Ein weiteres Jahr voller Herausforderungen für Kinderrechte weltweit

Posted on Posted in Ausbeutung, Bildung, Freiheit, Frieden, Gesundheit, Gewalt, Kinderrechte, Leben von Humanium, Umwelt

Jedes Jahr stellt Menschen weltweit vor eine bestimmte Herausforderung, doch es ist eine besondere Herausforderung, wenn die von globalen Ereignissen Betroffenen Kinder sind. Leider war das Jahr 2022 in vielerlei Hinsicht nicht günstig für Kinder, und es bleibt nur zu hoffen, dass das neue Jahr mehr Stabilität bringen kann, insbesondere für die Kinder und ihre Familien, die in bewaffneten Konflikten leiden. Während des gesamten Jahres hat sich Humanium dafür eingesetzt, Kinder vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen und den Herausforderungen, die sich aus Covid-19, dem Klimawandel, und anhaltenden Konflikten ergeben, mit einem Menschenrechtsansatz zu begegnen. 

Kinder inmitten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine

Anfang Februar 2022 reichte das russische Justizministerium eine Klage ein, um die Charitable Foundation Sphere (CF Sphere), eine wichtige Organisation zur Verteidigung der Rechte von LGBTQI+ Menschen in Russland, zu liquidieren (Lockshina, 2022). Zwei Monate später entschied ein Bezirksgericht in Sankt Petersburg, die Stiftung aufzulösen. Infolgedessen legitimiert die befohlene Liquidierung der Organisation homophobe Handlungen weiterhin. Die Rechte von LGBTGI+ Menschen in ganz Russland sind derzeit besonders gefährdet. 

In Bezug auf Russland hatte das, was im Februar 2022 geschah, jedoch noch größere Auswirkungen auf die Rechte der Kinder. Im gleichen Monat marschierten russische Streitkräfte in die Ukraine ein und leiteten damit eine gegen die ukrainischen Streitkräfte und deren militärische Mittel und Städte im gesamten Land gerichtete umfangreiche Land-, See- und Luftinvasion ein. Der anhaltende Konflikt in der Ukraine stellt immer noch eine unmittelbare und wachsende Bedrohung für das Leben und Wohlbefinden der 7,5 Millionen Kinder des Landes dar (UNICEF, 2022). 

Kinder wurden getötet, verwundet, und von der sie umgebenden, eskalierenden Gewalt schwer betroffen (Denton, 2022). Darüber hinaus wurden Hunderttausende von Kindern und ihre Familien innerhalb des Landes vertrieben und mehr als zwei Millionen Flüchtlinge auf der Suche nach Sicherheit aus dem Land geflohen – großenteils Frauen und Kinder (Council on Foreign Relations, 2022)

Die Bedeutung des Rechts von Kindern auf Bildung in bewaffneten Konflikten

Das Recht von Kindern auf Bildung ist in den Artikel 28 und 29 der UN-Kinderrechtskonvention verankert. Darüber hinaus ist das Recht auf Bildung genau der Gegenstand der Allgemeinen Bemerkungen XIII, die 1999 vom Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte mit dem Ziel angenommen wurde, Artikel 13 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (ICESCR) auszulegen und zu erläutern (UN-Menschenrechte (n.d))

Weltweit werden Kinder aus verschiedenen Gründen der Bildung und des Lernens beraubt. Obwohl Armut nach wie vor eines der hartnäckigsten Hindernisse ist, haben die Kinder, die von wirtschaftlicher Unsicherheit, politischer Instabilität, bewaffneten Konflikten oder Naturkatastrophen betroffen werden, ebenso wie Kinder mit Behinderungen oder aus ethnischen Minderheiten, eine geringere Chance, eine Schule zu besuchen. 

Darüber hinaus wird Bildung häufig in bewaffneten Konflikten nicht als genauso wichtig wie andere Rechte erachtet und oft vernachlässigt. Außerdem haben bewaffnete Konflikte aus zahlreichen Gründen, wie Kriegsstress, Tod ihrer Eltern oder naher Verwandter, oder die langfristige Trennung von ihren Familien, psychologische Auswirkungen auf Kinder.

Diese Situationen zerstören in kurzer Zeit das Leben, die Betreuung und Bildungseinrichtungen von Kindern und unterbrechen, verweigern und behindern schließlich die Erfüllung des Rechts auf Bildung (British Institute of International and Comparative Law, 2020). Viele Kinder sind ebenfalls in hohem Maß Konflikten ausgesetzt oder nehmen sogar aktiv an Konflikten teil. Es liegt auf der Hand, dass sie ständig unter Gewalt leiden, entweder als Opfer oder als Zeugen. 

Trotzdem sollte Bildung in diesen Situationen als vorrangig betrachtet werden, da sie den Kindern viel mehr als nur das Recht auf Lernen bietet. In der Tat ist Bildung in Notlagen für das psychologische und physische Wohlbefinden und die Entwicklung der Kinder von großer Bedeutung. Weiterhin besteht der Zweck und der Vorteil von Bildungen in Notlagen darin, den Kindern den dringend benötigten sozialen Schutz zu bieten. 

Klimazerstörung ist Kindermissbrauch

Zusätzlich zu den bewaffneten Konflikten, die Kinder bedrohen, ist dem Children’s Climate Risk Index (CCRI) zufolge fast die Hälfte der Kinder weltweit auch einem hohen Risiko durch die negativen Auswirkungen des aktuellen Klimawandels ausgesetzt (UNICEF, 2021). Trotz des globalen, nationalen, und regionalen Einsatz für den Umweltschutz, der durch eine Vielzahl von hochrangigen politischen Verträgen, Beschlüssen, Strategien, Vereinbarungen und Verpflichtungen erreicht wird, werden Kinder bei den Initiativen zur Bewältigung der Klimakrise immer noch vergessen. 

„Die Klimakrise ist eine Krise der Kinderrechte.“

– UNICEF, 2021

Die aktuellen Zahlen sehen ziemlich dünnster aus. Auf globaler Ebene wird berichtet, eines von fünf Kindern habe derzeit weltweit keinen Zugang zu Wasser oder nicht genug Wasser, um seine täglichen Bedürfnisse zu befriedigen. Es wird vermutet, 1 Milliarde Kinder sei durch die Auswirkungen des Klimawandels extrem stark gefährdet. 820 Millionen (mehr als ein Drittel der Kinder weltweit) sind Hitzewellen, 400 Millionen (fast jedes sechste) von Wirbelstürmen, 330 Millionen (jedes siebte) von Überschwemmungen von Flüssen, 240 Millionen (jedes zehnte) von Überschwemmungen an den Küsten und 920 Millionen (mehr als ein Drittel) von Wasserknappheit stark betroffen (EAD, 2022).

Außerdem wird in 20 Jahren jedes viertes Kind in Gebieten mit extremem Hochwasserstress leben (Child Rights Connec, 2022). Weiterhin werden Kinder immer häufiger Wetterereignissen wie verheerenden Überschwemmungen, Wirbelstürmen, Luftverschmutzung, globaler Erwärmung, extremen Wetterereignissen, Wüstenbildung, Entwaldung, katastrophalen Dürren, Hitzewellen, Bränden, Stürmen und den damit verbundenen Folgen ausgesetzt sein. Somit ist das Versäumnis der Regierungen, den Klimawandel zu verringen und seine Schäden abzumildern, eine Form der Gewalt gegen Kinder und kann daher als eine Form des Kindesmissbrauchs definiert werden. 

Humanium setzt sich weltweit für die Rechte der Kinder ein

Während des gesamten Jahres hat Humanium hart daran gearbeitet, die in der UN-Kinderrechtkonvention (CRC) anerkannten Rechte zu erfüllen. Gleich zu Beginn des Jahres legte Humanium dem Sonderberichterstatter Empfehlungen zu Menschenhandel, insbesondere dem Frauen- und Kinderhandel, vor. Dieser Antrag zielt darauf ab, den Menschenhandel in der Landwirtschaft zu unterbinden, indem weitere Präventions- und Schutzstrategien erläutert und die inhärente Anfälligkeit der Kinder selbst berücksichtigt wurden. 

Im März 2022 nahm Humanium an einer wichtigen Nebenveranstaltung zur 49. Sitzung des Menschenrechtsrates teil. Ziel der Nebenveranstaltung, die von der Sonderbeauftragten des Generalsekretärs für Gewalt gegen Kinder und den Mitgliedern der Child Rights Working Group on Children and Violence organisiert wurde, war es, das Engagement der Aktionäre für die Beendigung der Gewalt gegen Kinder zu stärken, die durch die Auswirkungen des Klimawandels, der Covid-19-Pandemie und Russlands Angriffskrieg in der Ukraine noch verschärft wird. 

Im April führten wir in Zusammenarbeit mit unserem lokalen Partner, Hand in Hand Indien, drei Humanium-Projekte durch und hielten sieben weitere Workshops ab. Da Hand in Hand Indien mit finanzieller Unterstützung anderer engagierter NRO auch andere Projekte durchführt, wurden dank der freundlichen Hilfe unseres Co-Trainers und Ausbilders Vicdan Merte aus Istanbul insgesamt 20 Workshops durchgeführt. 

An unseren Workshops nahmen jeden Morgen 25 bis 30 Personen teil – Jugendliche, Lehrer oder Ausbilder für soziale und psychologische Entwicklung aus verschiedenen Dörfern in den indischen Bundesstaaten Tamil Nadu und Madhya Pradesh, in denen wir seit 15 Jahren mit unseren Projekten vertreten sind. Die Ausbilder, die wir bei unserem letzten Besuch im Jahr 2019 trafen, zeigten uns, wie sie unsere Techniken und Coaching-Übungen täglich anwenden, um Gewalt zu bekämpfen und Fortschritt und Entwicklung bei Kindern zu erreichen. 

„Wir haben eine wunderbare Zeit miteinander verbracht und eine große Wirkung erzielt. Wir können es mit Freude und Ehrlichkeit sagen – wir kommen wieder!“

– Arndt Soret, Mitbegründer und Direktor von Humanium

Hoffnung auf ein friedliches neues Jahr

Darüber hinaus engagierte sich Humanium im Kampf gegen Kinderarbeit und Kinderhandel und war aktiv an mehreren Projekten auf verschiedenen Ebenen beteiligt, die darauf abzielen, diese Praktiken zu beseitigen und die volle Achtung der Kinderrechte zu gewährleisten. Humanium war und ist in der Tat in enger Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft engagiert, um starke Partnerschaften zur Umsetzung der Kinderrechte aufzubauen, und wir bemühen uns weiterhin, Empfehlungen und Vorschläge auf der Ebene der Vereinten Nationen einzubringen. 

Wir werden niemals aufhören, uns für eine Welt einzusetzen, in der Kinder von Bildung und Fortschritt umgeben sind, anstatt von bewaffneten Konflikten und Angst. Auch wenn wir mit Herausforderungen konfrontiert sind, werden wir weiterhin verschiedene Arten von Ausbildung anbieten, um Wachstum und friedliche Gemeinschaften zu erreichen, in denen jeder das gleiche Recht hat, egal ob Kind oder Erwachsener, und unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Nationalität. Wenn Sie uns bei unserer Arbeit unterstützen möchten, ziehen Sie bitte in Erwägung, eine Patenschaft für ein Kind zu übernehmen, eine Spende zu tätigen oder im kommenden Jahr als Freiwilliger mitzuarbeiten.

Im Namen des gesamten Humanium-Teams wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben ein sicheres, glückliches und erfüllendes neues Jahr!

Geschrieben von Ivana Kaćunko

Übersetzt von Felix Lunn

Korrigiert von Katrin Glatzer

Referenzen: 

British Institute of International and Comparative Law (2020). Protecting Education in Insecurity and Armed Conflict, An International Law Handbook, second edition. Retrieved from the British Institute of International and Comparative Law at https://www.right-to-education.org/sites/right-to-education.org/files/resource-attachments/PEIC_BIICL_international_law_handbook_2020_en.pdf, accessed on November 24, 2022. 

Child Rights Connect (2022). Saving the planet is saving children: Voices of Children for COP27 and beyond. Retrieved from Child Rights Connect at https://childrightsconnect.org/saving-the-planet-is-saving-children-voices-of-children-for-cop27-and-beyond/, accessed on November 24, 2022.

Council on Foreign Relations (2022). Conflict in Ukraine, Global Conflict Tracker. Retrieved from the Council on Foreign Relations at https://www.cfr.org/global-conflict-tracker/conflict/conflict-ukraine, accessed on November 24, 2022.

Denton, J. W. (2022). Ukraine crisis: What can business do for children and their families? Retrieved from the International Chamber of Commerce at https://iccwbo.org/publication/ukraine-crisis-what-can-business-do-for-children-and-their-families/, accessed on November 24, 2022.

EEAS (2022). The Climate Crisis: a Threat Multiplier for Violence against Children. Retrieved from the Delegation of the European Union to the United Nations in New York at https://www.eeas.europa.eu/delegations/un-new-york/climate-crisis-threat-multiplier-violence-against-children_en, accessed on November 23, 2022.

Lokshina, Tanya (2022). Russian Government Seeks Closure of LGBT Rights Group.  Retrieved from Human Rights Watch at https://www.hrw.org/news/2022/02/09/russian-government-seeks-closure-lgbt-rights-group, accessed on November 23, 2022.

UNICEF (2021). The climate crisis is a child rights crisis. Retrieved from UNICEF at https://www.unicef.org/media/105376/file/UNICEF-climate-crisis-child-rights-crisis.pdf, accessed on November 23, 2022.

UNICEF (2022). War in Ukraine: Support for children and families. Retrieved from UNICEF at https://www.unicef.org/emergencies/conflict-ukraine-pose-immediate-threat-children, accessed on November 23, 2022.

UN Human Rights (n.d.). d) General Comment No. 13: The right to education (article 13) (1999). Retrieved from the Office of the High Commissioner for Human Rights (UN Human Rights) at https://www.ohchr.org/en/resources/educators/human-rights-education-training/d-general-comment-no-13-right-education-article-13-1999#:~:text=For%20the%20most%20part%2C%20they,effectively%20in%20a%20free%20society%22%2C, accessed on November 23, 2022.