Die Kinder von Guyana

Die Umsetzung von Kinderrechten in Guyana

Kinder in Guyana sehen sich mit mehreren zentralen Herausforderungen konfrontiert, die die Verwirklichung ihrer Menschenrechte behindern. Aufgrund ihrer geografischen Lage stellen die katalytischen Auswirkungen des Klimawandels und von Naturkatastrophen zahlreiche Herausforderungen dar. Am dringlichsten ist die Gefahr, dass Kinder den schlimmsten Formen von Kinderarbeit ausgesetzt sind. Körperliche Züchtigung, Jugendjustiz, Gewalt gegen Kinder und eine hohe Anzahl von Schwangerschaften bei Jugendlichen gefährden sie zusätzlich.

Index der Realisierung von Kinderrechten: 6,73/10
Rot
Stufe: Schwierige Situation

Guyana auf einen Blick 

Die Kooperative Republik Guyana, wie sie offiziell heißt, ist ein kleines Land in der nordöstlichen Ecke Südamerikas. Es grenzt im Norden an den Atlantischen Ozean, im Osten an Suriname, im Südwesten an Brasilien und im Westen an Venezuela. Georgetown, die Hauptstadt und größte Stadt, liegt an der Atlantikküste und trägt den Spitznamen „Gartenstadt der Karibik“. Guyana, „Land des Wassers“, ist der ursprüngliche Name des Landes, der ihr von den indigenen Völkern, den ursprünglichen Bewohnern, geben wurde. Guyana ist das einzige englischsprachige Land in Südamerika (Menke, 2022).

Die natürliche Umgebung Guyanas ist sehr vielfältig und reicht von Küstenebenen und Sümpfen im Landesinneren bis hin zu Bergen und Flüssen. Es gibt vier große Flüsse im Land: den Courantyne, den Berbice, den Demerara und den Essequibo, die alle in den Atlantischen Ozean fließen. Guyana bietet auch eine Fülle von Pflanzen und Tieren, darunter Mangroven, Salzwassergräser, eine vielfältige Vogelwelt, Ozelots, Affen, Faultiere, Buschschweine, Gürteltiere, Tapire, Jaguare, Seekühe und Leguane (Menke, 2022).

Etwa ein Zehntel der Bevölkerung Guyanas sind indigene Gruppen, die entweder in den Küstenregionen, im Landesinneren oder im Westen, an der Grenze zu Venezuela und Brasilien, leben. Die indigenen Völker an der Küste sind als Warao, Arawak und Kariben bekannt.

Die indigenen Völker im Landesinneren sind die Wapisiana, die Arekuna und die Macusi. Die Wapisiana- und Macusi-Völker leben überwiegend in der Savannenregion Rupununi. Der Rest der Bevölkerung besteht aus Indo-Guyanern, die zwei Fünftel der Bevölkerung ausmachen (Guyaner südasiatischer Abstammung); Afro-Guyanern, die drei Zehntel der Bevölkerung ausmachen (Guyaner afrikanischer Abstammung) und Menschen gemischter Abstammung, die ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen (Menke, 2022).

Status der Rechte von Kindern [1]

Guyana hat sich zu mehreren internationalen Instrumenten zum Schutz der Rechte von Kindern verpflichtet. Im Jahr 1991 ratifizierte Guyana das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes (UN-KRK). Die UN-KRK ist jedoch nach guyanischem Recht nicht durchsetzbar (CRIN, 2013). Im Jahr 2010 ratifizierte die Regierung das Fakultativprotokoll über den Verkauf von Kindern, Kinderprostitution und Kinderpornografie sowie das Fakultativprotokoll über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten.

Guyana ist auch anderen internationalen Menschenrechtsinstrumenten beigetreten, darunter dem Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung gegenüber Frauen, das 1980 ratifiziert wurde, dem Internationalen Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung von 1977 und dem Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe von 1988.

Obwohl es in Guyana kein konsolidiertes Kindergesetz gibt, gibt es mehrere nationale Gesetze, die für Kinder von Bedeutung sind. Beispielsweise gehören dazu unter anderem Gesetze wie der Status von Kindern (Status of Children Act No. 19 of 2009), das Gesetz der Behörde für Kinderfürsorge und Kinderschutz  (Childcare and Protection Agency Act) Nr. 2 von 2009, das Kinderschutzgesetz (Protection of Children Act) Nr. 17 von 2009, das Kinderadoptionsgesetz (Adoption of Children Act) Nr. 16 von 2005 und das Gesetz gegen Sexualdelikte (Sexual Offences Act) Nr. 7 von 2010 (CRIN, 2013).

Auf regionaler Ebene ist Guyana Mitglied der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und an das Interamerikanische Menschenrechtssystem gebunden. Im Jahr 1996 ratifizierte die Regierung das Interamerikanische Übereinkommen über die Verhütung, Bestrafung und Beseitigung von Gewalt gegen Frauen (bekannt als Belém do Pará-Konvention). Guyana ist auch Mitglied der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) und 2013 hat die Regierung den Konsens von Montevideo über Bevölkerung und Entwicklung angenommen.

Berücksichtigung der Bedürfnisse der Kinder in Guyana 

Recht auf Bildung

In Guyana ist das Bildungsgesetz von 1876 (in der 1976 geänderten Fassung), das dem Bildungsministerium untersteht, der wichtigste Rechtsrahmen für das Bildungswesen von der Primarstufe bis zur Hochschulebene. Das Bildungssystem umfasst den Kindergarten (Vorschule), die Grundschule, die Sekundarstufe, die technische und berufliche Bildung und die Universität (UNESCO, 2007). Die Vorschulerziehung ist für Kinder zwischen drei und sechs Jahren gedacht, ist aber nicht verpflichtend.

Die Grundschulbildung ist obligatorisch und beginnt im Alter von fünf Jahren und endet mit dem elften Lebensjahr. Im letzten Jahr der Grundschule müssen die Kinder die Aufnahmeprüfung für die Sekundarschule (SSEE) ablegen, um in die Sekundarschule aufgenommen zu werden. Schülerinnen und Schüler, die bei der SSEE gute Leistungen erzielen, dürfen zur Belohnung das President’s College besuchen, während Schülerinnen und Schüler mit schlechten Leistungen die Community High Schools besuchen, die auf die Vorbereitung der Kinder auf die Berufsausbildung ausgerichtet sind.

Schüler, welche die SSEE erfolgreich bestehen, wechseln in die Sekundarschule, wo sie einen fünfjährige Bildungsweg absolvieren. Die Sekundarschule bereitet die Schüler auf die Prüfungen des Caribbean Examination Council (CXC) vor (UNESCO, 2007).

In Guyana besteht eine Schulpflicht für Kinder zwischen sechs und fünfzehn Jahren. In den ländlichen Gebieten und im Landesinneren Guyanas haben die Kinder jedoch aufgrund der schlechten Infrastruktur, der Unzugänglichkeit der Schulen, des Mangels an Transportmitteln oder hoher Transportkosten und des Mangels an ausgebildeten Lehrern nur begrenzten Zugang zur Bildung (US-Arbeitsministerium, 2021). Während der COVID-19-Pandemie wirkte sich der Mangel an Informationstechnologie und zuverlässiger Elektrizität in den flussnahen und ländlichen Gemeinden auf die Bildung der Kinder aus (US Department of Labour, 2021). 

Das Bildungswesen in Guyana wird hauptsächlich von der Regierung finanziert. Seit den 1990er Jahren finanzieren sich die Privatschulen jedoch selbst. Nichtregierungsorganisationen wie der Lions Club und Rotary finanzieren Schulen für Kinder mit Behinderungen (UNESCO, 2007).

Von 2022 bis 2027 investiert die Weltbank 44 Millionen US-Dollar in das Bildungswesen in Guyana. Dieses Projekt, welches die Qualität der Bildung in den Jahrgangsstufen sieben bis neun verbessern soll, entwickelt einen neuen Lehrplan, der den Schwerpunkt auf Umweltbewusstsein und Klimawandel legt. Darüber hinaus werden neue Schulbücher finanziert, die Ausbildung von Lehrern verbessert, die Betreuung von Lehrkräften sichergestellt, Kinder mit Behinderungen unterstützt sowie die schulischen Einrichtungen und die Infrastruktur verbessert (World Bank, 2022).

Recht auf Gesundheit

Das Gesundheitsministerium hat eine nationale Strategie für Guyana 2012-2020 entwickelt, die auch als „Gesundheitsvision 2020“ bekannt ist. Diese Strategie zielte darauf ab, die wichtigsten Prioritäten bei der Verbesserung der Gesundheitsergebnisse in Guyana anzugehen.

So ging es beispielsweise um die Stärkung und Förderung der Kapazitäten im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, die verstärkte Nutzung von Verhütungsmitteln, die Förderung von Vorsorgeuntersuchungen für sexuell übertragbare Krankheiten und den Ausbau der Dienste für sexuelle und reproduktive Gesundheit für Menschen mit Behinderungen.

Zu den weiteren Zielen der Gesundheitsvision 2020 gehörten die gezielte Unterstützung der Gemeinschaften und Familien zur Senkung der Mütter-, Säuglings- und Kindersterblichkeit, für eine durchgängige Gesundheitsversorgung, die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Jugendlichen und der Zugang zu Rehabilitationsleistungen (UNICEF, 2018).

In Guyana suchen Jugendliche aus Angst vor Verurteilung oder mangelnder Vertraulichkeit seltener Gesundheitszentren auf. Um eine Verhaltensänderung herbeizuführen, startete die Regierung 1999 in Zusammenarbeit mit dem UNFPA eine Pilotstudie über jugendfreundliche Gesundheitszentren zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit von Jugendlichen in Victory Valley, Beterverwagting und Port Mourant.

Ursprünglich zielte die Pilotstudie darauf ab, die Themen Schwangerschaft, HIV/AIDS, Drogenmissbrauch, Selbstmord, soziale und spirituelle Bedürfnisse sowie die Beratungsdienste für Jugendliche zu behandeln. Seit 2000 hat die Regierung mit Unterstützung von UNICEF und dem Center for Disease Control and Prevention (CDC) neunzehn jugendfreundliche Gesundheitsstationen in ganz Guyana verteilt eingerichtet (UNICEF, 2018).

Recht auf sauberes Wasser und Sanitärversorgung 

Im Jahr 2018 hatten nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 86 % der Bevölkerung in Guyana Zugang zu einer sanitären Grundversorgung. Zwischen Juli 2014 und Juli 2019 führten die Interamerikanische Entwicklungsbank und der Europäische Entwicklungsfonds in Guyana ein Projekt im Wert von 29 Mio. USD durch, um die Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit tragbarer Wasser– und Sanitärdienstleistungen zu verbessern. Dieses Projekt kam 328 Haushalten in ganz Guyana zugute und ermöglichte die Bereitstellung von Lösungen in den Bereichen Sanitärversorgung, Wasserversorgung, Handhygiene und Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) (Reyes, 2021).

In Guyana obliegt die Gewährleistung der Wasser– und Abwasserversorgung der Guyana Water Inc (GWI). GWI betreibt das einzige Abwassersystem, das 2 % der Bevölkerung im Zentrum Georgetowns versorgt. Der Rest der Bevölkerung entsorgt seine Abwässer über Klärgruben (66 %) und Grubenlatrinen (28 %) (Reyes, 2021). Goldabbau, schlechte Abfallentsorgung und Verschmutzung führen dazu, dass die Wasserqualität vielerorts mangelhaft ist, was die Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern durch die Verbreitung von durch Wasser übertragenen Krankheiten gefährdet (UNICEF, 2018).

Recht auf Identität 

Alle in Guyana geborenen Kinder müssen bei der Geburt gemäß den Abschnitten 18, 25 und 26 des Gesetzes über die Registrierung von Geburten und Todesfällen (Kapitel 44:01) der Gesetze von Guyana registriert werden. Kinder müssen von ihren Eltern registriert werden, unabhängig von deren Rechts- oder Familienstand, und die Geburtsregistrierung ist kostenlos. Die Registrierung erfolgt im Allgemeinen Standesamt, von denen es 200 Zentren in Guyana gibt (UNHCR, n.d). 

Das Allgemeine Standesamt hat mehrere Initiativen ergriffen, um die Geburtenregistrierung in Guyana zu erhöhen. Dazu gehören die Einrichtung von Registrierungszentren in ländlichen Gebieten, um Hausgeburten zu registrieren und sicherzustellen, dass alle Kinder, die in ländlichen Gebieten leben, registriert werden können; die Schulung von Standesbeamten, um sicherzustellen, dass sie über die notwendigen Fähigkeiten zur effektiven Registrierung von Geburten verfügen; und die Unterstützung indigener Gemeinschaften, um sicherzustellen, dass alle Kinder eine Geburtsurkunde besitzen. Kinder in Guyana benötigen zwar keine Geburtsurkunde, um Gesundheitsdienste in Anspruch zu nehmen, aber sie brauchen sie, um zur Schule gehen zu können (UNHCR, n.d).

Nach der Verfassung von Guyana von 1980 haben alle in Guyana geborenen Kinder Anspruch auf die Staatsbürgerschaft, es sei denn, dass (1) kein Elternteil Staatsbürger ist und einem oder beiden Elternteilen diplomatische Immunität gewährt wurde, (2) ein Elternteil ein feindlicher Ausländer ist und das Kind unter feindlicher Besatzung geboren wird. Kindern, die außerhalb Guyanas geboren wurden, kann die Staatsbürgerschaft verliehen werden, wenn ein Elternteil die guyanische Staatsangehörigkeit besitzt (Immigration and Refugee Board of Canada, 2008).

Risikofaktoren 🡪 Länderspezifische Herausforderungen 

Kinderarbeit

Im Jahr 2021 hat die Regierung minimale Fortschritte bei der Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit in Guyana gemacht. Die Regierung hat alle wichtigen internationalen Übereinkommen über Kinderarbeit ratifiziert, wie das Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) über das Mindestalter (Nr. 138) von 1973, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit (Nr. 182) von 1999 und das Palermo-Protokoll über den Menschenhandel. Trotzdem gibt es immer noch Lücken im rechtlichen Rahmen, um Kinder angemessen vor Arbeit zu schützen (US-Arbeitsministerium, 2021). 

Kinder in Guyana sind den schlimmsten Formen von Kinderarbeit ausgesetzt, einschließlich kommerzieller sexueller Ausbeutung als Folge des Menschenhandels, vor allem in Georgetown. Auch in der Landwirtschaft sind sie den schlimmsten Formen der Kinderarbeit ausgesetzt: Sie arbeiten in der Produktion von Kirschen, Limetten, Reis, Kohl, Zuckerrohr und Holzkohle sowie in Sägewerken und in der Hühnerzucht.

In der Industrie und im Haushalt arbeiten Kinder auf dem Bau, im Gold- und Bauxitbergbau, in Haushalten, in Bars, Restaurants und auf Schrottplätzen. Schätzungen zufolge sind 41 % der indianischen Kinder in Haushalten und 34 % unter gefährlichen Arbeitsbedingungen beschäftigt (US Department of Labour, 2021).

Nach dem Gesetz über die Beschäftigung von Jugendlichen und Kindern (Employment of Young Persons and Children Act) liegt das Beschäftigungsmindestalter bei fünfzehn Jahren. Guyana erfüllt nicht die internationalen Standards bzgl. gefährlicher Arbeit für Kinder, da es Kindern im Alter von sechzehn bis siebzehn Jahren erlaubt, gefährliche Arbeiten auszuführen, die ihre Gesundheit und Sicherheit gefährden (US-Arbeitsministerium, 2021).

Seit 2021 haben die Strafverfolgungsbehörden konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarbeit in Guyana ergriffen, darunter die Einrichtung eines Nationalen Lenkungsausschusses für Kinderarbeit und einer ministeriellen Task Force für Menschenhandel. Außerdem wurden wichtige politische Maßnahmen eingeführt, wie die Nationale Kinderarbeitspolitik und der Nationale Aktionsplan für die Beseitigung von Kinderarbeit 2019-2025 sowie der Aktionsplan 2021-2025 der Interministeriellen Task Force zur Bekämpfung des Menschenhandels (US-Arbeitsministerium, 2021).

Durch die Einführung dieser Maßnahmen konnten die Strafverfolgungsbehörden vierzehn Verstöße gegen die kommerzielle sexuelle Ausbeutung junger Mädchen, neun Berichte über Kinder in Zwangsarbeit, fünfzehn Überlebende der Ausbeutung und vierzehn Fälle von Kinderhandel melden, von denen acht Überlebende unter achtzehn Jahre alt waren (US-Arbeitsministerium, 2021).

Schwangerschaft bei Jugendlichen 

Auf regionaler Ebene hat Guyana eine der höchsten Schwangerschaftsraten im Jugendalter: 66,5 von 1.000 jugendlichen Mädchen bringen jährlich ein Kind zur Welt. Über einen Zeitraum von 20 Jahren, zwischen 1997 und 2016, hat eines von fünf heranwachsenden Mädchen in Guyana ein Kind bekommen. Nach dem Vorbild der „Safe Motherhood Initiative“ in Kenia richtete die Regierung Guyanas 2013 Kliniken für jugendliche Schwangere ein und startete eine „Safe Motherhood Initiative“, die von der Abteilung für die Gesundheit von Mutter und Kind des Ministeriums für öffentliche Gesundheit ins Leben gerufen wurde. 

2018 führte das Gesundheitsministerium in Zusammenarbeit mit UNICEF eine Situationsanalyse zu Schwangerschaften bei Jugendlichen in Guyana durch, um Schwangerschaften bei Jugendlichen zu verhindern, das Bewusstsein zu schärfen, Lehrpläne für die sexuelle und reproduktive Aufklärung  zu entwickeln und den rechtlichen Rahmen zu verbessern (UNICEF, 2018).

Trotz dieser Bemühungen sind die Schwangerschaftsraten bei Jugendlichen in Guyana hoch und können auf einen Mangel an umfassender Aufklärung über sexuelle und reproduktive Gesundheit, Armut, fehlenden Zugang zu Verhütungsmitteln, riskantes und ungeschütztes Sexualverhalten sowie sexuelle Gewalt und sexuellen Missbrauch zurückgeführt werden. Andere Faktoren wie erhöhte Schulabbrecherquoten, das Leben in Haushalten mit nur einem Elternteil sowie das Leben in überfüllten Wohnungen tragen ebenfalls zu diesem Problem bei (UNICEF, 2018).

Gewalt gegen Kinder 

Gewalt ist in Guyana weit verbreitet und betrifft Kinder aller Ethnien, Geschlechter, sozioökonomischen Gruppen sowie städtischer und ländlicher Gebiete. Kinder mit Behinderungen und LGBTQ-Kinder werden jedoch als leichte Zielscheiben wahrgenommen und unverhältnismäßig häufig als Opfer von Gewalt gemeldet. Darüber hinaus wird in Guyana körperliche Misshandlung im Allgemeinen als akzeptable Form der Disziplinierung angesehen (UNICEF, 2019). 

Es gibt mehrere Faktoren, die Gewalt gegen Kinder in Guyana begünstigen. Diese Katalysatoren sind in der Regel mit Armut, Hunger, Alkohol- und Drogenmissbrauch verbunden. Daher sind Kinder, die in Heimen leben oder aus gefährdeten Gemeinschaften stammen, am anfälligsten für Missbrauch. Missbrauch kommt in der Regel bei verschiedenen Ethnien und Geschlechtern gleichermaßen vor (UNICEF, 2019).

Körperliche Züchtigung 

In Guyana ist die körperliche Züchtigung zu Hause, in alternativen Betreuungseinrichtungen, in Kindertagesstätten, Schulen und Strafvollzugsanstalten rechtmäßig. In der Schule ist die körperliche Züchtigung erlaubt gemäß Abschnitt 9(A) des Gesetz über das Strafrecht (Delikte) (Criminal Law (Offences) Act) von 1894 , in dem „das Recht des Vormunds oder Lehrers eines Kindes, das Kind angemessen und ordnungsgemäß zu bestrafen“, bekräftigt wird. Körperliche Züchtigung darf nur vom Schulleiter, einem stellvertretenden Schulleiter oder einer ernannten höheren Lehrkraft für Schlägereien und unanständigen Äußerungen in der Schule verhängt werden (End Violence Against Children, 2020).

Die Strafe ist für Jungen und Mädchen unterschiedlich. Bei Jungen ist die Strafe an den Händen oder am Gesäß zu vollziehen, bei Mädchen auf den Händen. Die Bestrafung darf nur mit einem Rohrstock oder einem Riemen erfolgen, der nicht länger als 61 Zentimeter ist, und muss in ein „Vergehensbuch“ eingetragen werden (End Violence Against Children, 2020).

In seiner abschließenden Beobachtung von 2013 forderte der Ausschuss für die Rechte des Kindes die Regierung nacgdrücklich auf, alle Punkte im Zusammenhang mit der körperlichen Züchtigung von Kindern in allen Kontexten anzusprechen und zu verbieten. Das Thema der körperlichen Züchtigung in Guyana hat auch dem Ausschuss gegen Folter, dem Menschenrechtsausschuss und dem Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau Anlass zur Sorge gegeben.

Diese Ausschüsse haben die Regierung aufgefordert, körperliche Züchtigung in allen Bereichen zu verbieten, und die Regierung ermutigt, Sensibilisierungskampagnen zu entwickeln (End Violence Against Children, 2020).

Jugendstrafrecht

Trotz der Bedenken und Empfehlungen des Ausschusses für die Rechte des Kindes in Bezug auf die unmenschliche Verurteilungspraxis von Kindern sind Jugendliche in Guyana immer noch der körperlichen Züchtigung und unmenschlichen Verurteilungen ausgesetzt. Nach dem Gesetz über jugendliche Straftäter (Juvenile Offenders Act) von 1931 liegt das Mindestalter für die Strafmündigkeit in Guyana bei zehn Jahren, und Kinder können im Alter von siebzehn Jahren als Erwachsene bestraft werden. Ebenso gilt nach diesem Gesetz ein Kind als unter vierzehn Jahre alt, eine junge Person als zwischen vierzehn und sechzehn und ein Jugendlicher als unter siebzehn (CRIN, 2010).

Bei Verbrechen wie Mord und Totschlag kann ein Kind unter achtzehn Jahren wie ein Erwachsener vor Gericht gestellt und im Falle eines Schuldspruchs zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt werden. Für Jungen ab siebzehn Jahren wird die körperliche Züchtigung als angemessene Strafmaßnahme angesehen, während das Auspeitschen von Mädchen streng verboten ist (CRIN, 2010).

Ökologische Herausforderungen 

Umweltzerstörung und Klimawandel haben erhebliche Auswirkungen auf die Kinder in Guyana. Zu den negativen Auswirkungen des Klimawandels auf Kinder in Guyana gehören Filarie und Malaria. Diese werden durch Überschwemmungen verursacht, die stehende Wasserlachen hinterlassen, in denen Moskitolarven hernawachsen. Während der Dürrezeit, vor allem im Landesinneren, bleibt der Wasserstand aufgrund der großen Hitze sehr niedrig. Diese intensiven Wetterbedingungen wirken sich auf den Schulbesuch der Kinder aus, und oft bleiben die Schulen geschlossen (UNICEF, 2018).

In Zeiten intensiver Regenfälle oder Trockenperioden sind die Wasserressourcen aufgrund schlechter sanitärer Einrichtungen und flacher Brunnen der Gefahr einer Verunreinigung ausgesetzt. Infolge dieser extremen Bedingungen sind Familien in Guyana gezwungen, in sicherere Gebiete umzusiedeln (UNICEF, 2018). Der Klimawandel hat sich auch auf die Ernährungssicherheit von Kindern in den Küsten- und Hinterlandgebieten Guyanas ausgewirkt. Infolge der Dürre sind Nutzpflanzen wie Maniok, die zu den Grundnahrungsmitteln der Indianer gehören, unzureichend und rar (UNICEF, 2018).

Der Klimawandel ist auch ein Katalysator für weitere Probleme für Kinder. Naturkatastrophen und unzugängliche Nahrungsmittel-, Wasser- und Energiequellen zwingen Kinder dazu, als Versorger zu fungieren, so dass sie weniger Zeit für den Schulbesuch haben.

Dies wird noch verschärft, wenn Familien aufgrund der klimabedingten Herausforderungen auf Kinder angewiesen sind, um Geld für den Unterhalt des Hauses zu verdienen. Klimaveränderungen und Katastrophen wie Überschwemmungen können auch eine dauerhafte Vertreibung erzwingen und Kinder in gefährliche Unterkünfte mit unzureichenden sanitären Einrichtungen und erhöhtem Missbrauchsrisiko zwingen (UNICEF, 2018).

Geschrieben von Vanessa Cezarita Cordeiro 

Internes Korrekturlesen durch Aditi Partha 

Übersetzt von Michael Aschenbrenner

Korrekturlesen durch Birgit Puttock

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2022

Referenzen: 

CRIN. (2013, February 13). “Guyana: national laws.” Retrieved from Child Rights International Network, accessed on 25 October 2022. 

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Immigration and Refugee Board of Canada. (2008, August 25). “Guyana: Citizenship laws, including methods by which a person may obtain citizenship; whether dual citizenship is recognized and if so, how it is acquired; process for renouncing citizenship and related documentation; grounds for revoking citizenship.” Retrieved from Canada: Immigration and Refugee Board of Canada, accessed on 12 November 2022. 

Menke, J.K., Richardson, B.C. (2022, October 18). “Guyana.” Retrieved from Encyclopaedia Britannica, accessed on 25 October 2022. 

Reyes, M., & Ramjag, L. (2021, July 13). “Improving lives through adequate sanitation in Guyana.” Retrieved from Inter-American Development Bank, accessed on 12 November 2022.  

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US Department of Labour. (2021). “2021 Findings on the Worst Forms of Child Labour.” Retrieved from U.S Department of Labour Bureau of International Labour Affairs, accessed on 26 October 2022. 

World Bank. (2022, June 10). “Education in Guyana to be improved with US$44M World Bank Project.” Retrieved from The World Bank, accessed on 12 November 2022. 


[1]  Dieser Artikel erhebt keineswegs den Anspruch, eine vollständige oder repräsentative Darstellung der Kinderrechte in Guyana zu geben: Eine der vielen Herausforderungen besteht darin, dass es nur wenige aktuelle Informationen über die Kinder in Guyana gibt, von denen viele unzuverlässig, nicht repräsentativ, veraltet oder einfach nicht vorhanden sind.