Lesothos Kinder

Die Rechte der Kinder in Lesotho verwirklichen

Die Situation in Lesotho verbessert sich ständig, nicht nur im Hinblick auf den Schutz der Kinder, sondern auch wirtschaftlich. Dennoch haben das Auftreten von AIDS/HIV und der Rückgang der wirtschaftlichen Ressourcen Lesotho schwer getroffen, und diese Situation wirkt sich auch auf die Entwicklung der Kinder aus.

Index der Realisierung von Kinderrechten: 5,93/10
Schwarz Stufe:
sehr Schwierige Situation

Bevölkerung: 2,1 M.
Bev. 0-14 Jahren: 32.47 %

Lebenserwartung: 54.37 Jahre
Kindersterblichkeit: 57.53 ‰

Lesotho auf einen Blick

Lesotho ist ein kleines südliches Land mit einer Bevölkerung von 2 Millionen Menschen. Das Land ist ein Binnenstaat innerhalb Südafrikas. Die Wirtschaft Lesothos verbessert sich mit einem Wirtschaftswachstum von 2,6%, und die Bevölkerung ist jung, 38% von ihnen sind Kinder unter 18 Jahren (UNICEF, 2018).

Die größten Herausforderungen für das Land sind Armut– und Gesundheitsprobleme. Abgesehen von einer leichten Besserung hinsichtlich des Rückgangs der Armut in den letzten 15 Jahren (World Bank, 2019), lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung (rund 51%) in Armut, unterhalb der nationalen Armutsgrenze von 1,50 US-Dollar pro Tag. In Bezug auf Gesundheit ist die größte Herausforderung nach wie vor das hohe Ausmaß von HIV/AIDS und Tuberkulose. Mit einer Prävalenz von 25% in der erwachsenen Bevölkerung (15-49 Jahre) ist sie in der Tat die zweithöchste der Welt.

Ein kurzer Überblick über seine frühe Geschichte könnte im 19. Jahrhundert beginnen, als eingewanderte niederländische Farmer in das Gebiet der Basotho (baSotho, heute Lesotho) kamen und dank einer gewohnheitsrechtlichen Regelung Land erhielten. Trotz eines „Freundschaftsvertrags“ erklärte 1843 eine niederländische Gruppe namens Voortrekkers ihr Gebiet als eigenständige Republik. Um gegen die Voortrekkers zurückzuschlagen, brauchte König Moshoeshoe eine Allianz mit den Briten. Ein Protektorat wurde 1868 bestätigt und formalisiert, woraufhin das Basutoland in die Kapkolonie eingegliedert wurde.

Alle Ereignisse mündeten in den sogenannten „Gun War“ von 1880, der begann, als die Administration  versuchte, die Stammesangehörigen zu entwaffnen. Dann wurde 1884 Basutoland eine britische Kolonie (SAHO, 2020). Viele Jahre der Gewalt, Diskriminierung und tiefen Enttäuschung waren das Ergebnis dieser Ereignisse, die die frühe Geschichte des Landes prägten. Obwohl das Land 1966 unabhängig wurde, entstand keine Stabilität. Jonathan Leabua wurde der erste Premierminister und die Jahre der politischen Kämpfe und der Gewalt gingen weiter.

Status der Kinderrechte [1]

Im Jahr 1992 ratifizierte Lesothos Regierung die UN-Kinderrechtskonvention (KRK) und formuliert seit den 1980er Jahren mehr Gesetze und Maßnahmen zu Kinderfragen (Social Work and Society, 2018). Das Kinderschutz- und Wohlfahrtsgesetz von 2011 beispielsweise erklärt die meisten zentralen Kinderrechte als angesprochen, zumindest innerhalb des Gesetzes. Darin werden die Rechte eines Kindes und die Pflichten der Eltern und des Staates wie folgt festgelegt: die Identität eines Kindes, das Recht auf Registrierung (auch für Waisen und schutzbedürftige Kinder), mit den Eltern in einer fürsorglichen Umgebung zu leben, auf Bildung und Gesundheit, auf soziale Aktivitäten, Rechte für Kinder mit Behinderungen, das Recht auf Meinung, auf Schutz vor ausbeuterischer Arbeit und vieles mehr (Children’s Protection and Welfare Act, 2011).

Trotz großer Fortschritte stehen Kinder in Lesotho vor vielen Herausforderungen in Bezug auf ihre Rechte. Häufig werden schwerwiegende Verstöße gegen Kinderrechte gemeldet.  Sie treten sowohl in Form von Kindesmissbrauch als auch in Form einiger schädlicher traditioneller Praktiken (männliche Beschneidung, Enterbung von Eigentum) auf. Des Weiteren wird berichtet, dass im Jahr 2017 nur 46% der Kinder zwischen 12 und 18 Jahren eine Geburtsurkunde hatten. Dies kann einen enormen Einfluss auf den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheitsversorgung haben und wird sich darüber hinaus auch in der Zukunft auf ihr späteres Leben auswirken (World Vision, 2017).

Auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen

Recht auf Gesundheit

Eines der größten Probleme ist die Frage, wie man in einem so kleinen und eingeschlossenen Land eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung gewährleisten kann.  Diese Art der geographischen Lage hilft den Behörden nicht, Kindern in einer Notsituation sofortige Hilfe zu leisten oder eine regelmäßige medizinische Untersuchung durchzuführen, die für ihre Entwicklung notwendig ist. Dies erklärt den Rückgang der Impfaktionen für Kinder.

Die Regierung Lesothos hat die Initiative ergriffen, um die Gesundheit von Müttern und Kindern zu verbessern und HIV/AIDS, Malaria, Tuberkulose und andere Krankheiten zu bekämpfen.  Im Allgemeinen wirken sich diese Krankheitsfaktoren negativ auf Kinder aus, die unter sehr schlechten Bedingungen leben. Diese Armut führt zu Unterernährung und Krankheiten im Zusammenhang mit dem Mangel an sauberem Trinkwasser, insbesondere in ländlichen Gebieten. Lesotho gilt als gefährlich für schwangere Frauen, da der Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung schwierig ist. Dies gilt umso mehr in ländlichen  Gebieten, wo geographische, kulturelle und wirtschaftliche Faktoren den mangelnden Zugang zu Versorgungseinrichtungen verstärken. Tatsächlich erhalten viele in der Stadt lebende Frauen im Vergleich zu Frauen in ländlichen Gebieten Zugang zu besseren Dienstleistungen (James Lind Institute, 2019).

Die Hauptursache für Morbidität und Sterblichkeit bei Kindern sind schwangerschaftsbedingte Komplikationen. Die Regierung Lesothos setzt sich auf vielen verschiedenen Ebenen für die Verbesserung der Situation seiner jungen Bürger ein. Sie implementierte eine Strategie (Erweitertes Lesotho-Immunisierungsprogramm und integriertes Management von Kinderkrankheiten), die auf Immunisierungsrichtlinien zur vollständigen Impfung und Behandlung wichtiger Todesursachen bei Kindern basiert (wie Diarrhöe, akute Atemwegsinfektionen (AAI), Masern, Unterernährung und Anämie).  

Darüber hinaus ist Lesotho das am zweithäufigsten von HIV betroffene Land. Die Mutter-Kind-Übertragung ist ebenso hoch. Eine Umfrage zeigt, dass bei 27,7% der diagnostizierten schwangeren Frauen festgestellt wurde, dass ihre Kinder bereits mit HIV infiziert sind. Nach Angaben des Ministeriums für Gesundheit und Soziales sind von 55 000 jährlich geborenen Kindern 15 225 HIV-infiziert. Die Regierung von Lesotho ergreift präventive Maßnahmen, um die HIV-Übertragung einzudämmen, aber angesichts des enormen Ausmaßes des Problems sollte mehr getan werden.

Recht auf Meinungs- und Ausdrucksfreiheit

In Artikel 13 der KRK steht:

„Das Kind hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Informationen und Ideen aller Art ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und weiterzugeben, sei es mündlich, schriftlich oder gedruckt, in Form von Kunst oder durch andere Medien seiner Wahl.“ 

Lesothos Statistiken zur Ausdrucks-  und Meinungsfreiheit lassen sich nur schwer auf Kinder anwenden. Afrobarometer zeigte 2018 zum Beispiel, dass 74% der Basotho, der größten ethnischen Gruppe in Lesotho, angaben, dass sie sich „etwas“ oder „völlig“ frei fühlen, zu sagen, was sie wollen (Afrobarometer, 2018). Diese Statistiken gelten jedoch nicht speziell für Kinder, die der Achtung von Bräuchen und traditionellen und strukturellen Geboten der Älteren unterliegen. Bestimmte Praktiken und Bräuche können die Anwendung der Meinungs- und Ausdrucksfreiheit der Kinder einschränken. Dies ist der Fall bei jungen Mädchen, die nicht das Recht haben, bei Entscheidungsfindungen ihre Meinung zu äußern.

Hinzu kommt, dass das Gerichtssystem Aussagen von Kindern nicht sehr ernst nimmt. Es hat den Anschein, dass Kinder nicht respektiert werden und dass diese Situation durch die Lücken in der Umsetzung der Rechte der Kinder, die besagen, dass Kinder angehört werden sollten, noch verschärft wird. Es ist daher notwendig, die Meinungsfreiheit der Kinder in Lesotho – insbesondere junger Mädchen – in den Schulen, innerhalb der Familien, im Gesundheits– und Justizsystem zu ermutigen und zu respektieren und das Recht der Kinder auf Teilhabe zu fördern.

Das Ministerium für Information und Rundfunk nahm an einem SADC-Gipfel teil, bei dem die Mitgliedstaaten angeregt wurden, Maßnahmen und Programme für die Entwicklung des Rechts der Kinder auf freie Meinungsäußerung zu beschließen. Der „Tag des Afrikanischen Kindes“ ist auch ein Ereignis, bei dem die Rechte der Kinder lebhaft gefeiert werden, Kinder ihre Ausdrucksfreiheit durch Musik, Spiele und Poesie genießen können und bei dem sie auch an einem Scheinparlament vor echten Parlamentariern teilnehmen (Vereinte Nationen, 1998).

Recht auf Bildung

Mit dem Bildungsgesetz von 2009 wird die Schulpflicht auf Primarstufe gesetzlich verankert. Das Gesetz legt die Rollen und Verantwortlichkeiten von Personen und Institutionen fest. Darüber hinaus sichert es das Wohlergehen der Kinder und, noch wichtiger, es schaffte (im Rahmen des Gesetzes) die körperliche Züchtigung in den Schulen ab (LCN, 2009). Die Grundschulbildung ist kostenlos seit die Regierung Lesothos ein System eingeführt hat, das allen Kindern den Schulbesuch ermöglicht. Lesothos Einschulungsqurate ist hoch, da die Nettoeinschulungsrate in den unteren Bildungsbereichen zwischen 2000 und 2010 von 82% auf 95% gestiegen ist.

Im Jahr 2014 lag die Bruttoeinschulungsquote für die erste Klasse bei 98% (Global Partnership, 2020). Die Regierung investiert rund 23% des laufenden Budgets in den Bildungssektor, das sind 9,2% des nationalen BIP. Einige Studien zum Thema Bildung aus dem Jahr 2015 gehen jedoch davon aus, dass viele Herausforderungen noch nicht bewältigt wurden. Es gibt nach wie vor schlechte Verbleibquoten in den Primar- und Sekundarstufen, niedrige Lernergebnisse/-leistungen der Schüler, Hochschulabsolventen mit unzureichenden Qualifikationen für den Arbeitsmarkt, hohe Ineffizienz des Systems, HIV und AIDS und schlechte Schulführung.

Leider sind die ländlichen Gebiete stärker betroffen, mindestens 20% der Kinder auf dem Land scheinen keine Schule zu besuchen. Dies ist auch auf frühe Eheschließungen, Kinderarbeit und kindergeführte Familien (wegen der HIV/AIDS-Pandemie) zurückzuführen. Einer der Gründe dafür ist auch die Tatsache, dass extreme Armut viele Eltern dazu zwingt, ihre Kinder zum Arbeiten anstatt zur Schule zu schicken, um sich selbst zu helfen.

In Bezug auf den allgemeinen Bildungsstand besteht ein Defizit an qualifizierten Lehrern, eine unzureichende Infrastruktur und ein Mangel an Lehrbüchern. Darüber hinaus sind die Schulen überfüllt; eine Situation, die eine gute Ausbildung nicht fördert und zu vielen Schulabgängen  und Klassenwiederholungen führt. Tatsächlich werden junge Mädchen, die während der Schulzeit schwanger werden, in der Regel von der Schule ausgeschlossen. Eine solche Maßnahme ist nicht nur diskriminierend  gegenüber jungen Mädchen, sondern auch eine Verletzung ihres Rechts auf Bildung.

Recht auf Nichtdiskriminierung

Das Gewohnheitsrecht spielt eine wichtige Rolle bei der Verhinderung von Diskriminierung. In der Tat können einige Überzeugungen oder Traditionen den Zugang von Frauen zu bestimmten sozialen Bereichen einschränken. Andere Formen der Diskriminierung können Frauen und Mädchen betreffen, wie z.B. geschlechtsspezifische Gewalt (Gender-Based Violence, GBV), die hohe Prävalenz von HIV/AIDS unter Frauen und Mädchen sowie die ungleiche Beteiligung von Frauen am Entscheidungsprozess.

Seit 2000 wurde eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, um diese Situation zu verbessern: das Gesetz über Sexualdelikte von 2003, das Gesetz über die Rechtsfähigkeit von Verheirateten von 2006, das die wirtschaftlichen Rechte von Frauen fördert, der Gender- und Entwicklungsgrundsatz von 2003, der GBV zu einem vorrangigen Aufgabenbereich erklärt, der Nationale GBV-Aktionsplan von 2008 und, zwischen 2013 und 2017, der Nationale Aktionsplan zum Thema Frauen, Mädchen und HIV, der einen Rahmen für den Schutz von Frauen und Mädchen mit HIV im Kontext geschlechtsspezifischer Gewalt bietet (Universal Periodic Review, 2013).

Fälle von Diskriminierung von Mosotho-Frauen (Frauen aus Lesotho) bestehen weiterhin, wenn sie ihre Staatsbürgerschaft an ihre Ehepartner weitergeben. Die Staatsbürgerschaftsverordnung z.B. diskriminiert Mosotho-Frauen, indem sie ihnen nicht dieselben Rechte wie Mosotho-Männern einräumt, ihre Staatsangehörigkeit an ihre Ehepartner weiterzugeben. Dies verstößt sowohl gegen Lesothos verfassungsmäßige als auch gegen seine internationalen Verpflichtungen in Bezug auf die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women, CEDAW). Darüber hinaus erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass eine Situation der Staatenlosigkeit für ein Kind entsteht, wenn die Mutter des Kindes stirbt und der Vater staatenlos ist, von unbekannter Nationalität, oder ein Ausländer ist, der nicht in der Lage ist, seine Nationalität an sein Kind weiterzugeben (Committee on the Rights of the Child, 2017).

Nach Ansicht des Komitees für die Rechte des Kindes muss Lesotho sich auch mit den Anliegen hinsichtlich der Geburtenregelung befassen, um sicherzustellen, dass die Neugeborenen sofort registriert werden. Die Verordnung zur Registrierung ist unerlässlich, insbesondere für Kinder, die in ländlichen Gebieten geboren werden, auch für die indigene Bevölkerung, aber auch für Kinder, die nicht in Krankenhäusern geboren werden. Daher ist es wichtig, eine kostenlose Geburtenregistrierung für diejenigen vorzusehen, die nicht in der Lage sind, dafür zu bezahlen.

Obwohl das Prinzip der Nichtdiskriminierung in der Verfassung Lesothos verankert ist, beeinträchtigt Diskriminierung weiterhin die Rechte von Kindern, insbesondere von jungen Mädchen. Andere Opfer von Diskriminierung sind außerehelich geborene Kinder, wodurch Probleme in den Familien entstehen. Die meisten dieser Kinder – insbesondere jene aus armen Familien – haben keinen Zugang zu Bildung oder Gesundheitsversorgung. Dies lässt sich durch die Demütigungen erklären, denen ihre Mütter ausgesetzt sind, wenn sie versuchen, Papiere für ihre Kinder zu bekommen.

Risikofaktoren → Landesspezifische Herausforderungen

Kinderarbeit und moderne Sklaverei

In Lesotho liegt das Pflichtschulalter unter dem Mindestalter für Arbeit, und aus diesem Grund sind Kinder in diesem Alter gefährdet durch Kinderarbeit. Es wurden mäßige Anstrengungen unternommen, um Kinderarbeit und deren schlimmste Formen zu bekämpfen. Beispielsweise stellte das Ministerium für Arbeit und Beschäftigung Arbeitsinspektoren ein, die ein Kinderarbeitsreferat innerhalb des Ministeriums leiten. Trotz dieser Bemühungen sind Kinder in allen möglichen elenden Arbeitsbereichen tätig, wie z.B. Tierzucht, Hausarbeit, kommerzielle sexuelle Ausbeutung – all dies ist manchmal das Ergebnis von Menschenhandel (U.S. Department of Labor, 2018).

Die Internationale Arbeitsorganisation (englisch ILO) schätzte 1999, dass 21% der Kinder im Alter zwischen 10 und 14 Jahren erwerbstätig waren. Eine Umfrage aus dem Jahr 1997 zeigte, dass Jungen eher arbeiteten als Mädchen, und dass Kinderarbeit vor allem in ländlichen Gebieten anzutreffen war. Die National University of Lesotho und UNICEF stellten fest, dass Mädchen in ländlichen Gebieten als Bedienstete oder in der kommerziellen Sexindustrie arbeiten. Stadtkinder arbeiteten gewöhnlich in Autowaschanlagen, verkauften Zeitungen, trugen Gepäck und anderes (Refworld, 2001).

Aufgrund der hohen HIV-Rate unter Erwachsenen werden viele Kinder häufig zu Waisen. Diese Situation kann sie dazu zwingen, schon früh mit der Arbeit zu beginnen. Viele Waisenkinder mit HIV werden arm und wandern in den Süden ab, vom Land in die Stadt, um sich an kommerziell sexueller Ausbeutung zu beteiligen. Darüber hinaus sind auch Kinder mit Behinderungen sehr gefährdet, da sie aufgrund schlecht ausgestatteter Einrichtungen und ungeschulter Lehrer große Schwierigkeiten beim Zugang zu Bildung haben (Regierung von Lesotho, 2019).

Armut

Die größten Bedrohungen, die für den Schutz und die Entwicklung von Kindern in Lesotho identifiziert wurden, sind Armut und Ernährungsunsicherheit, zusammen mit HIV. Der Grund dafür ist, dass diese drei Faktoren die Fähigkeit der Haushalte einschränken, für sich selbst zu sorgen (USAID, 2013).

Obwohl die Armut in den letzten 15 Jahren zurückgegangen ist, sind Armut und Ungleichheit anhaltend und gravierend geblieben. Die „Bewertung der Armut in Lesotho: Fortschritt und Herausforderungen bei der Verringerung der Armut“ berichtet, dass die Armut zwischen 2002 und 2017 von 56,6% auf 49,7% zurückgegangen ist. Die Wirtschaft ist nach wie vor sehr anfällig, und mehr als 75% der Bevölkerung sind entweder arm oder armutsgefährdet (Lesotho Poverty Assessment, World Bank, 2019). Wie bereits erwähnt, sind die ländlichen Gebiete gefährdeter und die Armut ist dort geringfügig von 61,3% auf 60,7% zurückgegangen.

In städtischen Gebieten sind die Veränderungen mit einem Rückgang von 41,5% auf 28,5% bedeutender und haben in der Tat  eine stärkere Armutsreduzierung erfahren. Darüber hinaus ist die Agrarwirtschaft der Mittelpunkt der Entwicklungsprobleme Lesothos. Die Landwirtschaft trägt nur 17% zum gesamten BIP bei.

Sie ist in ländlichen Gebieten der wichtigste Erwerbszweig für den Lebensunterhalt, aber Ackerland ist für die Mehrheit der Menschen schwer zu erlangen. Es wurde geschätzt, dass 10% der Fläche Lesothos für die Landwirtschaft geeignet sind (Borgen Magazine, 2019). Da die Arbeitslosenquoten hoch sind, ist die Migration in städtische Gebiete sehr verbreitet, während einige Menschen auch nach Südafrika gehen, um Arbeit zu finden. Schätzungsweise sind 50% der Bevölkerung derzeit arbeitslos.

Rechtspflege bei Kindern

Lesotho ist ein dualistischer Staat mit der Bedeutung, dass internationale Verträge erst dann Teil des nationalen Rechts sind, wenn sie durch ein Parlamentsgesetz umgesetzt werden. Aus diesem Grund kann die KRK nicht direkt durchgesetzt werden; Kinder wären daher nur durch die von der Konvention inspirierten Gesetze wie das Gesetz zum Schutz und zur Wohlfahrt von Kindern (Children’s Protection and Welfare Act, CPWA) geschützt.

Im Jahr 2014 gab es mindestens einen Fall, der sich auf die KRK bezog. Der Oberste Gerichtshof von Lesotho erklärte:

„Inhalt und Form des CPWA sollten mit dem Hintergrund der UN-Kinderrechtskonvention (KRK) von 1989, der Afrikanischen Charta der Rechte und des Wohlergehens des Kindes (englisch ACRWC) von 1990 und anderer internationaler Instrumente, Protokolle, Normen und Regeln über den Schutz und das Wohlergehen von Kindern, die Lesotho unterzeichnet hat, wahrgenommen werden“

(White and Case, 2014)

Auf der Grundlage der KRK wäre es empfehlenswert, dass Lesotho Kinder unter 18 Jahren wie Kinder und nicht wie Erwachsene behandelt. Die KRK legt fest, dass Kinder unter Berücksichtigung ihres Wohlergehens und ihres Alters behandelt werden sollten. Daher sollte eine Person unter 18 Jahren nach dem Jugendsystem behandelt werden. Im Jahr 2001 war nach lesothischem Recht das Alter der strafrechtlichen Verantwortlichkeit sehr niedrig, genauer gesagt sieben Jahre (Lydia Ntlatlapa Makhahliso, 2009).

Kinderheirat

Nach dem Ehegesetz von 1974 ist die Eheschließung sowohl für Männer als auch für Frauen erst mit 21 Jahren möglich. Leider können Mädchen mit Erlaubnis des Ministers im Alter von 16 Jahren und Jungen im Alter von 18 Jahren heiraten. Ein UN-Bericht aus dem Jahr 2015 besagt, dass jedes fünfte Mädchen in Lesotho unter 18 Jahren verheiratet ist. Aus diesem Bericht geht auch hervor, dass mindestens 2% der Jungen im Alter von 15 und 19% der Jungen unter 18 Jahren heiraten (World Vision, 2016).

Zwei Hauptfaktoren sollen der Praxis der Kinderheirat zugrunde liegen. Zum einen die traditionellen Bräuche, die aus kulturellen Praktiken stammen und Vorrang vor der formellen Gesetzgebung haben.  Der zweite Grund ist das begrenzte Bewusstsein für dieses Thema. Tatsächlich werden Kinder aufgrund ihres mangelnden Wissens darüber, was richtig ist, zur Heirat gezwungen. Um dieses Problem zumindest geringfügig anzugehen, sollten Eltern offene Kommunikationswege mit ihren Kindern haben (Girls not Brides, 2017).

In Lesotho gilt Ihre Majestät Masenate Mohato Seeiso, Königin von Lesotho, als Fürsprecherin der Kinderrechte. So hat sie beispielsweise erklärt:

„Lasst uns alle Kinder vor allen Formen des Missbrauchs schützen, auch vor frühzeitiger Heirat, und dafür sorgen, dass rechtliche Schritte gegen die Verursacher früher Ehen eingeleitet werden. Wir alle haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Gesetze zum Schutz von Kindern umgesetzt werden“.

Lesotho ist eines von 20 Ländern, die sich verpflichtet haben, die Kinderheirat bis Ende 2020 zu beenden. Dies geschieht im Rahmen der ministeriellen Verpflichtung zur umfassenden Sexualerziehung sowie zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsdiensten für Jugendliche und junge Menschen im östlichen und südlichen Afrika.  

Kindesmisshandlung

Laut UNICEF kann Gewalt gegen Kinder wie folgt definiert werden:  „Alle Formen physischen oder psychischen Missbrauchs, Verletzung, Vernachlässigung oder fahrlässige Behandlung, Misshandlung oder Ausbeutung, einschließlich sexuellen Missbrauchs“. Eine Studie aus dem Jahr 2011 ergab, dass in Lesotho insgesamt 5,8% aller Haushalte mit Kindern mindestens ein Kind hatten, das im Jahr 2010 Gewalt ausgesetzt war. Diese Daten enthalten: 4,6% physische Gewalt, 1,1% sexuelle Gewalt und 0,1 physische und sexuelle Gewalt.

In derselben Studie wurde festgestellt, dass es eine hohe Rate an sexuellem Kindesmissbrauch gab, etwa 10.000 Fälle oder 2-3% aller Haushalte (USAID, 2013). Die Hauptarten der Gewalt, über die berichtet wurde, waren körperlicher und sexueller Missbrauch, körperliche Bestrafung, emotionaler und psychologischer Missbrauch sowie die Diskriminierung von Waisen, die mit HIV leben. Im Jahr 2005 stellte das Referat für Kinder- und Genderschutz fest, dass von 668 gemeldeten Fällen 340 (51%) Sexualdelikte waren, und 166 Fälle von diesen betrafen Kinder unter 18 Jahren.   

Diese Gewalt findet sich auch in Schulen, in denen sexuelle Gewalt präsent ist, zwischen Schülern und von Lehrern gegen Lernende. Darüber hinaus ist physische Gewalt gegen Kinder, wie z.B. Schläge, sehr verbreitet, manchmal aufgrund von Bräuchen und manchmal getrieben von Armut und Hunger. Auch weibliche und männliche Verstümmelungen sind im Land präsent, aber nur wenige aussagekräftige Statistiken sind zu finden, um diese Praktiken zahlenmäßig zu veranschaulichen. In vielen Mediengeschichten und Berichten wird Lesotho jedoch als ein Land erwähnt, in dem Genitalverstümmelung leider praktiziert wird. 

Verfasst von Adrian Lakrichi

Übersetzt von Beate Dessewffy

Letzte Aktualisierung 8. August 2020

Quellenverzeichnis:

WORLD VISION, (2019), Child Protection.

SOCIAL WORK AND SOCIETY, (2018), Child Rights-Based Analysis of Children without Parental Care in Lesotho.

STATE OF LESOTHO, (2011), Children Protection and Welfare Act.

FRANCO, Frescura, (2020), Lesotho, South African History Online.

UNICEF, (2018), Country Office Annual Report 2018.

WORLD BANK, (2020), The World Bank in Lesotho.

HAMILTON COBBE, James, (2020), Lesotho, Encyclopedia Britannica.

JAMES LIND INSTITUTE, (2014) Maternal and Child Health in Lesotho.

AFROBAROMETER, (2018), Rights in Lesotho: Citizen views on police abuse, media and personal freedom, gender equality.

LESOTHO COUNCIL OF NON-GOVERNMENTAL ORGANISATIONS (LCN), (2009), Joint UPR submission.

GLOBAL PARTNERSHIP FOR EDUCATION, (2020), Lesotho.

THE COMMITTEE ON THE RIGHTS OF THE CHILD, (2017), Civil Society Submission on the right of every child to acquire a nationality under Article 7 CRC.

U.S DEPARTMENT OF LABOUR, (2018), Child Labor and Forced Labor Reports.

GOVERNMENT OF LESOTHO, (2019), FAO urges all to address child labour.

WHITE AND CASE LLP, (2014), Access to justice for children: Lesotho.

LYDIA NTLATLAPA, Makhahliso, (2009), Transformation of the Lesotho juvenile justice system since ratification of the convention on the rights of the child 1989: legislation and practice.

WORLD VISION, (2016), Queen Masenate of Lesotho campaigns with World Vision against early child marriage.

GIRLS NOT BRIDES, (2017), Lesotho.

USAID, (2013), National response efforts to address sexual violence and exploitation against children in Lesotho.


[1] Dieser Artikel gibt keineswegs vor, eine vollständige oder repräsentative Darstellung der Kinderrechte in Lesotho zu geben; eine der vielen Herausforderungen sind in der Tat die kaum aktualisierten Informationen über lesothische Kinder. Viele dieser Informationen sind unzuverlässig, nicht repräsentativ, veraltet oder einfach nicht vorhanden.