeboten werden, können diese eine Nahrungsquelle sein: Eine bahnbrechende Kampagne im Jahr 2020 im Vereinigten Königreich hat gezeigt, wie wichtig kostenlose Schulmahlzeiten für Millionen von Kindern in dem Land sind.
Kinder aus ernährungssicheren Haushalten gehen wiederum auch mit höherer Wahrscheinlichkeit weiter zur Schule: Studien aus den Vereinigten Staaten von Amerika zeigen, dass Kinder mit einem höheren Grad an Ernährungsunsicherheit im Haushalt seltener zur Schule gehen (Coughenour et al, 2021). In vielen Gemeinden führt die Ernährungsunsicherheit in Haushalten auch zu finanziellem Druck, der Kinder zur Kinderarbeit treibt und ihnen die Möglichkeit nimmt, die Schule zu besuchen und einen Schulabschluss zu machen.
Soziale Stigmatisierung
Menschen, die von Armut und Ernährungsunsicherheit betroffen sind, werden stigmatisiert: sowohl gesellschaftlich – durch diejenigen, die vorgefasste Meinungen über verarmte Menschen haben – als auch strukturell, durch ungerechte Unterstützungsmechanismen. Staatliche Hilfsprogramme können Bedürftige diskriminieren, indem sie sie in prekäre Situationen bringen.
Dies kann sich auf verschiedene Weise äußern: Einzelpersonen können bei der Inanspruchnahme von karitativen Diensten Demütigungen erfahren, sich aufdringlichen Beurteilungen unterziehen, die ihr tägliches Leben und ihre Entscheidungen unter die Lupe nehmen, und mit Machtmissbrauch konfrontiert werden, z. B. durch Arbeitgeber, die Arbeiterinnen und Arbeiter in benachteiligten Situationen ausnutzen (Guardia & Lacko, 2021).
Empfehlungen zur Unterstützung des Rechts der Kinder auf Nahrung
Regierungen und regionale Stellen müssen im Einklang mit Übereinkommen über die Rechte des Kindes verschiedene Maßnahmen ergreifen, um nachhaltige, gesunde Ernährungsumgebungen zu schaffen. Diese Ansätze müssen das Wohl des Kindes in den Vordergrund stellen und die Bedeutung der Ernährung – vor allem für gefährdete Bevölkerungsgruppen – anerkennen. Zumindest sollten die Regierungen folgende Schritte unternehmen (UNICEF, 2019):
- Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Gewährleistung langfristiger, zugänglicher und nahrhafter Lebensmittel und eines nachhaltigen Lebensmittelumfelds.
- Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen, die sicherstellen, dass Kinder vor ausbeuterischen Werbekampagnen für ungesunde Lebensmittel geschützt werden.
- Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Gewährleistung von Standards in der Lebensmittelindustrie und zur Ahndung von Verstößen.
- Entwicklung und Durchführung von Aufklärungskampagnen für verschiedene Altersgruppen, um den Wissensstand über gesunde Lebensmittel und Ernährung zu verbessern und Familien und Kinder in die Lage zu versetzen, ihren Lebensmittelverzehr besser zu überwachen.
- Sicherstellung der personellen und materiellen Ausstattung medizinischer und gesundheitlicher Dienste, um die physischen und psychischen Auswirkungen von Ernährungsunsicherheit auf Kinder zu bewältigen.
- Sicherstellung, dass politische Foren die grundlegenden Ursachen der Ernährungsunsicherheit erkennen und ganzheitliche Reaktionen auf übergreifende sozioökonomische Probleme entwickeln.
Wichtige internationale und rechtliche Instrumente
Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes stellt das Recht auf angemessene Ernährung als grundlegendes Menschenrecht dar, da es für die Verwirklichung weiterer Rechte und Freiheiten notwendig ist. Dennoch ist der internationale Rahmen aus Richtlinien und Vorschriften uneinheitlich.
Der Ausschuss für die Rechte des Kindes hat zahlreiche Allgemeine Stellungnahmen herausgegeben, in denen die Staaten aufgefordert werden, Mangelernährung zu bekämpfen und eine gesunde Ernährungsumgebung zu schaffen; diese werden durch die freiwilligen Leitlinien der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen zur Unterstützung der schrittweisen Verwirklichung des Rechts auf angemessene Ernährung im Rahmen der nationalen Ernährungssicherheit ergänzt.
Trotz ihres „freiwilligen“ Charakters stellen diese Leitlinien die wichtigsten internationalen Instrumente zur Unterstützung von Staaten bei der Gestaltung und Umsetzung von Programmen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Ernährungsunsicherheit dar (UNICEF, 2019).

Breiter angelegt gibt es zahlreiche wichtige internationale und rechtliche Instrumente, die das Recht der Kinder auf Nahrung anerkennen und darauf eingehen, darunter:
- Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes
- Die Afrikanische Charta über die Rechte und das Wohlergehen des Kindes
- Die Allgemeine Stellungnahme Nr. 15 (2013) über das Recht des Kindes auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit (Artikel 24)
- Die Allgemeine Stellungnahme Nr. 16 (2013) zu den Verpflichtungen des Staates in Bezug auf die Auswirkungen des Wirtschaftssektors auf die Rechte des Kindes
- Die Leitprinzipien der Vereinten Nationen zu Wirtschaft und Menschenrechten
- Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln
- Der Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte
- Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Geschrieben von Vanessa Cezarita Cordeiro
Intern Korrektur gelesen von Aditi Partha
Übersetzt von Julia Tse
Korrektur gelesen von Rebecca Richter
Zuletzt aktualisiert am 6. Oktober 2024
Quellenverzeichnis:
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