Kinder in Venezuela

Die Verwirklichung von Kinderrechten in Venezuela

Die venezolanische Regierung setzt sich proaktiv für den Abbau verschiedener gesellschaftlicher Ungleichheiten ein. Doch in einem Land, das immer noch von Krieg und Unruhen geprägt ist, lässt sich kaum etwas tun. Die Kinder Venezuelas leben in Armut und haben seit dem Zusammenbruch der Wirtschaft im Jahr 2014 nur begrenzten Zugang zu Gesundheit und Bildung. Die Lage scheint sich leider nur noch weiter zu verschlechtern, da Kindesmissbrauch immer weiter zunimmt und die humanitäre Krise anhält.

Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,64/ 10
Orange Stufe : Wahrnehmbare Probleme

Bevölkerung : 28 Millionen
Bev. 0-14 Jahren : 26,5 %

Lebenserwartung : 24,2
Kindersterblichkeit : 24,2

Venezuela im Überblick

Venezuela liegt im nördlichen Teil Lateinamerikas und grenzt an Kolumbien, Brasilien und Guyana. Das Land grenzt an den Atlantischen Ozean und das Karibische Meer, was das Land zu einem Paradies für alle macht, die ein feuchtes, tropisches Klima mögen.

Venezuela beherbergt den größten See Südamerikas, den Maracaibo-See, sowie die berühmten Angel Falls, die als die höchsten Wasserfälle der Welt gelten. Von den 28 Millionen Einwohnern leben mehr als 6 Millionen Menschen in der Hauptstadt Caracas. Die Metropole ist als kulturelles Zentrum und Handelsmetropole bekannt. (Lieuwen E, 2022) 

In der Bolivarischen Republik Venezuela sprechen die Menschen Spanisch und bekennen sich zum Christentum. Das Land gehörte früher zusammen mit Kolumbien, Panama und Ecuador zu Großkolumbien. Dieser Staatenbund bestand nur elf Jahre lang und hatte zum Ziel, Südamerika von den spanischen Kolonialherren zu befreien.

Nach der Befreiung zahlte das Land seine Kredite zurück und baute seine Infrastruktur auf, bevor es zu einem Ölgiganten wurde. Der damalige venezolanische Präsident Hugo Chavez „steckte Milliarden von Dollar des venezolanischen Ölreichtums in Sozialprogramme“. (BBC, 2019)

Der wirtschaftliche Aufschwung im 20. Jahrhundert führte zu einer Einwanderungswelle aus den Nachbarländern sowie zu massiven Abwanderungen vom Land in die Stadt. Dies trug zu dem rasanten Aufschwung bei. Als Venezuela die größten Erdölreserven der Welt entdeckte, kämpfte es bereits mit extremer Armut und den Folgen häufiger Naturkatastrophen.

Das Land wurde daraufhin über Nacht zu einem globalen Energiemarkt. Die kontinuierliche Misswirtschaft der Regierung und die von den USA verhängten Sanktionen trieben das Land jedoch in den sozioökonomischen Zusammenbruch und führten zu einer Hyperinflation. (Lieuwen E, 2022) 

Mehr als sechs Millionen Menschen verließen ihr Land auf der Suche nach einem besseren Leben in Ecuador, Chile, Peru und Brasilien. (BBC, 2021) Der Ölpreisverfall in Venezuela versetzte das Land in Chaos, und die Nachwirkungen gehören immer noch zu den aktuellen Gegebenheiten des Landes. Schätzungen zufolge leben noch immer 96 % der Bevölkerung unterhalb der Grenze der extremen Armut. (Ramirez R, n.d.) Infolgedessen wurden alle Kinder zu unschuldigen Opfern des von Erwachsenen verursachten politischen Durcheinanders, das das Land in eine endlose Rezession stürzte.

Der Status der Rechte des Kindes [1]

Vor 55 Jahren hat Venezuela die Kinderrechtskonvention ratifiziert. Im Jahr 1967 erkannte die Regierung die Rechte der Kinder auf eigene Identität, Gesundheit, Bildung und Freiheit an. Des Weiteren hat der Staat jedem Kind das Recht auf Schutz vor Gewalt zuerkannt. (UNICEF, n.d.)Die Bolivarische Republik Venezuela hat auch das Internationale Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung (ICERD) unterzeichnet, das allen Kindern, unabhängig von ihrer Rasse, ihrer Abstammung und ihrer ethnischen Herkunft, die Gleichbehandlung garantiert.

Das Recht auf Nichtdiskriminierung stellt den zentralen Wert des Abkommens dar. Alle Länder, die das Protokoll verabschiedet haben, sind verpflichtet, über ihre Fortschritte zu berichten und die Ergebnisse und Auswirkungen zu bemessen. (UNHR, n.d.)  

Gemäß dem Fakultativprotokoll zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten dürfen Kinder unter achtzehn Jahren nicht aktiv an einer militärischen Ausbildung oder an Kriegen teilnehmen. Kinder sollten die Schule besuchen, unterstützt durch ein sicheres und fürsorgliches Umfeld, das ihrem Alter entspricht. Auch nach der Ratifizierung des Protokolls durch Venezuela im Jahr 2013 besteht das Problem nach wie vor, und die Zahl der Kindersoldaten nimmt weiter zu. (UNHR, n.d.)

Das Bildungsministerium hat ein Gesetz erlassen, das alle Jugendlichen dazu zwingt, bis zum Alter von siebzehn Jahren eine zweijährige militärische Grundausbildung zu absolvieren. Bereits Kinder im Alter von vierzehn Jahren können daran teilnehmen. Auch Mädchen steht es frei, sich zu bewerben und in der Armee zu dienen, egal ob in Zeiten des Friedens oder des Notstands.

Erschwerend hinzu kommen Berichte über bewaffnete politische Gruppen aus Kolumbien, die in Venezuela Kindersoldaten rekrutieren. Humanitäre Organisationen in aller Welt haben inzwischen ihre Besorgnis über den Bruch des Protokolls kundgetan. (Child Soldiers International, 2004)

Leider sieht es im Jahr 2022 nicht gerade nach einer Verbesserung der Situation aus. Berichten zufolge zählt Venezuela nach wie vor zu den Top 12-Regierungen der Welt, die Kindersoldaten rekrutieren und bewaffnete Gruppen unterstützen. In seinem Jahresbericht hat das State Department Child Soldier Protection Act (CSPA) Venezuela als einziges lateinamerikanisches Land genannt, in dem Kindesmissbrauch im Militär stattfindet.

Damit hat das US-Außenministerium Venezuela zum zweiten Mal als Staat benannt, dessen fragwürdige militärische Organisation die offizielle behördliche Unterstützung zum Einsatz von Kindern im Krieg genießt. (Yousif E et al, 2022)

Auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen

Das Recht auf Bildung

Das Recht auf Bildung für venezolanische Kinder wurde in den letzten zehn Jahren stark geschmälert. Millionen von Kindern gehen nicht zur Schule, weil sie keinen Zugang zu Lebensmitteln, Transportmitteln oder anderen grundlegenden Dingen haben. Viele Schulen mussten während der Krise geschlossen werden.

Wenngleich die meisten von ihnen Anreize erhalten haben, die Klassenräume wieder zu öffnen und Schülerinnen und Schüler aufzunehmen, können sie nur drei Tage pro Woche unterrichten. Laut einer nationalen Erhebung aus dem Jahr 2018 besuchen drei Millionen Kinder keine Schule. (Thomson Reuters Foundation, 2018)

Kinder, die dennoch zur Schule gehen, haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder am Unterricht teilzunehmen, da die meisten von ihnen unter einem Mangel an wichtigen Nährstoffen leiden. Lehrkräfte berichteten von zahlreichen Fällen von Schwächeanfällen bei Kindern, deren schlechte Schulverpflegung weder wichtige Proteine noch Vitamine enthielt.

Viele Schulen mussten den Sportunterricht und andere sportliche Aktivitäten ausfallen lassen, weil die Schülerinnen und Schüler schlicht körperlich nicht in der Lage waren, diese Aktivitäten durchzuführen. Einige pädagogische Fachkräfte berichteten über Fehlzeiten in Rekordhöhe inmitten einer andauernden humanitären Notlage. (Thomson Reuters Foundation, 2018)

Flüchtlingskinder in anderen lateinamerikanischen Ländern werden in der Regel Opfer der grassierenden Korruption und ineffizienter Bürokratien, die sie von der Schule fernhalten. Die Erziehungsberechtigten kämpfen darum, Dokumente zu erhalten, die ihrem Kind die Schulaufnahme ermöglichen würden.

Die Untätigkeit und das Desinteresse der Regierung haben jedoch zu einem Anstieg von Kinderarbeit und Bettelei geführt. In Ländern wie Kolumbien sind viele Flüchtlingskinder, die keine angemessene Bildung und Betreuung erhalten, dem Risiko ausgesetzt, sich lokalen kriminellen Gruppen anzuschließen. (Thomson Reuters Foundation, 2018) 

Die venezolanische Regierung verstößt direkt gegen das Recht auf Bildung von Kindern, indem sie minderjährigen Einwanderern keine Pässe zur Verfügung stellt, um ihre Identität belegen zu können. (Thomson Reuters Foundation, 2018) Etwa eine Million Menschen aus Venezuela haben in Peru und Kolumbien Zuflucht gesucht. Einer Umfrage unter 800 Familien in zwei kolumbianischen Städten zufolge besuchten 27 % der Migrantenkinder im Land noch immer keine Schule.

Die Behörden geben Gründe an, die von unterbesetzten Bildungseinrichtungen über fehlende finanzielle Mittel bis hin zu nicht vorhandenen oder falschen Identitätsnachweisen reichen. Mittellose Kinder werden zudem aufgrund ihrer Nationalität und ihres sozialen Status diskriminiert, was sie daran hindert, ihr verbrieftes Recht auf Schulbesuch wahrzunehmen. (Alcoba N, 2022)

Das Recht auf Gesundheit

In den letzten zehn Jahren sind Millionen von Menschen aus dem Land geflohen. Darunter sind auch Lehrer und Lehrerinnen sowie Ärzte und Ärztinnen, die sich gezwungen sehen, ins Ausland auszuwandern, um zu überleben. Diese Situation bringt die Kinder in Venezuela in eine sehr schwierige Lage. Das Gesundheitssystem war in der Tat in der Vergangenheit kaum überlebensfähig.

Durch die Folgen von Covid-19 hat sich die medizinische Versorgung jedoch stark verschlechtert. Derzeit benötigen Kinder dringend Medikamente, Antibiotika, Schutzimpfungen und sauberes Wasser. Die extreme Armut bedroht bereits ihr Recht auf Gesundheit, denn „die Venezolaner benötigen das 136-fache des Mindestlohns von 1,71 Dollar pro Monat, um Zugang zu einem Warenkorb mit Grundnahrungsmitteln zu haben.“ (ReliefWeb, 2021)

Gelbfieber, Masern, Polio und andere Krankheiten sind stark angestiegen. Die meisten werdenden Mütter haben keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung, was oft zu untergewichtigen Neugeborenen führt. Nach den jüngsten Angaben gelten mehr als 110.000 Tausend Kinder als unterernährt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass in Venezuela mehr als 80 % der Schwangeren minderjährig sind. (ReliefWeb, 2021) Die gesundheitlichen und ernährungsbedingten Probleme sind nur einige der vielen dringenden Probleme in dem Land, in dem die Wirtschaftskrise die Lebensgrundlage der Menschen stark beeinträchtigt hat.

Millionen von Flüchtlingen sehen sich in den Nachbarländern wie Kolumbien und Peru mit den gleichen Problemen konfrontiert, da es dort keine geregelten Verfahren gibt, um eine große Zahl eingewanderter Menschen zu versorgen. Fast drei Millionen Menschen, darunter auch Kinder, benötigen dringend Lebensmittel, Medikamente und Unterkünfte. Die humanitäre Krise in Venezuela gilt als die zahlenmäßig größte Fluchtbewegung der Welt, und zwar direkt hinter Syrien. (Save the Children, n.d.)

Das Recht auf Schutz

Auf der Suche nach einem besseren Leben überqueren viele Kinder die benachbarten Grenzen ohne Begleitung. Das erhöht ihr Risiko, entführt, verkauft oder zu Opfern von Kinderhandel zu werden, erheblich. Frauen und Kinder, die ohne Papiere ins Ausland einreisen, sollten an soziale Einrichtungen verwiesen werden, die sie bei der Wahrnehmung ihrer lebensnotwendigen Grundbedürfnisse unterstützen.

Die Transitländer haben die Pflicht, Migranten und Migrantinnen zu helfen, indem sie ihre durch die Konvention zugesicherten Rechte einhalten. Kinder sollten sofort im entsprechenden System registriert werden, aber auch in Sicherheit gebracht werden, bis sie wieder mit ihren Familien zusammengeführt werden. (UNICEF, 2019)

Eltern bemühen sich, ihre Kinder vor den ständig drohenden Gefahren zu schützen, aber ihr Kampf scheint aussichtslos zu sein, da die meisten von ihnen nicht einmal ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Während der Covid-19-Pandemie mussten alle Kinder zu Hause bleiben, da die Schulen geschlossen waren. Weil sie nicht am Online-Unterricht teilnehmen konnten, wurden mehr Kinder Opfer von Missbrauch und Gewalt.

Es wurden einige Initiativen im Land gestartet, um den jüngsten Mitgliedern der Gesellschaft zu helfen. Mehrere religiöse Einrichtungen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Trost zu spenden und eine Ansprechstelle in der Not zu sein. (World Vision, 2022)

Die Kirchen wurden zum Treffpunkt, an dem die Menschen mehr darüber erfuhren, wie man Kinder in diesen schwierigen Zeiten schützen kann. Nach Ausbruch von Covid-19 wurden die Schulungen online durchgeführt, was die Zahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die von diesem Programm profitieren konnten, noch zusätzlich einschränkte.

Ziel war es, die breite Masse über die Rechte von Kindern und ihre Grundbedürfnisse aufzuklären. Auch soziale Einrichtungen wurden in die Initiative einbezogen, da diese mit schwereren Fällen von Missbrauch zu tun hatten, die nicht in den Zuständigkeitsbereich der Ausbildenden fielen. (World Vision, 2022)

Die steigende Zahl von Schwangerschaften bei Jugendlichen und von Kinderehen wurde bei den Treffen angesprochen. Es wurde bekannt, dass Kinder sexuelle Gegenleistungen für Lebensmittel erbringen mussten, aber auch häufige Fälle von Kinderhandel und Gewalt verschärften die Krise. Kinderschutzprogramme zielen darauf ab, die Probleme zu lösen, indem sie Kirchen zu einem sicheren Ort erklären, an dem jeder über die Risiken von Schwangerschaften und Eheschließungen im Jugendalter lernen kann. Verantwortliche sprechen über die Einrichtung von Hilfsprogrammen und Präventivmaßnahmen zur Verbesserung der Initiativen zum Kinderschutz. (World Vision, 2022)

Risikofaktoren -> Länderspezifische Herausforderungen

Kinderhandel 

Die Verbesserung der Lebensumstände von Kindern in einem von zwei sich bekämpfenden Regimen ausgelaugten Land ist eine besondere Herausforderung. Es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Regimevertreter auch Kriminelle sind, die des Kinderhandels und illegaler Folteraktivitäten beschuldigt werden.

Allerdings gelingt es dem Land nicht, die Schuldigen zu finden und strafrechtlich zu verfolgen. Zwar haben sich die Behörden bereit erklärt, eine Verordnung zu erlassen, doch haben sie sich bislang nicht um die Identifizierung der Kinderopfer gekümmert und ihnen nicht geholfen, Zugang zu Betreuungsdiensten und sonstiger Unterstützung nach einer Gewalttat zu erhalten. (U.S. Department of State, 2022)

Humanitäre Organisationen schlagen vor, dass die Behörden härtere Strafen gegen alle Personen verhängen sollten, die am Sexhandel und der Zwangsrekrutierung von Kindern beteiligt sind. Den Behörden ist bekannt, dass es an der kolumbianischen Grenze Armeelager gibt, in denen Kinder zu allen möglichen kriminellen Aktivitäten gezwungen werden. Menschenhändler locken Kinder mit dem Angebot lebensnotwendiger Dingen ganz einfach an. Gegenwärtig hat „Venezuela die höchste Rate an durch Menschenhandel ausgebeuteten Individuen in Lateinamerika.“ (U.S. Department of State, 2022) 

Es ist von größter Wichtigkeit, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im Umgang mit Kindern und Familien auszubilden, die physische und psychische Traumata erleiden. Die Mittel sollten aufgestockt und vorrangig für den Schutz der am meisten gefährdeten Personen eingesetzt werden. Die Probleme der Massenmigration müssen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Ländern angegangen werden.

Darüber hinaus sollte sich eine Abteilung zur Bekämpfung des Menschenhandels  in der Öffentlichkeit etablieren. Auf diese Weise könnte man mit den öffentlich zugänglichen Informationen dazu beitragen, diese illegalen Praktiken dauerhaft zu verbieten und eine gemeinsame Grundlage für die internationale Zusammenarbeit zu schaffen. (U.S. Department of State, 2022)

Kinderarbeit

Venezuela hat auch heute noch mit einer hohen Zahl von Kinderarbeitern zu kämpfen. Jüngere Kinder arbeiten unter schweren Bedingungen in der Landwirtschaft, im Haushalt, im Bergbau und betteln. In diesem sensiblen Alter, in dem ihre motorischen und kognitiven Fähigkeiten noch nicht ausgereift sind, leisten Kinder mehr, als ihr Körper und ihr Geist verkraften können.

Einige werden sogar gezwungen, Drogenverkauf zu betreiben oder an anderen illegalen Geschäften teilzunehmen, die aus sexueller Ausbeutung oder Menschenhandel resultieren. Die venezolanische Regierung hat zwar Gesetze zum Schutz der Kinder vor lebensbedrohlichen Gefahren erlassen, doch werden diese Gesetze noch immer nicht ausreichend umgesetzt. (U.S. Department of Labor, 2017)

Die unzureichende Durchsetzung der Arbeitsgesetze führt dazu, dass das Leben in Venezuela für Kinder auch weiterhin extrem unsicher und gefährdet ist. Es gibt keine Daten zur Finanzierung der Aufsichtsbehörde, zur Anzahl der Inspektoren, zu den durchgeführten Schulungen und Kursen, zu den routinemäßig durchgeführten Inspektionen oder zu den bestehenden Beschwerdeverfahren.

„Nichtregierungsorganisationen haben ihre Besorgnis dahingehend geäußert, dass die Regierung beschäftigte Jugendliche im arbeitsfähigen Alter nicht wirksam kontrolliert, um zu verhindern, dass sich ihre Beschäftigung negativ auf ihre Ausbildung auswirkt und dass sie von den Arbeitgebern ausgebeutet werden.“

– U.S. Department of Labor, 2017

Covid-19 hat die Situation für die Mehrheit der venezolanischen Bevölkerung, die bereits mit politischer Korruption, Nahrungsmittelknappheit und unterdurchschnittlichen Lebensbedingungen zu kämpfen hat, noch verschlimmert. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Menschen ins Ausland ausgewandert sind, leben einige der Kinder bereits allein in ländlichen Gebieten und haben keine andere Überlebenschance, als sich mit harter Landarbeit oder, noch schlimmer, mit kriminellen Aktivitäten innerhalb von Banden zu beschäftigen.

Die Regierung ist zwar nicht in der Lage, die genaue Zahl der Kinderarbeiter anzugeben, aber Nichtregierungsorganisationen berichten, dass es etwa 10 Millionen arbeitende Kinder gibt – mit der Möglichkeit, dass 300.000 Kinder aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 in die gleiche Kategorie fallen könnten. (Ramirez C. E, et al. 2021)

Mangelernährte Kinder

Die Nahrungsmittelkrise in Venezuela fordert ihren Tribut bei den jüngsten und schwächsten Teilen der Bevölkerung. Allein im Jahr 2020 „ist der Anteil der unterernährten Kinder auf 26 % angestiegen“. (Caritas, n.d.) Der Staat braucht dringend Lebensmittel, Medikamente und Vitamine sowie medizinisches Personal, das die Patientinnen und Patienten versorgt und betreut. Eine Familie kann mit einem Tagesbudget von drei Dollar kaum überleben. Kinder und schwangere Frauen sind am stärksten gefährdet, den Folgen einer anhaltenden Hungersnot zu erliegen, die zum Tod führen kann.

Nach Untersuchungen der Caritas in Venezuela „ist die akute Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren während der Covid-19-Pandemie weltweit um 73 % gestiegen“. (Herrera-Cuenca M, 2021) Die Benachteiligungen, denen die Kinder in Venezuela in einem so sensiblen Alter ausgesetzt sind, werden ihr weiteres Leben prägen.

Der fehlende Zugang zu lebenswichtigen Nährstoffen kann ihre Gesundheit dauerhaft schädigen und zu chronischen Leiden und Krankheiten führen, die an künftige Generationen weitervererbt werden könnten. Es ist alarmierend, dass 33 % der Kinder zwischen null und zwei Jahren bereits unter Wachstumsstörungen und Unterernährung leiden. (Herrera-Cuenca M, 2021)

Die meisten Kinder haben nur begrenzte Möglichkeiten, ihr Überleben zu sichern. Die meisten von ihnen werden zur Arbeit gezwungen, von kriminellen Banden rekrutiert oder sind gezwungen, sich auf Müllhalden Nahrung zu suchen. Die Kinder sind schwach und ungesund, was sich nicht nur auf ihre Leistungsfähigkeit, sondern auch auf die genetische Veranlagung der nachfolgenden Generationen auswirkt.

In den ärmsten Gegenden ist der Anteil der abgemagerten und untergewichtigen Kinder am größten. Laut Susana Rico, der Direktorin des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Venezuela, „werden Kinder, die bis zum Alter von 6 Jahren nicht ausreichend ernährt werden, höchstwahrscheinlich nicht ihr volles körperliches und kognitives Potenzial entwickeln“. (Otis J, 2022) 

Ärztinnen und Ärzte stellen fest, dass Eltern kaum in der Lage sind, sich Getreide, Brot und andere billige Lebensmittel zu leisten, anstelle des Proteins, das in Fleisch enthalten ist. Auch Milch, Obst und Gemüse sind ein Luxus, da der Boden in Venezuela nicht fruchtbar ist. Anstelle von Feldfrüchten setzen die Menschen auf Erdölvorkommen.

Im Zuge der noch nie zuvor dagewesenen Wirtschaftskrise mussten die meisten Fabriken schließen. Trotz des Versuchs der Regierung, Lebensmittel zu verteilen, versetzten die von den USA verhängten Sanktionen gegen das venezolanische Öl dem Land einen letzten schweren Schlag. Im Jahr 2021 „gaben 60 % der Hilfeempfänger an, dass die Lebensmittelpakete nur noch alle drei Monate oder noch seltener eintrafen“, was die Krise der Nahrungsmittelknappheit und die Ernährungsunsicherheit nur noch verschärft hat. (Otis J, 2022)

Geschrieben von Lidija Misic

Intern bewertet von Aditi Partha

Übersetzt von Claudia Flanner

Korrektur gelesen von Rebecca Richter

Zuletzt aktualisiert 16. Oktober 2022

Literaturhinweise:

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[1] Dieser Artikel erhebt keineswegs den Anspruch, einen vollständigen oder repräsentativen Überblick über die Rechte der Kinder in Venezuela zu geben. Eine der vielen Herausforderungen sind in der Tat die kaum aktualisierten Informationen über venezolanische Kinder. Viele dieser Informationen sind unzuverlässig, nicht repräsentativ, veraltet oder es sind einfach keine vorhanden.