Verwirklichung von Kinderrechten in St. Lucia
St. Lucia hat zahlreiche internationale Vertragswerke zum Schutz von Kinderrechten ratifiziert. Eine deutliche Mehrheit der Kinder in dem Land hat Zugang zu Grundbedürfnissen und erhält kostenlose Bildung bis zum Alter von sechzehn Jahren. Trotzdem sind körperliche Züchtigung, Kinderarbeit, Kindesmissbrauch und Jugendkriminalität langjährige Herausforderungen, mit denen sich noch befasst werden muss.
Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,78/ 10
Orange Stufe : Wahrnehmbare Probleme
Bevölkerung : 183,629
Bev. 0-14 Jahren : 17.7%
Lebenserwartung : 76.20 Jahre
Kindersterblichkeit : 15.31‰
St. Lucia im Überblick
St. Lucia ist eine kleine Vulkaninsel, die zu den Westindischen Inseln gehört und sich im östlichen Karibischen Meer an der Grenze zum Atlantischen Ozean befindet. Sie ist die zweitgrößte Insel der „Inseln über dem Wind“ auf den Kleinen Antillen. Sie liegt nordöstlich von Saint Vincent, nordwestlich von Barbados und südlich von Martinique. Castries ist ihre Hauptstadt und der größte Hafen des Landes. (Tolson et al, 2022).
Iouanalao, „Land der Leguane” ist der ursprüngliche Name der Insel, geprägt von den Arawak Indianern, welche um 200 n. Chr. die ersten Bewohner waren. Später, im Jahr 800 n. Chr., übernahmen die Amerindians, auch Kariben genannt, die Kontrolle über die Insel und nannten sie Hewanorra, „es wurden Leguane gefunden”. Im 16. Jahrhundert, nach der Ankunft der europäischen Kolonisatoren, erhielt das Land seinen derzeitigen Namen (National Geographic, 2020).
St. Lucia ist eine konstitutionelle Monarchie mit dem britischen Monarchen als Staatsoberhaupt. Die Insel wird von einem Generalgouverneur vertreten. Das Zweikammerparlament besteht aus dem Abgeordnetenhaus und dem Senat (Tolson et al, 2022).
Der Berg Gimie, der höchste Punkt der Insel, liegt 3,145 Fuß über dem Meeresspiegel (959 Meter). Auf der südwestlichen Seite der Insel liegen die Berge Gros (2,619 Fuß/798 Meter) und Petit Pitons (2,460 Fuß/750 Meter), auch bekannt als „Pitons”, zwei vulkanische Berge in der Nähe der Stadt Soufriére (Tolson et al, 2020). Die Pitons gelten als UNESCO-Weltkulturerbe.
Die natürliche Umgebung von St. Lucia ist vielseitig, sie reicht von Bergen und Regenwäldern zu Korallenriffen und vulkanischen Sandstränden. Die Insel ist 27 Meilen (43 Kilometer) lang und 14 Meilen (23 Kilometer) breit. Die Insel ist berühmt für ihre vielfältige Vogelwelt, mit dem „St. Lucia Papagei “ (dem Blaumaskenamazone) als Nationalvogel. Es gibt über 160 Vogelarten auf der Insel und mehr als 45 Arten leben in den Regenwäldern, welche drei Arten von Kolibris beherbergen, darunter der Doktorvogel, der Purpurkehl – Antillenkolibri und des Antillenhaubenkolibri (National Geographic, 2020).
Die Insel beheimatet auch eine Fülle an Meereslebewesen und Reptilien, darunter drei Arten von Meeresschildkröten: die Grüne Meeresschildkröte, die Echte Kabarettschildkröte und Lederschildkröten. Die lucianische Rennechse, entdeckt 1958, gilt als eine der seltensten Echsen der Welt (National Geographic, 2020).
Die Wirtschaft von St. Lucia basiert auf Zuckerrohr, dem Haupterntegut, und Bananen, dem wichtigsten Erntegut. Weitere natürliche Anbauprodukte auf der Insel sind Kokosnüsse, Zitrusfrüchte, Kakao, Maniok, Süßkartoffeln und verschiedene Gewürze (Tolson et al, 2022). Die Hauptexporte der Insel sind Kleidung, Kokosnussprodukte, Pappkartons, Bananen und Elektronikartikel. Zu den wichtigsten Handelspartnern der Insel gehören Barbados, Dominica, Trinidad und Tobago, die Vereinigten Staaten von Amerika und das Vereinigte Königreich (Tolson et al, 2022).
Rechtliche Stellung der Kinderrechte [1]
St. Lucia hat sich hinsichtlich einiger internationaler Vertragswerke zum Schutz der Kinderrechte verpflichtet. Im Jahr 1993 ratifizierte die Regierung die UN-Kinderrechtskonvention (KRK). St. Lucia ist auch anderen internationalen Konventionen beigetreten, darunter die UN-Frauenrechtskonvention (CEDAW) welche 1982 ratifiziert wurde, das Internationale Übereinkommen zur Beseitigung jeder Art von rassistischer Diskriminierung im Jahr 1990 und der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte im Jahr 2011.
Die Regierung ratifizierte das Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention über Kinder in bewaffneten Konflikten im Jahr 2014 und das Zusatzprotokoll über den Kinderhandel, die Kinderprostitution und die Kinderpornographie im Jahr 2013. St. Lucia ratifizierte das Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit von 1999 (Nr. 182).
St. Lucia ist Mitglied der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und ist an das interamerikanische System zum Schutz der Menschenrechte gebunden. Im Jahr 1995 ratifizierte die Regierung die Inter-Amerikanische Konvention zur Verhinderung, Bestrafung und Eliminierung von Gewalt gegen Frauen (bekannt als Belém do Pará Convention).
Auf nationaler Ebene hat die Regierung durch die Verfassung von St. Lucia das Kinder- und Jugendschutzgesetz von 2001, das Familiengerichtsgesetz von 2001, das Strafgesetzbuch von 2003, das Gesetz zur häuslichen Gewalt von 2005, das Protokoll über den Umgang mit Kindesmissbrauch und Vernachlässigung in Saint Lucia und das Gesetz zur Bekämpfung des Menschenhandels von 2010, Schritte zum Schutz der Kinder unternommen (UNICEF, 2017).
Umgang mit den Bedürfnissen von Kindern
Recht auf Bildung
In St. Lucia, unterstehend dem Bildungsministerium, ist das Bildungsgesetz von 1999 (in der 2005 geänderten Fassung) der wichtigste Regelungsrahmen für das Bildungswesen von der primären bis zur tertiären Stufe. Grundschulbildung ist verpflichtend und das formale Schulalter reicht von fünf bis 15 Jahren (Global Education Monitoring Report, 2021).
In St. Lucia besteht die Grundschulbildung aus einem dreijährigen, frühkindlichen Programm, gefolgt von vier Jahren Grundschule. Sobald die Kinder das siebte Jahr abgeschlossen haben, müssen sie eine gemeinsame Aufnahmeprüfung, die „Common Entrance Examination (CEE)“, ablegen. Die Ergebnisse dieser Prüfungszeit bestimmen über die Einstufung in eine weiterführende Pflichtschule (Sheldon, 2022).
Schüler, welche die CEE-Prüfungen erfolgreich bestehen, wechseln in die Sekundarstufe, wo sie eine fünfjährige Schulausbildung absolvieren. Nach dem Bildungsgesetz von St. Lucia aus dem Jahr 1997, sind alle Schüler verpflichtet die Schule zu besuchen, bis sie 16 Jahre alt sind.
Daher wechseln Schüler, die in den CEE-Prüfungen nicht erfolgreich waren, in ein dreijähriges sogenanntes Senior Grundschulprogramm, welches sich darauf konzentriert, Schüler auf berufliche Tätigkeiten vorzubereiten. Dieser Gesetzesrahmen wurde eingeführt, um sicher zu gehen, dass die Kinder in der Schule bleiben, bis sie das gesetzliche arbeitsfähige Alter erreicht haben (Sheldon, 2022).
Auf der ganzen Insel gibt es 150 Vorschulen, 33 Kindertagesstätten, 75 Grundschulen und 24 weiterführende Schulen. 2019 lag die Schulbesuchsquote von Kindern zwischen 3 und 5 Jahren bei 95% (Government of Saint Lucia, 2019).
Auf regionaler Ebene gibt es vier Gesetzesrahmen, welche die Entwicklung und Standards im Bildungswesen lenken, nämlich: (1) Regionalpolitik für Geschlechtergleichstellung und soziale Gerechtigkeit 1995; (2) Bildung für alle in der Karibik: Ein Maßnahmenplan für 2000-2015; (3) Der regionale Aktionsrahmen zu Kindern 2012-2015 und (4) Die Montego Bay Erklärung. Auf nationaler Ebene wird Bildung durch das Bildungsgesetz von 2005 geregelt, welches von der frühkindlichen bis hin zur tertiären Bildung Regelungen vorgibt (UNICEF, 2017).
Recht auf Gesundheit
Die Regierung hat viele Fortschritte gemacht, um das Recht auf Gesundheit von Kindern zu fördern und die Qualität der zur Verfügung stehenden Gesundheitsversorgung durch das „Kind und Jugendlichen Gesundheitsprogramm“ und den „Lehrplan für Gesundheits- und Familienerziehung“ (HFLE) zu verbessern. Der HFLE ist ein auf Lebenskompetenzen basierendes Programm, das Teil des Lehrplans der Grund- und Sekundarschule ist und die Themen zwischenmenschliche Beziehungen, Sexualität, sexuelle Gesundheit, Fitness und Ernährung abdeckt (Committee on the Rights of the Child, 2014)
Die Regierung hat auch durch die Einrichtung des „Wellness-Zentrums für psychische Gesundheit“, Verbesserungen im System der psychischen Gesundheitspflege vorgenommen. Jedoch gibt es trotz der Einrichtung des Zentrums einen Mangel an Fachkräften , welche sich der psychischen Gesundheit von Kindern annehmen, und an ambulanten Diensten für die psychologische Rehabilitation, besonders bei Fällen von Depressionen und Selbstmord, tätig sind (Committee on the Rights of the Child, 2014).
Recht auf sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen
Gemäß einer Situationsanalyse von UNICEF zu St. Lucia aus dem Jahr 2017 hatten im Jahr 2010 94% der Menschen in St. Lucia Zugang zu sauberem Trinkwasser aus einer aufgebesserten Wasserquelle und 65% hatten Zugang zu grundlegenden Sanitärdienstleistungen (UNICEF, 2017).
Recht auf Identität
In St. Lucia sollen sich, nach dem Kindstandsgesetz, alle Kinder innerhalb von 21 Tagen nach ihrer Geburt registrieren lassen, damit der Name des Kindes eingetragen wird.
Im Jahr 2011 schätzte das Justizministerium, dass 14.959 Kinder im Alter zwischen 1 – 18 Jahren unvollständige Eintragungen im Geburtenregister hatten, bei denen Informationen fehlten oder falsch waren. Aus diesem Grund brachte das Ministerium zur Berichtigung eine „Rectification Fair“ auf den Weg, welche auf der ganzen Insel Unterstützung anbot, um Korrekturen in den Geburtenregistern voranzubringen. Es wurde geschätzt, dass es nach August 2014 noch 12.339 Kinder gab deren Vorname auf ihren Geburtsurkunden fehlte (63% waren Mädchen und 37% Jungs) (UNICEF, 2017).
Risikofaktoren 🡪 Länderspezifische Herausforderungen
Sexuelle Ausbeutung
Unter dem Ministerium für Gleichberechtigung, Soziale Gerechtigkeit und Befähigung wurde in St. Lucia, im Jahr 1993, die „Division of Human Services (DSH)“ gegründet. Sie ist verantwortlich für den Schutz aller Kinder vor jeder Form von Missbrauch und Vernachlässigung und setzt sich für Jugend- und Menschenrechtsthemen ein (UNICEF, 2017).
Im Jahr 2020 gab es 60 Verdachtsfälle von gewerblicher sexueller Ausbeutung. Von diesen Fällen wurden 19 als Verdachtsfälle von sexuellem Kinderhandel an die Division of Human Services und die Polizei weitergeleitet. Auf Grundlage des Kindesgerichtsbarkeitsgesetzes untersuchte die Polizei 30 Fälle von gewerblicher sexueller Ausbeutung von Kindern.
Dennoch gibt es Hindernisse für eine wirksame Untersuchung dieser Straftaten. Die Polizei hat nicht genügend Ressourcen, Transportmittel, Ausrüstung und Finanzmittel, was die umfassende Durchsetzung der Gesetze zur Kinderarbeit verhindert (US Department of Labour, 2020).
Sexuelle Gewalt und Kindesmissbrauch
Zwischen 2010 und 2015 gab es 1.341 gemeldete Fälle von Kindesmissbrauch in St. Lucia. Von diesen Fällen waren circa 70% der Opfer Mädchen und viele von ihnen (29 von 103 Berichten) wurden Opfer von Inzest. Die häufigste Art von gemeldetem Missbrauch war sexueller Missbrauch (34%), körperlicher Missbrauch (32%), Vernachlässigung und Aussetzung (28%). Mehr als die Hälfte der Täter war den Opfern bekannt, wobei 20% Väter und Onkel ausmachten und von anderen Tätern wie Stiefväter, Schwager und Cousins berichtet wurde (UNICEF, 2017).
Trotz der überwältigenden Anzahl von Fällen des Kindesmissbrauchs bemühte sich die Regierung, Kinder durch Programme und bewährte Praktiken zu schützen, dies beinhaltet: (1) Ein „Kind Opfer Zeugen Programm“, welches durch das Familiengericht betrieben wird und Kinder auf ihre Zeugenaussage vor Gericht vorbereitet; (2) „Brich das Schweigen“, eine Verteidigungskampagne deren Zielgruppe Erwachsene, Kinder und Hauptakteure sind; und (3) „Positive Elternschaft“, entwickelt von der DHS, um das Verantwortungsbewusstsein der Eltern und ihre Fähigkeit zum Schutz ihrer Kinder zu stärken.
Das Hauptziel dieses Programms war es, die Fähigkeiten der positiven Elternschaft zu verstärken, indem negative emotionale und körperliche Verhaltensweisen, welche Kindern Schaden zufügen, abgewöhnt werden. (UNICEF, 2017).
Körperliche Züchtigung
In St. Lucia ist körperliche Züchtigung Zuhause, in anderweitiger Betreuung, in Kindertagesstätten und in Strafanstalten rechtmäßig. Artikel 5 des Kinder- und Jugendschutzgesetzes von 1972 bestätigt „das Recht jedes Elternteils, Lehrers oder jeder anderen Person, welche die rechtmäßige Kontrolle oder Verantwortung für ein Kind hat, diesem gegenüber einer angemessenen Bestrafung zu vollziehen” (End Violence Against Children, 2021).
Im schulischen Bereich ist körperliche Züchtigung gemäß Artikel 5(6) des Kinder- und Jugendschutzgesetztes von 1972 und Artikel 50 des Bildungsgesetzes von 1999 erlaubt. Innerhalb der Schulen „kann körperliche Züchtigung vollzogen werden, wenn keine andere Bestrafung als passend oder wirksam betrachtet wird“; zugelassen ist dies nur durch den Schuldirektor, den stellvertretenden Schuldirektor oder den zugewiesenen Lehrer.
Die Bestrafung muss in ein “Bestrafungsbuch” eingetragen werden, welches die Schulen aufbewahren müssen, um die Art und das Ausmaß der Bestrafung zu erfassen (End Violence Against Children, 2021). Statistiken von UNICEF aus dem Jahre 2012 belegen, dass 68% der Kinder in St. Lucia im Alter von 2-14 Jahren bereits gewalttätige Disziplinierung Zuhause erfahren haben, 44% erfuhren körperliche Züchtigung und 60% erlebten psychische Aggressionen (End Violence Against Children, 2021).
Als Teil der Organisation der Staaten der östlichen Karibik (OECS), nahm St. Lucia an einer Initiative zur Reform der Kinderschutzgesetze teil. Dabei handelt es sich um den Gesetzesentwurf über Kinder (Pflege und Betreuung von 2007 , der Kinder vor Missbrauch, aber nicht vor körperlicher Züchtigung schützen soll (End Violence Against Children, 2021).
Im Rahmen der allgemeinen regelmäßigen Überprüfung im Jahr 2011 erklärte die Regierung, dass körperliche Züchtigung Teil der Kultur von St. Lucia sei und dass „ein Verbot in Schulen und das Ausrotten in den Familien eine große Herausforderung ist“. Die Regierung wies alle Empfehlungen zurück, die gemacht wurden, um alternative Formen der Disziplinierung zu erreichen (End Violence Against Children, 2021).
Bei der allgemeinen regelmäßigen Überprüfung im Jahr 2015 bezeichnete die Regierung körperliche Züchtigung als ein Tabuthema und räumte ein, dass dieses Thema nicht angemessen behandelt wurde. Trotz der Bereitschaft der Regierung, körperliche Züchtigung zu verbieten, gibt es keinen Hinweis auf entsprechende geplanten Reformen.
So verpflichtete sich die Regierung im Rahmen des Verfassungsreformprojekts zum Gesetzesentwurf über häusliche Gewalt und zum Gesetzesentwurf über die Kindesgerichtsbarkeit, aber beide Entwürfe zeigen kein Verbot von körperlicher Züchtigung (End Violence Against Children, 2021). Im Januar 2019 erklärte das Ministerium für Bildung, Innovation, Geschlechterbeziehungen und nachhaltige Entwicklung öffentlich seine Absicht, die körperliche Züchtigung an Schulen abzuschaffen (Government of Saint Lucia, 2019).
Kinderarbeit
Im Jahr 2020 machte die Regierung minimale Fortschritte bei der Abschaffung der Kinderarbeit in St. Lucia. Dennoch gab die Regierung eine Studie in Auftrag, um wirtschaftlich schwache Gemeinden auf der ganzen Insel zu erreichen. Das Ziel der Studie war es, Empfehlungen über die wirksamsten Wege zur Unterstützung gefährdeter Gemeinden zu geben. Durch diese Studie konnte die Sondereinheit für Menschenhandel Social-Media Plattformen nutzen, um ein Bewusstsein über Probleme in Zusammenhang mit Kinderhandel zu schaffen (US Department of Labour, 2020).
Trotz der Ratifizierung von internationalen Konventionen zur Kinderarbeit, wie das der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) Konvention 182 über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit von 1999 (Nr. 182), bieten die Gesetzesrahmen von St. Lucia keinen adäquaten Schutz für Kinder vor der schlimmsten Form von Kinderarbeit (US Department of Labour, 2020).
Obwohl es nur sehr wenige Daten und Forschungsarbeiten über das Ausmaß und den Umfang der Kinderarbeit in St. Lucia gibt, zeigen Berichte von 2020, dass Kinder der schlimmsten Art von Kinderarbeit ausgesetzt sind. Kinder sind der Arbeit im Dienstleistungssektor, dem Verkauf von Lebensmitteln und Kunsthandwerk auf lokalen Märkten und dem Straßenverkauf sowie der kommerziellen sexuellen Ausbeutung ausgesetzt (US Department of Labour, 2020).
Die Regierung finanzierte und beteiligte sich an Sozialprogrammen zur Abschaffung der Kinderarbeit im Jahr 2020. Die meisten dieser Sozialprogramme konzentrierten sich auf die Verlängerung des Schulbesuchs und die Förderung des Zugangs der Kinder zur Bildung. Zum Beispiel finanzierte das „Koudmen Sent Lisi” Programm die Miete für Schulbücher, Schulspeisungsprogramme und ein Transportzuschussprogramm für die Mehrheit der Sekundarschulen auf der Insel (US Department of Labour, 2020).
Jugendgerichtsbarkeit
Der Bereich der Jugendgerichtsbarkeit von St. Lucia ist klein, es gibt nur wenige Institutionen, die zum Schutz von Kinderrechten arbeiten. Funktionell ist die Kinderschutzdienststelle die erste Anlaufstelle für verhaltensauffällige Kinder, während das Familiengericht gemäß des Familienschutzgesetzes (1994) Fälle zum Kinderschutz und zur Jungendgerichtsbarkeit verhandelt . Das Gericht ist befugt, rechtliche und soziale Maßnahmen für Kinder zu ergreifen, die von Missbrauch bedroht sind oder mit dem Jugendgerichtssystem in Kontakt stehen (UNICEF, 2017).
Die Struktur der Jugendgerichtsbarkeit in St. Lucia unterscheidet nicht zwischen straffälligen und verhaltensauffälligen Kindern. Kinder, die zum Beispiel aufgrund von Misshandlungen der Schule fernbleiben, können auf dieselbe Art und Weise eingestuft werden, wie Kinder mit „abweichendem Verhalten“, welche eine genauere Kontrolle benötigen. Jedoch können Kinder an die Bewährungsabteilung für „Betreuung und Schutz“ verwiesen werden, wenn ihre Lebensumstände herausfordernd sind (UNICEF, 2017).
Im Jahr 2010 richtete das Ministerium für innere Angelegenheiten und nationale Sicherheit unter der Aufsicht der Bewährungshilfe, ein Gerichtsdiversionsprogramm ein, um Kinder von Kriminalität fernzuhalten und Rückfälligkeiten zu verringern. Zielgruppe der Maßnahme waren in erster Linie Kinder im Alter von 12-19 Jahren.
Das Programm versuchte, den Kindern eine positivere Haltung gegenüber Beziehungen und Widrigkeiten beizubringen sowie unabhängige Lebenskompetenzen zu vermitteln. Das Programm wurde im Jahr 2016 nach Beendigung des Finanzierungszeitraums eingestellt (UNICEF, 2017).
In St. Lucia fehlt es an einem zentralen digitalisierten System für das Erfassen und Verwalten von Daten über Kinder und ihre Interaktion mit dem Strafgerichtsbarkeitssystem. Es gibt nur wenige aktuelle Forschungen über Kinderschutzangelegenheiten im Land, und Behörden müssen eng zusammenarbeiten, um zusammenhängende Informationen hervorzubringen.
Aus den Daten von 2012-2014 geht hervor, dass 345 Jungen und 101 Mädchen wegen Straftaten angeklagt wurden: ungefähr 50 Kinder von 100.000. Von 2011-2014 wurden dem Gerichtsdiversionsprogramm 63 Jugendstrafverfahren mitgeteilt. Die häufigsten Jugendstraftaten in St. Lucia sind Diebstahl, Körperverletzung, Drogendelikte und Hausfriedensbruch (UNICEF, 2017).
Geschrieben von Vanessa Cezarita Cordeiro
Intern korrekturgelesen von Aditi Partha
Übersetzt von Alexandra Dantl
Korrektur gelesen von Franziska Theis
Letztes Update am 21 August 2022
Quellenangaben:
[1] Dieser Artikel soll keineswegs vorgeben, ein vollständiger und repräsentativer Bericht über die Kinderrechte in St. Lucia zu sein; tatsächlich stellen die wenigen aktuellen Informationen zu Kindern in St. Lucia, von denen viele unzuverlässig, nicht repräsentativ, veraltet oder einfach nicht vorhanden sind, eine der vielen Herausforderungen dar.