Kinder in Gabun

Die Verwirklichung der Kinderrechte in Gabun

Zahlreiche Hindernisse erschweren es Kindern in Gabun, ein Leben zu führen, in dem all ihre Rechte respektiert und gewahrt werden. Obwohl es in vielen Bereichen Fortschritte gibt, sind Kinderarbeit, Kinderhandel, Schwangerschaften bei Jugendlichen und ein mangelnder Zugang zu grundlegender Versorgung immer noch weit verbreitet. 

Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,71/10
Orangefarbene Stufe: Erkennbare Probleme

Bevölkerung: 2,2 Millionen
Bev. 0-14 Jahren: 37 %

Lebenserwartung: 66,47 Jahre 
Kindersterblichkeit: 42.5 

Gabun auf einen Blick

Gabun liegt an der Atlantikküste Zentralafrikas und grenzt im Norden an Kamerun und Äquatorialguinea und im Osten und Süden an die Republik Kongo. Geographisch gesehen besteht Gabun hauptsächlich aus der Hochebene und Hügeln, um die sich ein extrem dichtes hydrologisches Netz legt, das, zusammen mit oberen Flussläufen an der Nordküste, zwei Flüsse speist, den Ogooué und den Nyanga. In Gabun herrscht feuchtwarmes Klima, was typisch für tropische Regionen ist (World Bank Climate Change Knowledge Portal , n.d.).

Obwohl das Land zu 85 % aus Wald besteht, hat Gabun eine der höchsten Urbanisierungsraten in Afrika: mehr als vier von fünf Menschen leben in Städten. In der Hauptstadt Libreville und in der Stadt Port-Gentil, die oft als Wirtschaftshauptstadt bezeichnet wird, leben 59 % der Bevölkerung (World Bank , 2021).

Um ein Land zu verstehen, muss man seine Geschichte verstehen. Sie ist das Fundament, auf dem die Gegenwart sich abspielt, deswegen ist sie so wichtig. Die Geschichte Gabuns ist stark durch die Folgen der Kolonialisierung geprägt. Als erste dokumentierte Kolonialmacht erreichten portugiesische Seefahrer1472die Küste Gabuns. Die Franzosen erlangten schließlich die Kontrolle über das Land (Gardinier, 2021).

Gabun wurde als eine von vier Kolonien 1910 Teil der Föderation Französisch-Äquatorialafrika. Anfänglich gab es wenig Gegenwehr der Bevölkerung gegen die französischen Kolonialherren. Doch die Franzosen führten Arbeitssteuern für öffentliche Projekte ein und es kam zu Handelsbeeinträchtigungen. Zudem kam es im Rahmen der französischen Politik zwischen1898 und 1914 zur Entwicklung der Wirtschaftdurch monopolistischekonzessionierte Gesellschaften. Dies hatte drastische Konsequenzen für die landwirtschaftliche Produktion, den Handel und die Besiedlung, sodass sich großer Widerstand regte (Gardinier, 2021). 

Zwischen den zwei Weltkriegen gewann eine anti-koloniale, aberpro-französische Elite an Einfluss im Land, aus der sich in der Zeit der Vierten Republik Frankreichs die Politiker Gabuns rekrutierten. In dieser Zeit war Gabun erstmals im französischen Parlament vertreten. Frankreich investierte zu dieser Zeit stark in die Wirtschaft, Bildung und das Gesundheitssystem Gabuns. 1958 wurde Gabun autonome Republik im Schoßeder Französischen Gemeinschaft. Nach dem Abschluss von Kooperationsvereinbarungen mit Frankreich erlangte Gabun am 17. August 1960 die Unabhängigkeit.

Léon M‘ba, der erste Präsident der Republik, begründete eine Einparteienregierung, was zu einem Aufstand junger Offiziere führte. Die Unterstützung durch Frankreichs Präsident Charles de Gaulle aufgrund starker Wirtschaftsinteressen Frankreichs in der Region sicherte ihm jedoch seine Rückkehr zur Macht. Nach dem Tod M‘bas‘ kam Albert Bernard Bongo an die Macht und etablierte mit Bongos Gabunischer Demokratischer Partei ebenfalls eine Einparteienregierung, durch die er 1973 wiedergewählt wurde.

1990 kam es wegen der von der Regierung eingeführten Sparmaßnahmen zu Protesten, was zu Verfassungsänderungen und einer Wiedereinführung des Mehrparteiensystems führte. Trotz dieser Ereignisse wurde Bongo 1993 und 1998 wiedergewählt. Seine Wiederwahl stand jedoch bekanntermaßen unter dem Verdacht des Wahlbetrugs.(Gardinier, 2021). 

Ein von Korruption durchzogenes System bereitete den Weg für die zahlreichen finanziellen Probleme Gabuns. Regierungsbeamte und Unternehmensinhaber machten 2 % der Bevölkerung aus, kontrollierten aber 80 % des Privateinkommens. Durch hohe Gehälter, dem Abzweigen von Mitteln und große Geldüberweisungen wurde Gabun finanziell ausgeblutet. Ende 1990 geriet das Land unter heftigen Druck durch den Internationalen Währungsfonds (IWF), staatliche Unternehmen zu privatisieren und das Abzweigen staatlicher Mittel einzustellen (Gardinier, 2021). 

2003 wurde durch eine Verfassungsänderung die Begrenzung der Amtszeit von Präsidenten aufgehoben, sodass Bongo 2005 bei der Wahl kandidieren und diese auch für sich entscheiden konnte.  Nach Bongos Tod im Jahr 2009 wurde die Senatspräsidentin Rose Francine Rogombé als Übergangspräsidentin vereidigt. Nach den Wahlen übernahm Ali Ben Bongo die Kontrolle, und dies trotz gewalttätiger Proteste und der Empörung, die seine Wahl mit sich brachte. Viele Menschen glaubten, dass er nur durch Wahlbetrug und Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe an die Macht gekommen war.  Er wurde 2016 wiedergewählt und regiert seitdem das Land(Gardinier, 2021). 

Status der Kinderrechte [1]

Auf internationaler Ebene hat Gabun die Kinderrechtskonvention (KRK) ratifiziert. 2007 ratifizierte Gabun auch das Fakultativprotokoll zum Verkauf von Kindern, Kinderprostitution und Kinderpornographie sowie 2010 das Fakultativprotokoll zur Beteiligung von Kinder an bewaffneten Konflikten.

Gabun hat außerdem einige internationale Abkommen unterzeichnet und ratifiziert. 2000 ratifizierte das Land das Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe und 2007 das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Gabun unterzeichnete 2004 das Internationale Übereinkommen zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen, ratifizierte es jedoch nicht. 

In Bezug auf Verträge und Übereinkommen innerhalb Afrikas ratifizierte Gabun 2007 die Afrikanische Charta über die Rechte und das Wohlergehen des Kindes. Dies ist ein wichtiges Dokument im Kampf für Kinderrechte. Obwohl es viele der Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention aufgreift, konzentriert es sich doch speziell auf die Lebensumstände von Kindern im afrikanischen Kontext. Bis Juni 2021 hatten nur fünf Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union diese Charta nicht ratifiziert. Diese sind Marokko, Tunesien, Somalia, der Süd-Sudan und die Demokratische Arabische Republik Sahara(ACERWC, 2021). 

Auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen 

Recht auf Bildung

Im Bereich Bildung wurden einige wichtige Maßnahmen umgesetzt. Seit 1966 ist beispielsweise der Schulbesuch kostenlos und verpflichtend für alle Kinder. Das Gesetz 021 aus dem Jahr 2012 regelt zudem den Zugang zu und die Bereitstellung von Bildungsangeboten. Es stellt sicher, dass diese für Kinder ab 3 Jahren verpflichtend sind(OHCHR, 2016). Obwohl der Besuch von Bildungseinrichtungen also schon für jüngere Kinder verpflichtend ist, sind die gabunischen Schülerinnen und Schüler im Durchschnitt zwischen 6 und 15 Jahre alt(UNESCO, n.d.).  

Trotz des Aufbaus eines Systems, dass das Recht auf Bildung für Kinder aufrechterhalten will, sieht die Situation in Wirklichkeit düsterer aus. Obwohl 90 % der Kinder die Grundschule besuchen, steigt der Anteil an Schülerinnen und Schülern, die die Sekundarschule abbrechen, sehr stark an. Nur 57 % der Mädchen und 48 % der Jungen schließen die Sekundarschule ab(UNICEF, n.d.).

Durch seine Kolonialgeschichte ist Französisch die Hauptsprache in Gabun. Das Land hat eine der höchsten Alphabetisierungsraten in Subsahara-Afrika. In diesem Bereich gab es ein deutliches Wachstum: 1995 konnten 36,8 % der Erwachsenen nicht lesen und schreiben, 2015 lag die Alphabetisierungsrate bei Erwachsenen bei 83,2 %(Paez, 2017).

Obwohl das Allgemeine Bildungsgesetz das Recht auf kostenlose und verpflichtende Bildung garantiert, müssen die Schülerinnen und Schüler für ihre Materialien aufkommen und Gebühren zahlen. Das hält viele Kinder davon ab, zur Schule zu gehen. In ländlichen Regionen Gabuns gibt es nur wenige Schulen und Lehrkräfte. Außerdem besteht meistens kein Zugang zu Grundschulbildung.

Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass einige Kinder, meistens Mädchen, in der Schule sexuell belästigt werden. Kinder aus ländlichen Gebieten haben oft keine Geburtsurkunde und, da dieses Dokument Voraussetzung für den Schulbesuch ist, können diese Kinder oft nicht zur Schule gehen und werden so leicht Opfer von ausbeuterischen Praktiken(Bureau of International Labor Affairs, 2020). 

Recht auf Gesundheit 

Die Wirtschaft Gabuns wird in die Kategorie „gehobenes mittleres Einkommen“ eingeordnet. Trotzdem ist Armut ein dringliches Problem, was dazu führt, dass sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung immer weiter verschlechtert(Obounou, 2017).  Die Regierung hat in die Gesundheitsinfrastruktur investiert, aber Krankheiten wie Malaria und HIV/AIDS und die hohe Kindersterblichkeitsrate gehören weiterhin zu den häufigsten Todesursachen. Der konstante Mangel an Krankenhausbetten verschlimmert die Situation zusätzlich: auf 1.000 Menschen kommen durchschnittlich nur 6,3 Krankenhausbetten, und nur sechs Ärzte und vier Hebammen sind für je 10.000 Menschen zuständig (Obounou, 2017).

Die Erhöhung der öffentlichen Ausgaben hat dazu geführt, dass private Zuzahlungen im Gesundheitsbereich stark zurückgegangen sind. Die seit 2007 laufenden Reformen zur Finanzierung des Gesundheitswesens haben ergeben, dass Zuzahlungen 50 % der Gesamtausgaben in diesem Bereich ausmachten. 2016 waren es nur noch 23 %,womit Gabun den niedrigsten Prozentsatz in diesem Bereich innerhalb der Zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft (CEMAC) aufweist (WHO). 

Die Caisse Nationale d‘AssuranceMaladie et de Garantie Sociale (CNAMGS), das nationale Gesundheitssystem Gabuns, wurde 2008 eingeführt. Zuerst wurden Studentinnen und Studenten, arme Menschen und ältere Menschen in die Krankenversicherung aufgenommen. Ab 2011 konnten sich Beschäftigte im öffentlichen Dienst versichern und ab 2013 auch Angestellte aus der Privatwirtschaft(Kuo, 2020). 

Die Nationale Gesundheitsstrategie finanziert 100 % der Kosten der Gesundheitsversorgung für Mütter. Die Müttersterblichkeitsrate im Land ist dennoch nicht zu vernachlässigen: 2015 starben im Durchschnitt 261 Frauen pro 100.000 Lebendgeburten (Kuo, 2020).

Obwohl es im Vergleich zu anderen Ländern der Region in Gabun positive Entwicklungen im Gesundheitsbereich gibt, machen Ausgaben im Gesundheitswesen nur 3,44 % des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Gabun gibt also für die Gesundheitsversorgung weniger aus als seine Nachbarländer Kamerun, Tschad, Äquatorialguinea oder die Demokratische Republik Kongo, obwohl es ein Land mit mittlerem bis hohem Einkommen ist (Kuo, 2020). 

Recht auf sauberes Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen 

Obwohl die Wasserqualität in Gabun sehr gut ist, erschwert die zunehmende Urbanisierung den Zugang zu Trinkwasser, denn 87 % der Bevölkerung lebt in Städten. Die Nachfrage nach verlässlicher Wasserversorgung steigt proportional zum Wachstum der Bevölkerung in den Städten(Doran, 2017). 

In der Hauptstadt Libreville herrscht zum Beispiel oft Wasserknappheit, was eine Folge der geringen Lagermöglichkeiten und fehlenden Wartungsanlagen ist. Außerdem fehlen Kapazitäten zur Herstellung von Trinkwasser. Ein unzureichendes Abwasser- und Regenwassersystem, schlechtes Abwasser- und Abfallmanagement und der Zugang zu verbesserten Wasserquellen verdeutlichen Gabuns Problem im Bereich Hygiene und Zugang zu angemessenen Sanitäreinrichtungen.

Wenn es an der Versorgung mit sauberem Wasser und an ordentlichen Sanitäreinrichtungen mangelt, besteht ein erhöhtes Risiko für sogenannte vernachlässigte Krankheiten. Bei einem Großteil der Bevölkerung ist die Gefahr groß, dass sie sich über den Kontakt mit dem Boden mit Wurmerkrankungen infiziert. Auch Elephantiasis und Bilharziose sind weit verbreitete vernachlässigte Krankheiten.(Doran, 2017).

Es gibt jedoch anhaltende Bemühungen, allen Menschen in Gabun Zugang zu sauberem Wasser zu garantieren. Das Programm „Integrierte Trinkwasserversorgung und Sanitäreinrichtungen“ in Libreville, Gabuns erstes Trinkwasserprojekt, hat zum Ziel, bis 2025 einen allgemeinen Zugang zu nachhaltiger Trinkwasserversorgung und Sanitäreinrichtungen zu garantieren. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren.(AFDB, 2019).

Durch das Programm soll das Trinkwassernetzwerk über die Grenzen der Hauptstadt hinaus erweitert werden, womit zusätzlich 300.000 Menschen in den umliegenden Gebieten an das System angeschlossen werden. Städte wie Akanda, Owendo und Ntoum profitieren in erheblichem Maße von dieser verbesserten Infrastruktur(Shrestha, 2020).

In Gabun war es lange normal, dass zwei oder mehrere Haushalte gemeinsam eine sanitäre Einrichtung benutzen. Diese Zahl ist jedoch rückläufig: 2003 war dies noch für 36 % der Bevölkerung der Fall, 2017 nur noch für 27 %. Die Chancen stehen gut, dass bald jeder Haushalt seine eigene sanitäre Einrichtung nutzt. Diese Verbesserungen sind hauptsächlich auf die Priorisierung beim Ausbau der Infrastruktur und auf Outreach-Programme der Regierung Gabuns und von internationalen Organisationen zurückzuführen(Shrestha, 2020).

Defäkation im Freien ist der Grund für zahlreiche Gesundheitsprobleme. Obwohl 2017 nur 3 % der Bevölkerung Gabuns diese praktizierten, ist dies trotzdem besorgniserregend, denn 2000 waren esnur 1 % der Bevölkerung(Shrestha, 2020). 

Risikofaktoren → Länderspezifische Herausforderungen

Kinderhandel 

Trotz entsprechender Anstrengungen der Regierung Gabuns erfüllt das Land die Mindeststandards für die Abschaffung von Kinderhandel noch nicht vollständig. Tatsächlich sind Kinder immer noch den harten Realitäten des Kinderhandels ausgesetzt. Da Gabun an der Westküste Afrikas liegt, ist das Land ein Hotspot für Kinderhandel. Kinder ausNigeria, Mali, Togo und Benin werden ins Land geschmuggelt. Ein Großteil davon sind Mädchen, die als Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Zusätzlich sind diese Migrantenkinder unweigerlich weiteren Risiken wie Verbrechen, sexueller Belästigung und Gewalt ausgesetzt (UNICEF, n.d.). 

Das Verfahrenshandbuch zum Thema Menschenhandel der Regierung von Gabun hat Rahmenbedingungen zum Umgang mit Menschenhandel geschaffen und darin den gesamten Prozess von der Identifizierung bis zur Rückführung von Opfern von Kinderhandel beschrieben. 2019 dokumentierten Regierungsbeamte 30 Fälle von Kinderhandel(U.S. Department of State, 2021). 

Die meisten Notunterkünfte für Opfer von Menschenhandel sind überfüllt. Diese Überbelegung führte dazu, dass Strafverfolgungsbeamte ihre Kontrollbesuche in den Notunterkünften bei Fällen von Kinderhandel drastisch reduzierten. Das resultierte aus ihrer Annahme, dass es unmöglich wäre, die Opfer an Orten unterzubringen, die nicht die notwendige Infrastruktur haben, um sich um diese zu kümmern. 2020 wurden die Rückführungen aufgrund der Pandemie eingestellt. Kinder blieben also länger in den Notunterkünften, was deren Überbelegungsprobleme noch einmal verschlimmerte(U.S. Department of State, 2021). 

Obwohl die Regierung früher die Opfer entschädigte, geschah dies während des aktuellen Berichtzeitraums nicht. Opfer hatten zwar die Möglichkeit, Zivilklage gegen ihre Schleuser einzureichen, wussten jedoch nichts von dieser Möglichkeit und nahmen sie daher nie wahr. Der Präsident hat schon das zweite Jahr in Folge den Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Menschenhandel nicht unterzeichnet, was verdeutlicht, dass die Regierung ihre Bemühungen im Bereich Prävention reduziert hat (U.S. Department of State, 2021). 

Kinderarbeit 

Kinderarbeit ist ein unmittelbarer Verstoß gegen Kinderrechte und spricht Kindern jegliche Möglichkeit ab, ein Leben in Freiheit zu führen, über ihr eigenes Leben zu entscheiden und ihre grundlegenden Bedürfnisse zu erfüllen. Leider ist Kinderarbeit immer noch grausame Realität für gabunische Kinder

Nach gabunischem Recht betrifft das Mindestalter für Erwerbsarbeit nur Kinder in formalen Beschäftigungsverhältnissen. Dies entspricht nicht den internationalen Normen, die den Schutz aller Kindern durch das Mindestalter für die Erwerbstätigkeit vorschreiben. Das Arbeitsgesetz verbietet es Kindern unter 16 Jahren, zu arbeiten, aber dieses Mindestalter gilt nicht für Kinder in informellen Arbeitsverhältnissen. Dies entspricht wiederum nicht den internationalen Normen, die eindeutig festlegen, dass alle Kinder durch dieses Gesetz geschützt werden müssen (Bureau of International Labor Affairs, 2020).  

Bei der Prüfung und im Außenkontakt sind Arbeitskontrolleure außerdem nicht dazu befugt, Strafen zu bemessen. Ihnen mangelt es an grundlegenden Ressourcen für die Durchführung von Ermittlungen. Im November 2020 startete das Justizministerium zusammen mit UNICEF eine Hotline mit dem Namen „Supermwanaline“, durch die den Behörden potentieller Kindesmissbrauch, worunter auch Kinderarbeit gefasst wurde, gemeldet werden konnte. Die Regierung holte 80 Kinder aus Arbeitsverhältnissen, die von Ausbeutung gekennzeichnet waren, und unterstützte sie mit sozialen Dienstleistungen (Bureau of International Labor Affairs, 2020).

Wie bereits erwähnt ist Gabun ein Hotspot für Kinderhandelaus anderen Ländern Zentral- und Westafrikas. Die Eltern vertrauen das Leben ihrer Kinder Zwischenhändlern an, die ihnen eine gute Ausbildung und sichere Arbeitsplätze versprechen. Die Realität sieht viel düsterer aus: Kinder werden oft als Arbeitskräfte ausgebeutet(Bureau of International Labor Affairs, 2020). 

Berichten zufolge bekommen Kinder hauptsächlich Arbeit im informellen Sektor als Straßenverkäufer. Sie verkaufen meistens Obst und Kosmetikprodukte auf den Märkten Librevilles und in anderen Städten, wie zum Beispiel Port-Gentil. Daneben müssen Jungen oft in der Fischerei, in Werkstätten oder als Minibusfahrer arbeiten. Außerdem reinigen sie oft die Marktflächen nach Schließung desMarkts(Bureau of International Labor Affairs, 2020). 

Rechte von Mädchen

Wenn junge Mädchen schwanger werden, sind nicht nur die Bedingungen für das Kind schwierig. Auch die Lebensqualität der Mütter verschlechtert sich dadurch massiv, da ihnen ihre Freiheit genommen wird und sie schon in frühen Jahren eine große Verantwortung tragen. 

In Gabun sind frühe Schwangerschaften eine Folge von fehlendem Bewusstsein und mangelnden Informationen im Bereich derSexualerziehung. Dies trägt zur hohen Müttersterblichkeit im Land bei: 2012 waren es 316 Tote pro 100.000 Lebendgeburten. Außerdem sind 11 % der jungen Mädchen entweder verheiratet oder leben in einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft. 58 % der Mädchen haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln– eine dramatisch hohe Zahl (UNFPA, 2019). 

2015 verzeichnete man laut einer Studie zu frühen Schwangerschaften, die an Schulen durchgeführt wurde, 51 % der Betroffenen von frühen Schwangerschaften in Schulen in den unteren Sekundarschulklassen. Dies wiederum hat einen Einfluss auf ihre Bildungschancen, denn 45 % der jungen Mütter haben Schwierigkeiten in der Schule, 44 % wiederholen das Schuljahr mindestens einmal und 8 % gehen irgendwann gar nicht mehr zurSchule (UNFPA, 2019).

HIV/AIDS

HIV/AIDS ist ein akutes Problem in Gabun. Schätzungsweise 3,8 % der Erwachsenen leiden an der Krankheit. Damit liegt Gabun auf Platz 14 bei den Ländern, die am stärksten von HIV/AIDS betroffen sind. Die jüngsten Daten aus dem Jahr 2020 zeigen, dass in Gabun 2.900 Kinder zwischen 0 und 14 Jahren mit HIV leben (UNAIDS, 2020).

Da sich die Krankheit immer weiter verbreitet, wurden Maßnahmen getroffen, um sie einzudämmen und das Bewusstsein für sie zu stärken(Kuo, 2020). Teil dieser Maßnahmen waren Veranstaltungen in Schulen in Ndende und Fougamou, die für die Krankheit sensibilisieren sollten und mehr als 3.000 Schülerinnen und Schüler erreichten (UNAIDS, 2017).

Weibliche Genitalverstümmelung (FGM)

Weibliche Genitalverstümmelung ist eine verabscheuungswürdige Praxis, die in keinster Weise den Gesundheitszustand der jeweiligen Frau verbessert. Leider ist sie immer noch Realität in Afrika, wozahlreiche Gemeinschaften in 29 Ländern sie immer noch praktizieren (UNFPA, 2020).Positiv ist jedoch, dass diese schreckliche Praxis nie Teil der gabunischen Kultur war und seit 2010 per Gesetz verboten ist (OHCHR, 2016). 

Umweltprobleme

Der Klimawandelist die Ursache für globale Veränderungen. Auch Gabun ist keine Ausnahme. Im Land besteht zudem ein Risiko für hydrometeorologische Katastrophen und Naturkatastrophen, wie zum Beispiel jahreszeitlich bedingtes Hochwasser, Erdrutsche, extreme Winde und Niederschlagsveränderungen. Diese Naturkatastrophenhaben dramatische Auswirkungen auf die Sektoren Landwirtschaft, Öl, Wasser und Bergbau (World Bank Climate Change Knowledge Portal, n.d.).

In Gabun macht sich außerdem ein Temperaturanstieg bemerkbar, wodurch extreme Wetterlagen vorhergesagt werden. Diese werden erhebliche Auswirkungen auf die verschiedenen Wirtschaftssektoren und die Bevölkerung haben. Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status sind besonders gefährdet und anfälliger für die negativen Auswirkungen des Klimawandels (World Bank Climate Change Knowledge Portal , n.d.).

Die Landwirtschaft ist einer der Sektoren, die am anfälligsten für Schäden infolge des Klimawandels sind. Temperaturveränderungen und Niederschlag haben Auswirkungen auf die physikalische, biologische und chemische Zusammensetzung des Bodens. Über 50 % der gabunischen Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, deswegen blickt man dort dem Klimawandel mit großer Sorge entgegen. Nur 5 % der Fläche Gabuns ist landwirtschaftlich nutzbar und kann für die Bepflanzung oder die Subsistenzwirtschaft genutzt werden, obwohl es in Gabun viele Wälder gibt (World Bank Climate Change Knowledge Portal, n.d.). 

In Gabun besteht ein besondershohes Risiko für Überschwemmungen. Es wird erwartet, dass es mindestens einmal in den nächsten zehn Jahren Flussüberschwemmungen mit lebensbedrohlichen Folgen und großen Schäden geben wird. In Gabun besteht außerdem das Risiko eines Anstiegs des Meeresspiegels,der Überschwemmungen in Küstengebieten mit sich bringen kann (World Bank Climate Change Knowledge Portal , n.d.). 

Geschrieben von Aditi Partha

Übersetzt von Katharina Haas

Korrektur gelesen von Rebecca Richter

Zuletzt aktualisiert am 5. Oktober 2021

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[1] Dieser Artikel ist kein umfassender oder repräsentativer Bericht über den Status der Kinderrechte auf Gabun. Eine der Herausforderungen auf Gabun ist die Tatsache, dass es wenige aktuelle Informationen über die Kinder Madagaskars gibt. Viele der vorhandenen Informationen sind nicht verlässlich, nicht repräsentativ, veraltet oder einfach nicht vorhanden.